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Medizin

Enzym schuld an krankhaften Aderausweitungen

Zusammenhang von fettreicher Ernährung, Entzündungen und Arteriosklerose im Tierversuch nachgewiesen

Querschnitt durch die Hauptschlagader einer Maus © Uniklinikum Jena

Wissenschaftler vom Institut für Vaskuläre Medizin des Universitätsklinikums Jena haben Hinweise auf die maßgebliche Rolle eines entzündungsstimulierenden Enzyms bei Ausweitungen der Hauptschlagader (so genannte Aneurysmen) entdeckt. Dies ist das Ergebnis einer gemeinsam mit einem internationalen Forscherteam durchgeführten Studie, deren Ergebnisse in der renommierten Fachzeitschrift „Nature Medicine“ veröffentlicht wurden.

In einer Studie im Tierlabor haben die Jenaer Wissenschaftler unter der Leitung von Professor Andreas Habenicht mit Kollegen in Kanada und den USA gezeigt, dass das Enzym 5-Lipoxygenase bei Mäusen maßgeblich an der Entstehung von Aneurysmen, also krankhaften Ausweitungen der Hauptschlagadern, beteiligt ist.

Das Enzym 5-Lipoxygenase ist im Organismus zentral an der Bildung von so genannten Leukotrienen beteiligt, einer Hormongruppe, die in weißen Blutkörperchen entsteht und entzündliche und allergische Reaktionen reguliert. Die Rolle der Leukotriene, die die Durchlässigkeit der Gefäßwände erhöhen, ist bei der Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen bisher wenig beachtet worden. Aber bereits im vergangenen Jahr hatten die Jenaer Forscher ein gehäuftes Auftreten der stark entzündungsstimulierenden Lipoxygenase bei Gefäßerkrankungen wie Herzinfarkt, Hirnschlag und Gefäßverengungen entdeckt – und damit der Diskussion um die Verbindung zwischen Entzündungen, der 5-Lipoxygenase und krankhaften Gefäßveränderungen durch Arteriosklerose Auftrieb gegeben.

Zusammenspiels von Leukotrienen und arteriosklerotisch bedingten Herz-Kreislauf-Erkrankungen untersucht

In der jetzt veröffentlichten Folgestudie wurden die molekularen Mechanismen des Zusammenspiels von Leukotrienen und arteriosklerotisch bedingten Herz-Kreislauf-Erkrankungen am Beispiel des Aneurysmas bei Mäusen untersucht. Dabei konnten die Wissenschaftler zeigen, dass es einen Zusammenhang zwischen dem Enzym 5-Lipoxygenase und der Bildung von Aneurysmen gibt.

Die Forscher haben Häufungen von 5-Lipoxygenase enthaltenden Fresszellen an den Außenwänden krankhaft veränderter Gefäße festgestellt. Wurde hingegen das für die Bildung von 5-Lipoxygenase verantwortliche Gen ausgeschaltet, bildeten sich bei den Mäusen keine Aneurysmen. „Wir haben damit zunächst an der Maus gezeigt, dass die 5-Lipoxygenase eine Funktion bei der Bildung von Aneurysmen als Folge einer krankhaften Ernährung hat, weil nur Mäuse mit einer fettreichen und entzündungsfördernden Diät die Aneurysmen entwickelten und – folglich – die Ausschaltung des Enzyms dort seine krankmachende Funktion offenbaren konnte“, erklärt Prof. Habenicht.

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Zudem haben die Forscher auch Hinweise auf den Mechanismus der Auflösung des Stützgewebes der Gefäßwände, dessen Folge die Ruptur (das oft tödliche Platzen des Aneurysmas) ist, gefunden.

Ergebnisse bei Mäusen auf den Menschen übertragbar?

Die Jenaer Arbeitsgruppe versucht nun zu eruieren, ob die Ergebnisse bei Mäusen auch an Patienten mit Aneurysmen und anderen Folgeerkrankungen der Arteriosklerose bestätigt werden können. Die ebenfalls in dem „Nature Medicine“-Artikel veröffentlichten Ergebnisse der Untersuchungen von Patienten konnten bereits Ähnlichkeiten zwischen Patienten und kranken Mäusen dokumentieren.

„Wir hoffen, mittelfristig zusammen mit unseren Freunden in USA und Canada, neue Wege zur Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu finden. Das Engagement und die Neugier unserer Wissenschaftler, Assistenten und Studenten macht Freude und stimmt mich optimistisch, dass wir weitere Bausteine im Puzzle ‚Arteriosklerose‘ finden werden“, urteilt Prof. Habenicht. Bereits jetzt laufen weltweit mehrere klinische Studien, in denen die Behandlung von Arteriosklerose und ihrer Folgeerkrankungen durch die medikamentöse Ausschaltung der 5-Lipoxygenase überprüft wird. Solche Medikamente werden bereits bei dem ebenfalls durch Leukotriene verursachten Asthma eingesetzt.

(idw – Friedrich-Schiller-Universität Jena, 23.08.2004 – DLO)

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