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Zoologie

Gute und schlechte Mütter gibt es auch bei Robben

Wildlebende Meeressäuger besitzen individuelle Persönlichkeiten

Kegelrobbenweibchen mit Kind © Durham University

Auch bei Seerobben gibt es fürsorgliche, überängstliche oder eher gelassene Mütter. Denn die Meeressäuger haben individuellere Persönlichkeiten als bisher angenommen. Das haben britische Forscher in einer Studie an Kegelrobben vor der schottischen Küste festgestellt. Die Robbenweibchen verhielten sich sowohl gegenüber ihren Jungen als auch gegenüber Störungen sehr unterschiedlich. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass es so etwas wie die durchschnittliche Seerobbe nicht gibt“, berichten die Wissenschaftler im Fachmagazin „Marine Mammal Science“.

Die Studie belege zum ersten Mal, welche großen Persönlichkeitsunterschiede es bei wildlebenden Meeressäugern gebe, sagen die Forscher. Bisher habe es Hinweise darauf fast nur von in Gefangenschaft lebenden Tieren gegeben.

Seerobben vor der schottischen Insel North Rona beobachtet

Für ihre Studie hatten die Forscher eine Gruppe Seerobben an der Küste der schottischen Insel North Rona über zwei Jahre hinweg beobachtet. Dabei verglichen sie einerseits das Verhalten verschiedener Robbenmütter gegenüber ihren Jungen, andererseits das Verhalten der weiblichen und männlichen Tiere gegenüber einer potenziell gefährlichen Störung in Form eines ferngesteuerten Roboterfahrzeugs.

„Einige Robbenmütter sind sehr ängstlich und wachsam und kontrollieren ihre Jungen ständig, andere kümmern sich kaum um sie, selbst wenn sich eine potenzielle Gefahr nähert“, sagt Erstautor Sean Twiss von der Durham University in England. „Man würde eigentlich erwarten, dass selbst normalerweise unaufmerksame Mütter ihr Verhalten in einer bedrohlichen Situation ändern.“ Doch das sei nicht der Fall gewesen. Unaufmerksame Mütter seien in allen Situationen unaufmerksam geblieben, fürsorgliche fürsorglich.

Kegelrobbenmutter überwacht ihr Junges © Durham University

Starke Persönlichkeitsunterschiede bei Robben

Nach Ansicht der Forscher sprechen diese Beobachtungen für starke Persönlichkeitsunterschiede bei den Robben. Warum sich diese so entwickelt und erhalten haben, sei aber unklar. Einen Zusammenhang zum Alter oder der Größe der Robben habe man nicht feststellen können.

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„Wenn mütterliche Fürsorge zur Fitness beiträgt, fragt man sich, warum die Selektion nicht ein einheitlicheres, optimales Verhalten begünstigt hat“, sagt Koautor Patrick Pomeroy von der University of St Andrews. Ob die Jungen weniger fürsorglicher Mütter benachteiligt seien, wolle man nun herausfinden.

Kegelrobbenweibchen verteidigt ihr Kind © Durham University

Erkenntnisse auch für Artenschutz wichtig

Das Wissen um die unterschiedlich starken Reaktionen der Robben auf Störungen könnte sich auch als wichtig für den Artenschutz erweisen, meinen die Forscher. Möglicherweise reagierten einige Tiere sensibler und weniger flexibel, wenn sie sich an einen neuen Lebensraum oder geänderte Umweltbedingungen anpassen müssten.

„Wir wollen nun herausfinden, ob es Robben und anderen wildlebenden Tieren hilft, wenn sie unterschiedliche Persönlichkeiten haben oder ob es ihre Fähigkeit, mit Veränderungen umzugehen vielleicht sogar eher hindert“, sagt Twiss. Die Antwort auf diese Frage erlaube wichtige Rückschlüsse darauf, warum sich solche individuellen Wesenszüge überhaupt entwickeln und erhalten. (Marine Mammal Science, 2011; doi:10.1111/j.1748-7692.2011.00523.x)

(Marine Mammal Science / dapd, 24.11.2011 – NPO)

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