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Paläontologie

290 Millionen Jahre alte fossile Skorpione entdeckt

Funde aus der Permzeit schließen Wissenslücke in der Entstehungsgeschichte der Tiere

Fossiler Skorpion © Tietz/Museum für Naturkunde Chemnitz

Wissenschaftler haben im Versteinerten Wald Chemnitz über 290 Millionen Jahre fossile Skorpione ausgegraben. Die Funde aus dem Erdzeitalter des Perm schließen nach Angaben der Forscher eine wichtige Wissenslücke in der Entstehungsgeschichte der Tiere.

Der Versteinerte Wald Chemnitz ist eine äußerst ergiebige Fundstelle von über 290 Millionen Jahre alten Pflanzen- und Tierfossilien. Durch Vulkanausbrüche wurde ein gesamter Lebensraum unter meterhohen Ascheablagerungen verschüttet und konserviert. Heute sind diese Zeitzeugen inmitten von Chemnitz zu finden.

2.000 Funde in vier Jahren

In einer vierjährigen Grabung haben Wissenschaftler vom Museum für Naturkunde Chemnitz über 2.000 Funde geborgen und dokumentiert. Dazu gehören 53 versteinerte, noch aufrecht stehende Baumstämme, unzählige Blattabdrücke, fünf Ur-Saurier, mehrere Spinnen, Tausendfüßer und andere Arthropoden sowie hunderte Schnecken.

In der jetzigen Phase der detaillierten Aufarbeitung entdeckten der Grabungsleiter Ralph Kretzschmar und sein Mitarbeiter Volker Annacker mehrere fossile Skorpione. Darunter waren zwei besonders gut und komplett erhaltene Abdrücke von etwa zehn Zentimetern Länge.

Der fossile Abdruck zeigt die Scheren, den Körper und den Stachel des Skorpions. © Tietz/Museum für Naturkunde Chemnitz

Kräftige Scheren und vier Beinpaare

Skorpione stellen die ursprünglichste Gruppe innerhalb der Spinnentiere dar und zählen zu den ältesten Landtieren. Ihre Entwicklungsgeschichte ist bisher wenig erforscht. Fossile Nachweise der Skorpione reichen zwar bis in das Silur vor über 400 Millionen Jahren zurück, aber aus dem Perm war bisher kein Skorpion bekannt. Mit den aktuellen Funden können die Chemnitzer Wissenschaftler diese Lücke schließen.

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„Anhand der kräftigen Scheren, des deutlichen Schwanzes sowie der vier Beinpaare wusste ich schnell, was ich vor mir habe“, sagt Kretzschmar über seinen Glücksgriff. Die Funde stammen aus dem fossilen Waldboden, der in fünf Metern Tiefe freigelegt wurde. Wie bei den Schneckenfunden gehen die Wissenschaftler um Ronny Rößler davon aus, dass dies der originäre Lebensraum dieser Räuber war, die in ihren Höhlen auf Beute lauerten.

Die konkrete Bestimmung und Beschreibung der Skorpione wird nun in Kooperation mit Professor Jörg Schneider der Technischen Universität (TU) Bergakademie Freiberg und mit Kollegen des Museums für Naturkunde in Berlin erfolgen.

Auf der wissenschaftlichen Grabung in Chemnitz Hilbersdorf legten Ralph Kretzschmar (rechts) und Volker Annacker (links) 2010 die letzten Schichten frei. © Tietz/Museum für Naturkunde Chemnitz

Fossile Skorpione online und im Museum

Der Filmclip „Birgit & Jogi“ erzählt auf

unterhaltsame Weise die Hintergründe der Skorpion-Funde. Außerdem können Besucher die Sensationsfunde am 16. November 2011 im Museum für Naturkunde betrachten. Die fossilen Skorpione werden zusammen mit einem noch heute vorkommenden Waldskorpion präsentiert.

(VolkswagenStiftung, 15.11.2011 – DLO)

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