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Regenwälder: Meerestemperaturen kündigen Feuergefahr an

Modell ermöglicht bessere Vorhersage von Waldbränden im Amazonasgebiet

Im Jahr 2006 durch Brandrodungen ausgelöstes Feuer im Regenwald von Mato Grosso, Brasilien © Science / AAAS (Guido van der Werf)

Waldbrände in tropischen Regenwäldern lassen sich zukünftig besser vorhersagen: Forscher haben entdeckt, dass winzige Erhöhungen der Meerestemperaturen im Atlantik und Pazifik besonders feuerreiche Sommer in Südamerika ankündigen. Die Veränderungen im Ozean seien Vorboten von Klimaschwankungen, die trockeneres Wetter und damit höheres Brandrisiko für die Wälder mit sich bringen, berichten die Wissenschaftler im Fachmagazin „Science“. Diesen Zusammenhang habe man genutzt, um anhand der Wassertemperaturen die kommende Feuergefahr zu prognostizieren.

„Mit unserem Modell können wir schon drei bis fünf Monate im Voraus vorhersagen, wie schlimm die Feuersaison wird“, sagt Erstautor Yang Chen von der University of California in Irvine. Dieser Vorlauf könne den betroffenen Regionen helfen, sich zukünftig früher und besser auf erhöhte Brandrisiken vorzubereiten.

Regenwälder immer anfälliger für Brände

„Dies hat große Bedeutung für die Erhaltung der tropischen Wälder“, meint Chens Kollege und Mitautor James Randerson. Denn Klimaforscher gehen davon aus, dass sich die Trockenheit im 21. Jahrhundert verschärfen wird. Die Regenwälder werden dadurch noch anfälliger für Brände. „Im Voraus zu wissen, ob ein besonders schlimmes Jahr bevorsteht, könnte entscheidend wichtig für Schutzmaßnahmen sein“, sagt der Forscher. In solchen Jahren könnten dann beispielsweise Brandrodungen verboten oder stark eingeschränkt werden. Diese gelten als einer der Hauptauslöser für unkontrollierte Waldbrände.

Schon in diesem Winter wollen die Wissenschaftler ihr Modell den Behörden der betroffenen Regionen vorstellen. Diese könnten die Prognosemethode dann schon für die Feuersaison des nächsten Jahres nutzen. Aber auch die Forschungsarbeit geht weiter: Als nächstes möchten Chen und seine Kollegen herausfinden, ob die Methode auch für Wälder in Sibirien, Indonesien und Westafrika funktioniert.

Brandrodung im Regenwald von Santarém, Brasilien, während der Feuersaison 2003. © Science / AAAS (Doug Morton)

Ozeane beeinflussen Klima auch auf dem Land

Schon seit längerem ist bekannt, dass Veränderungen der Meerestemperaturen sich auf das Klima ganzer Regionen auswirken können. So beginnt das alle paar Jahre auftretende Klimaphänomen des El Nino damit, dass sich das Wasser des östlichen Pazifik ungewöhnlich stark erwärmt. Als Folge ändern sich Lufttemperaturen und Windströmungen über dem Meer und den angrenzenden Landmassen. Dies führt letztlich dazu, dass bestimmte Gebiete Südamerikas mehr Regenfälle erhalten, andere Regionen aber unter Dürren leiden.

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Für ihre Studie testeten die Forscher, ob auch schon geringe Änderungen der Meerestemperaturen klimatische Schwankungen an Land ankündigen können. Um ihr Modell zu entwickeln, werteten die Forscher Daten zur Wassertemperatur im Pazifik und Atlantik und zur Feuerhäufigkeit in verschiedenen Regionen Südamerikas zwischen 2001 und 2009 aus. Dabei zeigten sich je nach Gebiet unterschiedlich starke Zusammenhänge zwischen dem Landklima und den beiden Meeren.

„Feuer im östlichen Amazonasgebiet reagierten sensibler auf Schwankungen im Pazifik, atlantische Wassertemperaturen hatten den größten Einfluss auf die Feuersaison im südlichen und südwestlichen Amazonasgebiet“, berichten die Forscher. Das neue Prognosemodell berücksichtige daher beide Faktoren und zeige das jeweilige Brandrisiko bis auf 500 Kilometer genau an.

Tatsächliche und prognostizierte Häufigkeit der Waldbrände in verschiedenen Regionen Südamerikas für die letzten Jahre und ihre Verbindung zu den Meerestemperaturen im Atlantik und Pazifik. © Science / AAAS

Ein Viertel Grad wärmeres Wasser reicht schon aus

Der Vergleich von Prognose und tatsächlichen Waldbränden ergab, dass bereits geringste Temperaturänderungen anzeigen, ob ein feuerreiches Jahr droht. Im Atlantik genüge bereits eine Erwärmung um ein Viertel Grad Celsius, im Pazifik um ein Grad. „Diese Veränderungen sind minimal, aber sie lösen scherwiegende Folgen in den tropischen Waldökosystemen aus“, sagt Chen.

Die Genauigkeit ihres Vorhersagemodells testeten die Wissenschaftler im letzten Jahr. „Wir hatten für 2010 einen massiven Zuwachs an Bränden prognostiziert, und das geschah dann tatsächlich“, sagt Randerson. Über Hunderte von Quadratkilometern habe es einige Monate später gebrannt. (Science, 2011; doi: 10.1126/science.1209472)

(Science /dapd, 11.11.2011 – NPO)

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