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Archäologie

Ötzi trug auch Hundefelle

Forscher stellt neue Erkenntnisse zur Bekleidung des Steinzeitmenschen vor

Der Steinzeitmensch „Ötzi“ hat für seine Kleidung nicht nur Rinder- und Schaffelle verwendet, sondern auch Felle von Ziegen, Gämsen und Rothirschen sowie von Hunden oder von Verwandten des Hundes. Dies hat ein Forscher aus Saarbrücken auf dem zweiten Eismumienkongress berichtet, der vor kurzem im italienischen Bozen stattfand. Die neuen Ergebnisse tragen dazu bei, mehr über das Leben des „Iceman“ in der Jungsteinzeit zu erfahren.

Der Gletschermann Ötzi vom Hauslabjoch in den Ötztaler Alpen lebte vor rund 5.300 Jahren in der Kupferzeit, der letzten Epoche der Jungsteinzeit. Da das Eis die Mumie über die Jahre gut konservierte, bietet Ötzi der heutigen Wissenschaft die Möglichkeit, die Lebensumstände der Steinzeitmenschen im alpinen Raum näher zu erforschen.

SIAM-Methode liefert neue Erkenntnisse

Der Biochemiker Klaus Hollemeyer von der Universität des Saarlandes trug bereits 2008 erste detaillierte Erkenntnisse zur Bekleidung des Steinzeitmenschen bei. Dazu hatte er am Technischen Institut für Biochemie in Zusammenarbeit mit Wolfgang Altmeyer von der Firma Gene-Facts die sogenannte SIAM-Methode entwickelt. Dieses Analyseverfahren ermöglicht es, Haar- und Fellproben mittels charakteristischer Proteinstücke bestimmten Tierarten zu zuordnen.

Nun stellte Hollemeyer in Bozen weitere Erkenntnisse vor. In seiner Arbeit konnte er unter anderem nachweisen, dass für die Herstellung der Leggings auch Felle von Hunden oder mit Hunden verwandten Tieren verwendet wurde. „Ob es sich dabei um Wolf, Hund oder Rotfuchs handelt, lässt sich aber nicht mehr feststellen“, sagt Hollemeyer.

Schuhsohlen nicht aus Bärenfell

Widerlegen konnte der Saarbrücker Forscher aber die Annahme, dass die Schuhsohlen des Steinzeitmenschen aus Bärenfell seien. „Hier handelt es sich um Rind“, ergänzt der Saar-Forscher. Rinderfell befände sich zudem an der Schließe des Köchers, von der man bislang annahm, dass sie aus Gämsfell bestehe. Außerdem ist es dem Biochemiker gelungen, Fellstücke von Schaf und Gämse in Ötzis Mantel aufzuspüren. Bislang galt die Annahme, dass der Mantel aus Ziegen hergestellt wurde.

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Eine weitere genaue Analyse der Kopfbedeckung brachte jedoch keine neuen Erkenntnisse. „Wir konnten hier nicht eindeutig nachweisen, dass es sich um Bärenfell handelt“, sagt Hollemeyer. Denkbar sei auch hier, dass das Fell von Hunden oder mit Hunden verwandten Tieren verwendet wurde.

Patchwork Leggings

Darüber hinaus konnte er mit seiner Analysemethode auch ältere Ergebnisse anderer Wissenschaftler bestätigen. Das für Ötzis Schuhe verwendete Oberleder stammt zum Beispiel vom Rothirsch, wie auch die Laschen seiner Patchwork Leggings, die in die Schuhe gesteckt wurden.

Mit seinen Ergebnissen hilft der Biochemiker die Lebensumstände der berühmten Mumie näher zu beleuchten. Derzeit vermuten Experten, dass Ötzi Angehöriger einer Bauern- und Viehzuchtgesellschaft war und nicht Teil einer Sammler- und Jägergesellschaft war, wie man lange Zeit dachte.

(Universität des Saarlandes, 07.11.2011 – DLO)

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