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Geowissen

Luftverschmutzung macht Wirbelstürme intensiver

Aerosol-Wolke schwächt hemmende Winde über dem Arabischen Meer ab

Dieser Wirbelsturm, aufgenommen am 4. Juni 2007 über dem Arabischen Meer, erreichte die höchste Zyklon-Kategorie 5, bevor der die Küsten von Oman und dem Iran erreichte. © NASA/MODIS Rapid Response Team

Die zunehmende Luftverschmutzung über dem Süden Asiens sorgt für immer stärkere Wirbelstürme an den Küsten Pakistans, Indiens und der Arabischen Halbinsel. Das hat ein internationales Forscherteam durch eine Analyse von Luft- und Wetterdaten der letzten 30 Jahre herausgefunden. „Die tropischen Zyklone über dem Arabischen Meer haben zwischen 1979 und 2010 deutlich an Intensität gewonnen“, berichten die Forscher im Fachmagazin „Nature“. Diese Veränderung sei eine direkte Konsequenz der in diesem Zeitraum gestiegenen Emissionen von Ruß, Schwefelverbindungen und anderen Aerosolen.

Diese dichte Schicht aus Schwebteilchen in der Atmosphäre habe vor allem im letzten Jahrzehnt die Sonneneinstrahlung auf die Meeresoberfläche um rund zehn Prozent verringert, sagen Erstautor Amato Evan von der University of Virginia und seine Kollegen. Das führte zu Veränderungen in den Luftströmungen über dem Ozean und schwächte seitliche Scherwinde über der Wasseroberfläche ab.

„Die anormale Zirkulation erzeugt Bedingungen, die für ein Wachstum der tropischen Zyklone besonders günstig sind“, schreiben die Forscher. Normalerweise verhinderten starke seitliche Winde, dass Wirbelstürme zu großer Intensität heranwachsen. Doch die vom Menschen produzierten Emissionen verringerten die Windgeschwindigkeit über dem Wasser und förderten so das Wachstum der Stürme.

Trend könnte sich verstärken

„Steigen die Aerosol-Emissionen in dieser Region weiter an, wie es vorhergesagt wird, dann könnte sich dieser Trend weiter verstärken“, prognostizieren die Wissenschaftler. Ihren Angaben nach erreichen mehr als die Hälfte aller über dem Arabischen Meer entstehenden Wirbelstürme die Küsten. Für Länder wie Indien, Pakistan, Oman oder den Iran bedeute dies einen großen Verlust von Menschenleben und erhebliche Sachschäden.

Aber es gebe auch Grund zur Hoffnung, konstatieren die Forscher: Ruß und andere Schwebteilchen werden relativ schnell durch Regen und andere Wetterfaktoren aus der Atmosphäre ausgewaschen. Beginne man jetzt, die Emissionen dieser Luftschadstoffe zu reduzieren, würde dies nahezu unmittelbar die maximale Intensität der tropischen Wirbelstürme wieder senken.

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Emissionen von Ruß und anderen Schwebteilchen im Süden Asiens lassen nur noch einen Teil des Sonnenlichts durch und erzeugen einen hier deutlich sichtbaren Smog über dem Taj Mahal in Indien. © Rebecca M. Calamar

Wirbelstürme bisher nur vor und nach dem Monsun

Tropische Wirbelstürme bilden sich im Arabischen Meer normalerweise nur vor und nach dem sommerlichen Monsun. „Sobald der Monsun einsetzt, entstehen starke seitliche Winde über dem Meer, die im Juli und August verhindern, dass Wirbelstürme entstehen“, schreiben die Wissenschaftler.

Als Schwellenwert für das Wachstum der Zyklone habe man eine Windgeschwindigkeit von acht bis elf Metern pro Sekunde ermittelt. Bleiben die Schwerwinde darunter, wie im Frühsommer und Herbst häufiger der Fall, können Tropenstürme über dem Meer zu starken Wirbelstürmen heranwachsen.

Schicht aus abschirmenden Aerosolen

Die Schicht aus abschirmenden Aerosolen über Südasien habe die Windgeschwindigkeiten in einigen Gebieten der Arabischen Meeres in den letzten 30 Jahren bereits um 1,5 Meter pro Sekunde gesenkt, berichten die Forscher. Dadurch herrschten nun häufiger günstige Bedingungen für die Stürme. Setze sich dies fort, könnten sehr starke tropische Zyklone in Zukunft sogar im Hochsommer während der Monsunzeit auftreten. (Nature, 2011; doi:10.1038/nature10552)

(Nature / dapd, 03.11.2011 – NPO)

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