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Umwelt

Deutscher Umweltpreis 2011 vergeben

Jürgen Schmidt sowie Joachim Alfred und Joachim Georg Wünning erhielten mit 500.000 Euro dotierte Auszeichnung

Der Deutsche Umweltpreis der DBU 2011 wurde in Stuttgart verliehen (v.l.): Bundesumweltminister Norbert Röttgen, Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann, die Preisträger Jürgen Schmidt, Joachim Alfred und Joachim Georg Wünning, Bundespräsident Christian Wulff, DBU-Kuratoriumsvorsitzender Hubert Weinzierl sowie DBU-Generalsekretär E. h. Fritz Brickwedde. © DBU/Peter Himsel

Der Deutsche Umweltpreis der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) ist gestern in Stuttgart zum 19. Male vergeben worden. Aus den Händen von Bundespräsident Christian Wulff nahmen Jürgen Schmidt von der memo AG sowie Joachim Alfred und Joachim Georg Wünning der Firma WS Wärmeprozesstechnik den mit 500.000 Euro höchstdotierten Umweltpreis Europas in Empfang.

Wulff würdigte die Preisträger als Paradebeispiele dafür, wie mit möglichst geringem Verbrauch endlicher Ressourcen und möglichst geringer Umweltbelastung Wohlstand geschaffen, Wohlergehen gesichert und trotzdem gutes Geld verdient werden könne. Wulff: „Sie haben mit Ihren Innovationen nicht nur Details verbessert, sondern neue Maßstäbe gesetzt.“

„Wirtschaftsweise umweltverträglich und zukunftsfähig machen“

Wulff wies vor 1.100 Gästen darauf hin, dass Vater und Sohn Wünning mit ihrem neuen Verbrennungsverfahren eine große, grundlegende technologische Innovation vorangetrieben hätten. Preisträger Schmidt habe viele kleine, aber ebenso wichtige Innovationen angestoßen. Wulff: „Beides ist extrem wichtig, um unsere Wirtschaftsweise umweltverträglich und damit zukunftsfähig zu machen.“

Wulff unterstrich zudem, dass das Beispiel der memo AG zeige, dass mehr Nachhaltigkeit „oft gar nicht mehr Kosten, immer aber mehr Umsicht, vor allem im Umgang mit Ressourcen aller Art“ heiße. Und die Firma WS Wärmeprozesstechnik beweise, wie viel Potenzial in innovativen technischen Lösungen liege. Wulff: „Sogar – oder sollte man sagen vor allem? – in den industriellen Bereichen, in denen extrem viel Energie verbraucht und besonders viele Schadstoffe ausgestoßen werden. Das sind die Branchen, auf die es entscheidend ankommen wird, weil ohne sie die Energiewende nicht gelingen kann.“

Bei Wohlstandsberechnung Umweltschäden einbeziehen

Wulff appellierte, dass es gelingen müsse, aus einer Einheit Rohstoff, Energie oder Wasser ein Vielfaches an Wohlstand herauszuholen. Denn bei nun sieben Milliarden Menschen, die auf der Erde lebten, seien durch menschliche Aktivitäten niemals so viele Treibhausgase ausgestoßen worden wie heute.

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Der Anstieg im vergangenen Jahr sei der höchste seit Beginn aller Messungen und liege auf einem Niveau, das eigentlich erst 2020 hätte erreicht werden dürfen, um die Erderwärmung auf zwei Grad begrenzen zu können. Und die Hälfte der weltweiten Ökosysteme sei bereits heute nachhaltig geschädigt. Bei bald vielleicht acht oder neun Milliarden Menschen müsse der Naturverbrauch drastisch sinken, um Wohlstand langfristig zu erhalten und auch denen zugänglich zu sein, die jetzt noch nicht davon profitierten.

„Eine ehrliche Berechnung von Wohlstand – das wird immer klarer – muss die Folgen von Umweltschäden mit einbeziehen, die durch Übernutzung entstehen“, so Wulff.

Industriestaaten in Sachen Klimaschutz besonders gefordert

Aber um die Dynamik des Marktes in eine ökologische Richtung zu lenken, seien politische Zielvorgaben, rechtliche Normen und ökonomische Anreize unverzichtbar. Die Wirtschaft brauche verlässliche Rahmenbedingungen, die Investitionen in Klima- und Umweltverträglichkeit langfristig wirtschaftlich sinnvoll machten. Darum seien internationale Abkommen mit vergleichbaren Verpflichtungen für alle Wettbewerber wichtig.

„Mit größter Sorge“, so Wulff, beobachte er aber, dass es auf dem Weg zu einem Nachfolgeabkommen des Kyoto-Protokolls „an allen Stellen hakt“. An erster Stelle seien die Industriestaaten gefordert, die in der Vergangenheit besonders viele klimaschädliche Emissionen verursacht hätten. „Europa muss hier treibende Kraft sein. Und auch die USA müssen sich viel stärker als bisher dieser Verantwortung stellen. Klar ist aber auch, dass wir ohne den Beitrag aller Staaten die Klimaschutzziele weit verfehlen würden“, sagte Wulff.

Wasser, Böden, Artenvielfalt – endliche Ressourcen

Trotz der aktuellen Finanzmarkt- und Schuldenkrise dürfe nicht vergessen werden, „dass hier unsere Zukunft auf dem Spiel steht“, so Wulff. Gerade die Finanzkrise habe gezeigt, „dass sich unsere Wachstumsmodelle letztlich nicht als nachhaltig erweisen“.

Es müssten ehrlich Knappheiten benannt, es müsse endlich damit aufgehört werden, „auf Pump und über die materiellen Verhältnisse zu leben im Vertrauen darauf, das Wachstum der Zukunft würde es schon richten.“ Notwendig sei ein Ordnungsrahmen, der ein Wachstum fördere, das wirtschaftlich und ökologisch sinnvoll sei und nicht die Substanz zerstöre. Ein Wachstum, das im Einklang mit den verfügbaren Ressourcen stehe und die Folgeschäden nicht einfach ausblende.

„Wasser, Böden, Artenvielfalt, endliche Ressourcen – dieses Kapital lässt sich eben nicht beliebig vermehren. Dieses Kapital lässt sich in seiner Substanz nur erhalten, wenn wir endlich aus weniger mehr machen. Nicht das Unmögliche sollte uns verzweifeln lassen, sondern die Unfähigkeit, das Mögliche zu erreichen, so der Bundespräsident.

Produkte nach höchsten ökologischen und sozialen Standards

Preisträger Schmidt stellte heraus, dass die Grenzen des Wachstums nun wirklich erreicht seien. Deshalb biete sein Unternehmen nur Produkte in bester Qualität, die höchsten ökologischen und sozialen Standards entsprächen. Dabei orientiere sich die memo AG an gängigen, strengsten Labeln wie dem „Blauen Engel“, aber auch Sozial-Zertifikaten. Trotz dieser Denk- und Handlungsweise müssten solche Produkte nicht teurer sein als herkömmliche Produkte.

Energieeinsparpotenzial in der Dimension der Leistung der Atomkraftwerke

Vater und Sohn Wünning wiesen darauf hin, dass durch ihre Verbrennungstechnik zehn bis 20 Prozent Energie gegenüber dem heutigen Stand der Technik eingespart werden könnten. Überall, wo in Produktionsprozessen Flammen eine Rolle spielten, sei ihre Technik prinzipiell einsetzbar und habe das theoretische Potenzial, die Energiemengen einzusparen, die etwa die Atomkraftwerke in Deutschland produziert hätten, beziehungsweise produzieren würden.

(DBU, 31.10.2011 – DLO)

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