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Biologie

Antarktische Wale machen „Hautkur“ in wärmeren Gewässern

Forscher beobachten erstmals regelmäßige Langstreckenwanderungen bei Orcas

Orcas © NOAA / Pittman

Die Schwertwale der Antarktis haben eine ungewöhnliche Methode entwickelt, um Hautschäden und aufsitzende Algen und Seepocken loszuwerden: Sie unterziehen sich regelmäßig einer „Hautkur“ in wärmeren Gewässern. Das berichten US-amerikanische Forscher im Fachmagazin „Biology Letters“.

„Bisher gab es kaum direkte Belege für regelmäßige Langstreckenwanderungen dieser Wale“, schreiben die Wissenschaftler. Jetzt habe man aber erstmals beobachtet, dass die auch als Orcas bezeichneten Tiere regelmäßig mehrere tausend Kilometer lange und mehrere Wochen dauernde Rundtouren durchführten.

Satelliten verfolgen Wale über tausende Kilometer

Für ihre Studie verankerten die Forscher Sender in der Rückenflosse von zwölf Orcas, die vor der Westküste der antarktischen Halbinsel heimisch waren. Mit Hilfe von Satelliten konnten sie so die Bewegungen der Tiere jeweils über mehrere Wochen bis Monate verfolgen. Wenn die Orcas im Südpolarmeer Pinguine und Seerobben jagten, schwammen sie zwar häufig hin und her, veränderten ihre Position dabei aber zunächst nur wenig.

„Zwischen Februar und April aber zeigten die Sender einen abrupten Wandel im Verhalten der Tiere an“, berichten Durban und Pittman. Die Wale beschleunigten bis auf mehr als neun Kilometer pro Stunde und schwammen direkt nach Norden – in Richtung der Ostküste Südamerikas. „Unsere Wale folgten dabei dem direktesten Weg zu wärmerem Wasser in Richtung Norden“, berichten John Durban und Robert Pittman von der National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA).

Die meisten Tiere stießen dabei bis in subtropische Gewässer um den 30. bis 37. südlichen Breitengrad vor, sagen die Forscher. Die Orcas erreichten dabei Gebiete vor der Küste Uruguay und Brasilien, kehrten dann aber ohne lange Pause wieder in die Antarktis zurück. Eines der Tiere habe sogar insgesamt 9.392 Kilometer innerhalb von 42 Tagen zurückgelegt.

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„Hautkur“ könnte plötzlich saubere Walhaut erklären

„Unsere Daten deuten darauf hin, dass diese Wanderungen nicht zur Fortpflanzung oder zur Nahrungsaufnahme dienten“, sagen die Forscher. Stattdessen handele es sich wahrscheinlich eher um „Wartungsreisen“: „Während die Wale durch warmes Wasser schwimmen, können sie ihre äußeren Hautschichten abstoßen und neu bilden, ohne dass sie dabei viel Wärme verlieren“, erklären Durban und Pittman. Ein ähnliches Verhalten sei auch von den Belugawalen der Artis bekannt.

Nach Ansicht der Forscher könnte die regelmäßige „Hautkur“ der Orcas in Meeresgebieten mit 20 bis 24 Grad Celsius Wassertemperatur auch eine zuvor rätselhafte Beobachtung erklären: Oft sei die Haut der antarktischen Schwertwale dick mit einem gelblichen Kieselalgen-Bewuchs verkrustet.

Die gleichen Tiere habe man aber schon häufiger wenige Wochen später mit völlig sauberer, unbewachsener Haut gesehen. „Wir schließen daraus, dass diese Wale gerade erst aus wärmeren Gewässern zurückgekehrt sind, wo sie die Kieselalgen abstoßen und ihre Haut nachgebildet haben“, schreiben die Forscher. (Biology Letters, 2011; DOI:10.1098/rsbl.2011.0875)

(Royal Society, 26.10.2011 – NPO)

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