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Biologie

Vögel: Schöne Söhne dank der Mutter

Nachwuchs aus ersten Eiern einer Legesequenz gedeihen besonders gut

Zebrafinken-Männchen mit charakteristischem Brust- und Wangenschmuck. © Universität Zürich

Nicht die guten Gene des Vaters, sondern die Anfangsinvestition der Mutter in ihre Eier macht Zebrafinken-Männchen besonders schön. Das hat jetzt ein schweizerisch-australisches Forschungsteam herausgefunden. Demnach spiele entgegen bisherigen Annahmen keine große Rolle, wer der Vater des Nachwuchses sei. Vielmehr sei der Zeitpunkt entscheidend, zu dem die Eier gelegt werden: Die ersten Eier gedeien besonders gut.

Wie die meisten Vögel ziehen auch australische Zebrafinken ihre Jungen als Paar auf. Doch nicht immer ist der soziale Vater auch tatsächlich der Erzeuger: Die Weibchen paaren sich, wenn sich die Gelegenheit dazu bietet, auch mit anderen Männchen. Interessanterweise unterscheiden sich die Nachkommen der verschiedenen Väter. Wie Evolutionsökologen der Universität Zürich zusammen mit Biologen der Macquarie University in Sydney herausfanden, sind mit Männchen ausserhalb der Paarbeziehung gezeugte Söhne schöner: Ihr farbiger Federschmuck ist ausgeprägter als jener der genetischen Nachkommen des verpaarten Männchens.

Einmalige Sexualpartner sind nicht attraktiver

Bislang ging man davon aus, dass solche qualitativen Unterschiede in den Nachkommen daher rühren, weil sich die Weibchen zusätzlich mit besonders attraktiven und damit genetisch besonders wertvollen Männchen außerhalb der Paarbeziehung paaren. Jetzt widerlegen Barbara Tschirren, Professorin für Evolutionsökologie an der Universität Zürich, und ihr Team die Theorie von den speziell guten Vererbern und den attraktiven „Supermännchen“. Wie die Wissenschaftler in dem in den „Proceedings of the Royal Society B“ veröffentlichten Artikel zeigen, unterscheiden sich das verpaarte Männchen und der einmalige Sexualpartner nicht in ihrer Farbenpracht. Der einmalige Sexualpartner ist also weder schöner noch genetisch wertvoller als das Männchen aus der Paarbeziehung.

Zuerst gelegte Eier sind bevorzugt

Die schönen Söhne haben ihren Ursprung nicht wie bisher vermutet in den guten Genen des Vaters, sondern in der mütterlichen Anfangsinvestition in die Eier. Wie Tschirren zeigen kann, nimmt die mütterliche Investition pro Ei innerhalb der Legesequenz stetig ab. In die ersten Eier werden von der Mutter noch sehr viele Nährstoffe und Hormone eingelagert – diese Eier sind auch größer als die des restlichen Geleges. Diese Bevorzugung der zuerst gelegten Eier bzw. zuerst geschlüpften Jungtiere durch das Weibchen macht Sinn, da diese Nachkommen eine wesentlich höhere Überlebenschance als später geschlüpfte haben.

„Männchen konkurrenzieren sich gegenseitig, die ersten Eier in der Legesequenz eines Weibchens befruchten zu können, um so die Mehrinvestition des Weibchens in diese Eier für die eigenen Nachkommen auszunutzen“, erläutert Tschirren die neuen Erkenntnisse. Sie vermutet, dass es sich letztlich um eine reine Spermienkonkurrenz handelt. Männchen mit den schnellsten Spermien befruchten die am besten ausgestatteten Eier. (Proceedings of the Royal Society B, 2011; DOI:10.1098/rspb.2011.1543)

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(Universität Zürich, 30.09.2011 – NPO)

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