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Biologie

Przewalski-Pferd war kein Vorfahre der Hauspferde

Ergebnisse neuer Genanalysen könnten auch bei der Rettung der letzten Wildpferde helfen

Eine Gruppe Przewalski-Pferde © Makova lab, Penn State University

Das Przewalski-Pferd ist offenbar doch kein direkter Vorfahre unserer Hauspferderassen. Das haben jetzt US-amerikanische Forscher festgestellt. Bisher sei die Position dieser Wildpferde im Stammbaum umstritten gewesen, berichten sie im Fachmagazin „Genome Biology and Evolution“. Es konnte nicht ausgeschlossen werden, dass unsere Vorfahren vor rund 6.000 bis 10.000 Jahren Przewalski-Pferde gezähmt und daraus Hauspferde gezüchtet hätten.

Bisher gab es zwei Theorien darüber, wie die Przewalski-Pferde mit den Hauspferden verwandt sind. Der einen nach entstanden die Hauspferde vor 6.000 bis 10.0000 Jahren aus Przewalski-Pferden. Der anderen nach war es jedoch genau umgekehrt: Erst züchtete der Mensch das Hauspferd aus damaligen Wildpferden, dann zweigte das Przewalski-Pferd von der Hauspferdelinie ab.

Jetzt haben die Wissenschaftler vier komplette mütterliche Erblinien der Przewalski-Pferde analysiert und kommen zu einem völlig anderen Schluss: „Mein Team hat nun entdeckt, dass keines dieser beiden Szenarien wahrscheinlich ist“, sagt Makova. „Tatsächlich liegt der letzte gemeinsame Vorfahre beider wahrscheinlich sogar 160.000 Jahre zurück, lange vor der Domestizierung der Hauspferde“, so die Forscherin. Das habe sich auch bestätigt, als man zusätzlich auch Teile der Kern-DNA beider Pferdearten verglichen habe. Beide seien deutlich entfernter verwandt als bislang angenommen. Dies werfe ein ganz neues Licht auf die Evolution der Pferde.

Hilfe bei Rettung des bedrohten Wildpferds

Die neuen genetischen Daten könnten aber auch dazu beitragen, das stark bedrohte Przewalski-Pferd vor dem Aussterben zu retten. Nach Angaben der Wissenschaftler leben heute nur noch rund 2.000 Exemplare dieser Wildpferdart frei in China und der Mongolei. „Jetzt, wo wir mehr über die verschiedenen mütterlichen Stammeslinien wissen, können wir den Genpool dieser Art besser ausweiten“, sagt Studienleiterin Kateryna Makova von der Pennsylvania State University. Durch gezielte Zucht könne man nun Erbkrankheiten besser verhindern und die Przewalski-Pferde robuster machen.

Erstmals komplettes Mitochondrien-Genom entziffert

Für ihre Studie analysierten die Wissenschaftler erstmals das komplette mitochondriale Genom von vier Zuchtlinien der Przewalski-Pferde. Dieser Teil des Erbguts liegt nicht im Zellkern, sondern in den Mitochondrien, den „Kraftwerken der Zelle“. Die DNA in diesem Zellbestandteil wird nur von der Mutter über die Eizelle an ihren Nachwuchs weitergegeben. Anhand dieses Erbguts lassen sich daher die Stammbäume der mütterlichen Linie bis weit zurück rekonstruieren.

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Die Analyse habe unter anderem ergeben, dass die genetische Vielfalt der heute lebenden Przewalski-Pferde größer sei als bislang angenommen, berichten die Forscher. Das sei überraschend, da die Wildpferde Mitte des letzten Jahrhunderts fast ausgestorben waren. „In den späten 1950er Jahren existierten nur noch zwölf Exemplare dieser Pferde“, sagt Makova. Erst Zucht- und Auswilderungsprogramme ließen die Anzahl der Tiere wieder auf rund 2.000 ansteigen.

Die Forscher wollen als nächstes das Genom weiterer Pferderassen analysieren und langfristig auch das komplette Erbgut des Przewalski-Pferdes. Davon erhoffe man sich nähere Aufschlüsse über die Evolution der Tiere, aber auch über die körperlichen Unterschiede von Przewalski-Pferd und Hauspferden. „Es war schon immer eine interessante Frage, warum das Przewalski-Pferd so viel stämmiger und kleiner ist als das Hauspferd und warum es eine dichtere Mähne hat“, sagt Makova. Weitergehende Analysen könnten enthüllen, welche Gene dafür verantwortlich sind. (Genome Biology and Evolution, 2011; doi: 10.1093/gbe/evr067)

(Penn State University, 12.09.2011 – NPO)

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