Eine Expedition in den Westen Brasiliens hat offenbar einen wissenschaftlichen Sensationsfund hervorgebracht: Nach Angaben des World Wide Fund For Nature (WWF) ist in einem unberührten Stück Regenwald im Bundesstaat Mato Grosso eine neue Primatenart gefunden worden, die zur Gattung Callicebus oder Springaffen gehört.
Zunächst sei unklar gewesen, ob es sich tatsächlich um eine Neuentdeckung handele. Nach gründlicher Analyse aller gesammelten Daten durch den Biologen Júlio Dalponte könne dies mittlerweile jedoch mit großer Sicherheit bestätigt werden, so die Naturschutzorganisation.
Flüsse als natürliche Barriere
„Die Spezies weist eine ganz andere Färbung auf als die bereits bekannten Arten. Sie wurde auf einem zwischen zwei Flüssen liegenden Areal gefunden. Es scheint so, als wirken die Flüsse und ihre Seitenarme als natürliche Barriere, die die verschiedenen Springaffen der Region voneinander trennen“, erklärte Hernán Gutiérrez, Lateinamerika-Referent des WWF Deutschland.
Springaffen finden sich bevorzugt im Unterholz der Feucht- und Regenwälder Südamerikas. Hauptnahrungsquelle sind Früchte, auch unreife, sowie Insekten und Blattwerk. Bekannte Arten waren bisher unter anderem der Rote Springaffe Callicebus cupreus, der Witwenaffe (Callicebus torquatus) oder der Sumpfspringaffe (Callicebus moloch).
Viele interessante Ergebnisse
Neben dem neu entdeckten Primaten seien aus der 20tägigen Forschungsreise weitere interessante Ergebnisse hervorgegangen, teilte der WWF weiter mit. Mehrere bedrohte Arten wie der Jaguar, das Riesengürteltier oder der Riesenotter seien gesichtet worden sowie ein Sittich, der zuvor nur aus kolumbainischen Regenwäldern bekannt war.
Der WWF wertet die Expedition daher als großen Erfolg: „Mithilfe einer ökologischen Analyse können wir den Artenreichtum des Gebiets nun wissenschaftlich dokumentieren. Das wird uns helfen, unseren Forderungen Nachdruck zu verleihen und die richtigen Schutzmaßnahmen umzusetzen“, so Gutiérrez.
Management-Plan wird erstellt
Die im Dezember 2010 durchgeführte Expedition führte in den Nordwesten des brasilianischen Bundesstaates Mato Grosso. Die untersuchten Schutzgebiete mit einer Gesamtgröße von rund 315.000 Hektar wurden in den 1990er Jahren mit der Absicht etabliert, durch eine nachhaltige Nutzung der Ressourcen einerseits die Natur zu erhalten, andererseits der ansässigen Bevölkerung ein Auskommen zu ermöglichen.
Mithilfe der vom WWF erhobenen Daten soll nun ein Management-Plan erstellt werden, der das ökologisch-ökonomische Gleichgewicht langfristig sichert. An der Expedition waren 26 Forscher und Helfer beteiligt. Der WWF ist seit 2003 in dem Gebiet aktiv.
(WWF Deutschland, 26.08.2011 – DLO)