Forscher haben möglicherweise einen neuen Behandlungsansatz gegen die Demenzkrankheit Alzheimer entdeckt. Sie stellten fest, dass nicht Immunzellen des Gehirns die schädlichen Proteinablagerungen abbauen, sondern eingewanderte Fresszellen aus dem Knochenmark. Bestimmte Signalstoffe fördern diese Reaktion. Wie sie in der Fachzeitschrift „Journal of Neuroscience“ berichten, liefert diese Erkenntnis den Ansatz für zukünftige zellbasierte und nebenwirkungsärmere Therapien.
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Seit zehn Jahren untersuchen Forscher der Charité Universitätsmedizin Berlin und der Universitätsklinik Freiburg die genaue Rolle der Makrophagen bei neurodegenerativen Erkrankungen. Bekannt war bereits, dass die Fresszellen entscheidend ab Abbau der Plaques-Ablagerungen im Gehirn beteiligt sind. „Die Makrophagen können schädliche Ablagerungen im Gehirn, welche ursächlich für die Alzheimer-Erkrankung sind, reduzieren“, erklärt Forschungsgrupenleiter Josef Priller, Direktor der Neuropsychiatrie am Campus Charité Mitte.
Fresszellen aus dem Knochenmark eilen dem Gehirn zu Hilfe
Im Tiermodell belgegen die Forscher nun, welche bestimmte Untergruppe der Makrophagen für den Abbau der Ablagerungen zuständig ist. Entgegen früherer Lehrmeinung kann diese Abwehrreaktion nicht von den Immunzellen des Gehirns, den Mikroglia, übernommen werden, weil diese selber durch den Krankheitsprozess geschädigt werden. Stattdessen wandern spezialisierte Makrophagen, die ihren Ursprung im Knochenmark haben, ein und entfernen die giftigen Ablagerungen. Den Befehl, sich zu spezialisieren und in das Gehirn einzuwandern, erhalten die Fresszellen in Form von bestimmten Signalstoffen. Ein spezielles Chemokin konnten die Forscher erstmals identifizieren.
Daraus ergibt sich ein ganz neuer Behandlungsansatz für die Alzheimer Erkrankung. „Wir hoffen, in Zukunft spezialisierte Fresszellen gezielt in das Gehirn einschleusen und so den Abbau der Alzheimer-Ablagerungen beschleunigen zu können“, sagt Priller. Die Forscher sind zuversichtlich, so den Ansatz für eine zellbasierte und nebenwirkungsärmere Therapie gefunden zu haben. (Journal of Neuroscience, 2011; DOI:10.1523/JNEUROSCI.6209-10.2011)
(Charité-Universitätsmedizin Berlin, 17.08.2011 – NPO)