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Biologie

Erstaunliche Sprungkraft der Gibbons aufgeklärt

Regenwald-Affen nutzen Arme als Schwunggewicht

Weißhandgibbon © Matthias Trautsch / CC-by-sa 3.0

Gibbons gehören zu den besten Springern unter den Säugetieren. Die im Regenwald Südostasiens lebenden Affen können bis zu zehn Meter große Lücken in den Baumkronen springend überwinden. Was den Tieren ihre gewaltige Sprungkraft verleiht, hat erst jetzt ein britisch-belgisches Forscherteam aufgeklärt. Statt angepasster Hinterbeine nutzen die Affen ihre langen Arme zum Schwungholen, berichten die Wissenschaftler in der Fachzeitschrift „Biology Letters“.

Wie weit ein Tier springen kann, richtet sich nach seiner Geschwindigkeit beim Absprung und dem Winkel, in dem es abhebt. Gute Springer wie Frösche oder Heuschrecken besitzen daher meist verlängerte und besonders kräftige Hinterbeine, die ihnen die nötige Schnellkraft verleihen. Gibbons bewegen sich dagegen vorwiegend an ihren langen Armen schwingend durch die Baumkronen. Dennoch können sie Lücken von bis zu zehn Metern problemlos überspringen. Dass ihre verlängerten Arme ihnen dabei helfen, wurde bereits vermutet. Erst die Forscher um Anthony Channon vom Royal Veterinary College in Liverpool haben den Sprung der Gibbons biomechanisch analysiert.

Sprungleistung höher als bei anderen Tieren

Für ihre Studie werteten die Wissenschaftler insgesamt sechs Stunden Hochgeschwindigkeits-Filmmaterial aus, das zwei Weißhandgibbons in allen Phasen des Sprungs zeigte. Die biomechanische Auswertung der Bilder enthüllte Erstaunliches: „Die Arbeit, die der Körper der Gibbons während des Sprungs leistet, ist höher als bei jedem anderen bekannten Tier“, sagen die Wissenschaftler. Beim Absprung verleihe dies den Affen eine Geschwindigkeit von mehr als 8,3 Metern pro Sekunde. Diese Absprunggeschwindigkeiten entsprachen einem Arbeitsaufwand von 34,5 Joule pro Kilogramm. Der Mensch erreicht beim Sprung gerade einmal 6,3 Joule pro Kilogramm.

Arme geben Schwung

Sie stellten fest, dass die Affen dafür weniger Muskelkraft einsetzen mussten als andere Primaten. Nach Angaben der Forscher ist dies umso erstaunlicher, als dass die Gibbons keine der anatomischen Anpassungen besitzen, die man normalerweise bei spezialisierten Springern findet. So seien die Hinterbeine nicht verlängert oder verstärkt. „Stattdessen tragen Arme und Rückenmuskeln gemeinsam dazu bei, den Gibbon schnell genug für seine weiten Sprünge zu machen“, so die Wissenschaftler. „Sie nutzen ihre Arme wie die griechischen Fünfkämpfer ihre Halteren.“ Halteren waren Gewichte, die die antiken Athleten beim Weitsprung in den Händen hielten, um damit beim Sprung Schwung holen zu können.

Die Arme der Gibbons machen 17 Prozent ihres gesamten Körpergewichts aus, beim Menschen sind es nur elf. Kombiniert mit einer Dehnung des Rumpfs verleiht die Vorwärtsbewegung der Arme den Affen den nötigen Schub. „Diese Aktion repräsentiert eine Arbeitsteilung zwischen verschiedenen Körperteilen“, sagen die Forscher. Das ermögliche es den Gibbons, gut zu springen, obwohl ihr Körperbau in erster Linie an das Schwingen und Klettern angepasst sei. (biology Letters, 2011; (DOI: 10.1098/rsbl.2011.0574)

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(Royal Society/ Biology Letters, 11.08.2011 – NPO)

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