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Paläontologie

Riesenvogel aus der Kreidezeit entdeckt

"Samrukia nessovi" könnte Größe eines Straußes erreicht haben

Unterkiefer-Knochen von Samrukia nessovi, grau hinterlegt ist ein rekonstruierter Bereich des Knochens. © Naish et al. /Biology Letters

In Kasachstan haben Paläontologen fossile Knochen des bisher größten bekannten Urvogels aus der Zeit der Dinosaurier entdeckt. Der vor rund 80 Millionen Jahren lebende „Samrukia nessovi“ war vermutlich mindestens so groß wie ein Albatros und könnte eine Flügelspannweite von mehr als vier Metern besessen haben, berichtet ein internationales Forscherteam im Fachmagazin „Biology Letters“. Basis ihrer Schätzungen ist ein rund 27 Zentimeter langer, zahnloser Unterkieferknochen des Vogels.

Die rund 100 bisher aus der Kreidezeit bekannten Urvögel wurden maximal so groß wie eine Krähe, die meisten von ihnen waren deutlich kleiner. Die einzige Ausnahme könnte ein 1995 in Südfrankreich entdecktes pfauengroßes Fossil bilden. Seine Zugehörigkeit zu den Vögeln ist allerdings umstritten. Da bisher nur Bein- und Hüftknochen des Tieres gefunden wurden, ist seine stammesgeschichtliche Einordnung nur eingeschränkt möglich.

Knochen aus Kreidezeitformation in Süd-Kasachstan

Die Forscher um Darren Naish von der University of Portsmouth entdeckten die Relikte des Kreidezeitvogels in einer Gesteinsformation nahe dem Ort Akkurgan in Süd-Kasachstan. In diesen rund 80 Millionen Jahre alten Ablagerungen waren zuvor schon Fossilien verschiedener Dinosaurier und anderer Wirbeltiere aus dieser Zeit gefunden worden. Erhalten sind von dem neuen Vogelskelett nur zwei Knochen des Unterkiefers. Den Relikten fehlt ein für die zeitgenössischen Dinosaurier typisches Knochenfenster. Aus diesem und anderen Merkmalen schließen die Forscher, dass das Fossil kein gefiederter Dinosaurier, sondern ein Urvogel war.

Zwei mögliche Körperformen für den Riesenvogel Samrukia im Vergleich zu einem Menschen und einem "normalgroßen" Kreidezeitvogel. © John Conway

Ihrer Analyse zufolge handelt es sich bei „Samrukia“ um eine neue Art, die tief an der Basis des Vogelstammbaums steht. „Eine Serie von abgeleiteten Merkmalen deutet darauf hin, dass diese Art mit keiner der modernen Vogelgruppen enger verwandt ist“, sagen die Forscher. Riesenwuchs sei damit in der Evolution mindestens einmal auch außerhalb der modernen Vögel entstanden. „Samrukia bestätigt, dass die Evolution im Mesozoikum deutlich vielseitigere Körpergrößen hervorgebracht hat als lange angenommen.“ Der Fund sei zudem ein Beleg dafür, dass auch während der Ära der Dinosaurier noch eine Nische für andere große Tiere existierte.

Flugfähigkeit noch ungeklärt

Ob Samrukia fliegen konnte oder nicht, lässt sich anhand der bisherigen Funde nicht feststellen. Sollte der Urvogel sich eher laufend fortbewegt haben, schätzen die Forscher sein Gewicht auf mindestens 50 Kilogramm. Zwei bis drei Meter groß könne das Tier dann aufrecht stehend gemessen haben. Damit wäre es so groß gewesen wie ein Afrikanischer Strauß.

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„Der Fund von Samrukia in Kasachstan erweitert unser bisher sehr begrenztes Wissen um die Vogelevolution in Zentralasien“, sagen die Forscher. Es sei nun klar, dass in der Kreidezeit dort mindestens drei unterschiedliche Großgruppen der Vögel vertreten waren – und keine von ihnen gehörte zur bis heute überlebenden Gruppe. Nach Angaben von Naish und seinen Kollegen stützt dies die Beobachtung, dass die modernen Vögel in der Kreidezeit sehr selten und in ihrer Verbreitung sehr eingeschränkt waren. (Biology Letters, 2011; DOI: 10.1098/rsbl.2011.0683)

(Royal Society /Biology letters, 10.08.2011 – NPO)

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