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Medizintechnik

Neues Verfahren verbessert Brustkrebs-Diagnose

Krankhafte Veränderungen werden besser erkannt als bei der herkömmlichen Mammographie

Mammographie-Aufnahmen © National Cancer Institute

Eine neue Röntgen-Methode könnte die Früherkennung von Brustkrebs deutlich verbessern. Sie macht auch jene krankhaften Strukturen sichtbar, die die herkömmliche Mammographie nicht abbilden kann. Dies zeigen erste Tests von Schweizer Forschern mit der so genannten differentiellen Phasenkontrast-Mammographie an Gewebe von frischoperierten Patientinnen. Mit dem neuen Verfahren sei es möglich, Narben von Tumorgewebe zu unterscheiden. Auch kleinste Krebsknötchen ließen sich identifizieren, berichten die Forscher im Fachmagazin „Investigative Radiology“.

Die Methode wertet nicht nur aus, wo Röntgenstrahlung von Gewebestrukturen geschluckt wird, sondern registriert darüber hinaus auch noch andere, subtilere Veränderungen der Strahlung. Aufnahmen mit dem neuen Gerät seien daher deutlich aussagekräftiger. Zudem sei das Verfahren deutlich kostengünstiger als Kernspin-Tomografie-Aufnahmen. Diese gelten als bisher beste Methode zum Aufspüren kleinster Veränderungen im Brustgewebe, werden aber aufgrund der hohen Kosten von den Krankenkassen bisher nur im Ausnahmefall bezahlt. Ein Prototyp des Geräts ist bereits geplant. Dieses soll dann zur regelmäßigen Routine-Brustuntersuchung in der Praxis eingesetzt werden.

Mammographie-Screening umstritten

Zur Früherkennung von Brustkrebs wird bei Frauen ab 50 Jahren eine regelmäßige Mammographie empfohlen. Der Sinn eines Routine-Screenings ist jedoch umstritten. Fehldiagnosen auf Basis solcher Aufnahmen gelten als relativ häufig.

Bei der Mammographie wird das Brustgewebe mit Röntgenstrahlen durchleuchtet. Tumore und andere krankhafte Veränderungen, aber auch ungefährliche Kalkeinlagerungen und Drüsengänge lassen die Strahlen nicht passieren. Sie erscheinen daher als weiße Schatten auf dem Bild.

Die differentielle Phasenkontrast-Mammographie erweitert das gängige Verfahren. Sie nutzt aus, dass Röntgenlicht aus Wellen besteht und sich die Welleneigenschaften auf dem Weg durch die verschiedenen Gewebestrukturen geringfügig ändern. Diese leichten Verschiebungen oder Streuungen der Wellen wertet das neue Gerät aus und erstellt daraus hochauflösende, farbverstärkte Bilder.

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Nik Hauser, Leiter des zertifizierten Brustzentrums am Kantonsspital Baden, und Marco Stampanoni von der ETH Zürich im Mammografieraum. © M.Fischer / PSI

Erste Tests erfolgreich, klinische Studie läuft

Als ersten Test untersuchten die Forscher des Paul Scherrer Instituts (PSI) und der ETH Zürich Gewebe aus Brustoperationen mit der neuen Methode. Damit sei man der Situation einer tatsächlichen Untersuchung am Menschen bereits sehr nahe gekommen, sagen die Wissenschaftler. Es habe sich gezeigt, dass die neuen Aufnahmen bösartige Veränderungen im Gewebe besser sichtbar machten als herkömmliche Mammographie.

Zurzeit wird bereits eine klinische Studie durchgeführt, die die Vorteile der neuen Methode an einer größeren Zahl an Patientinnen testet. Dabei sollen Ärzte, die nicht an der Entwicklung der Methode beteiligt waren, die Vorteile der neuen Bilder gegenüber herkömmlichen Röntgenaufnahmen unabhängig beurteilen.

Bestätigt die Studie die bisherigen Ergebnisse, könnte das neue Verfahren möglicherweise zukünftig routinemäßig bei Brustkrebsuntersuchungen in Krankenhäusern eingesetzt werden. (Investigative Radiology, DOI: 10.1097/RLI.0b013e31822a585f)

(Investigative Radiology / Paul Scherrer Institut / dapd, 04.08.2011 – DLO)

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