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Astronomie

„Schneemann“ auf Asteroid Vesta entdeckt

Erste hochaufgelöste Bilder der NASA-Raumsonde Dawn geben Hinweise auf bewegte Vergangenheit

Dieses Bild zeigt eine Gruppe von drei Kratern, welche das Kamerateam informell als „Snowman“ (deutsch: Schneemann) bezeichnet. Diese Krater befinden sich auf der Nordhalbkugel des Asteroiden. © NASA / JPL-Caltech / UCLA / MPS / DLR / IDA

Erste hochaufgelöste Bilder der NASA-Raumsonde Dawn vom Asteroiden Vesta offenbaren vielfältige Oberflächenstrukturen und deuten auf eine Art Zweiteilung des Himmelskörpers hin: Während die Nordhalbkugel mit zahlreichen Kratern übersät ist, sind diese auf der Südhalbkugel in geringerer Anzahl zu finden. Zu den ungewöhnlichsten bisher entdeckten Phänomenen gehört ein Krater-Trio, das die Astronomen spontan „Schneemann“ (englisch „Snowman“) getauft haben.

Dawn ist am 16. Juli 2011 in eine Umlaufbahn um Vesta eingeschwenkt und wird erstmals einen Körper des Asteroidengürtels über einen längeren Zeitraum erforschen.

Asteroid mit innerer Schichtstruktur

Aus wissenschaftlicher Sicht ist Vesta ein kosmischer Glücksfall. Denn der riesige Asteroid mit einem Durchmesser von etwa 530 Kilometern, der jenseits der Umlaufbahn des Mars im so genannten Asteroidengürtel etwa 184 Millionen Kilometern von der Erde entfernt um die Sonne kreist, gilt als eines der wenigen Überbleibsel aus der Geburtsstunde des Sonnensystems vor etwa 4,5 Milliarden Jahren.

Während sich die ersten Materieklumpen nach und nach zu größeren Planeten zusammenballten oder als Folge heftiger Zusammenstöße wieder zerbrachen, blieb Vesta in einer frühen Phase der Planetenentstehung stecken. Wissenschaftler vermuten sogar, dass der Asteroid eine innere Schichtstruktur besitzt und einst ein heißes, geschmolzenes Inneres hatte – ähnlich wie heute die Erde.

„In der Vergangenheit haben wir Vesta als den kleinsten der erdähnlichen Planeten bezeichnet“, sagt Chris Russell, wissenschaftlicher Leiter der Mission. „Die neuesten Bilder bieten viele Hinweise darauf, dass diese Erwartungen berechtigt sind. Die Aufnahmen zeigen, dass eine Vielzahl von Prozessen einst die Oberfläche der Vesta geformt hat.“

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Das Kamerasystem an Bord der NASA-Raumsonde hat dieses Bild des Asteroiden Vesta am 24. Juli 2011 aus einer Entfernung von 5200 Kilometern aufgenommen. © NASA / JPL-Caltech / UCLA / MPS / DLR / IDA

Auffällige Krater-Verteilung

Auffällig ist vor allem die Verteilung der Krater. Während diese auf die Nordhalbkugel nach Angaben der Forscher sehr zahlreich sind, ist der Süden auffallend anders strukturiert. Hier sind deutlich weniger Krater zu finden. Wissenschaftler nutzen die Anzahl der Krater auf einer Oberfläche als Maß für ihr Alter. Denn je älter eine Oberfläche ist, desto länger war sie dem Bombardement kleinerer Asteroiden und anderer kosmischer Brocken.

Zudem hatten bereits ältere Aufnahmen des Weltraumteleskops Hubble den Astronomen zufolge angedeutet, dass möglicherweise ein gewaltiger Einschlag einst einen riesigen Krater in Vestas Südhalbkugel gerissen hat. Die jüngsten Bilder enthalten nun Hinweise, dass sich diese Theorie bestätigen könnte. Zu ihnen zählen die auffälligen, parallel verlaufenden Riefen in der Äquatorregion.

„Auch ein solch riesiger Krater wäre ein Glücksfall“, erklärt Andreas Nathues vom Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung (MPS), der wissenschaftliche Leiter des Kamerateams. „Denn diese Einschlagsregion würde möglicherweise einen Blick in tiefer gelegene Schichten des Asteroiden ermöglichen.“

Blick auf Vestas Südpol © NASA / JPL-Caltech / UCLA / MPS / DLR / IDA

Bald wissenschaftliche Untersuchungen

Und Ulrich Christensen, ebenfalls vom MPS, ergänzt: „Die neuen Aufnahmen bieten einen ersten Vorgeschmack darauf, was uns in den kommenden Monaten erwartet.“ Bereits am 11. August wird Dawn eine tiefere Umlaufbahn erreichen, um dort mit den ersten wissenschaftlichen Untersuchungen zu beginnen. Dann werden nur noch 2.700 Kilometer die Sonde vom Asteroiden trennen. Die Raumsonde wird den Himmelskörper etwa ein Jahr lang begleiten und dann ihr zweites Ziel, den Zwergplaneten Ceres, ansteuern. Die Ankunft dort ist für 2015 geplant.

(Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung, 02.08.2011 – DLO)

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