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Geowissen

Geburt Indonesiens ließ Australiens Regenwald verschwinden

Veränderungen der Meeresströmungen führten zu verminderten Niederschlägen

Die Schalen dieser Mikrofossilien (Foraminiferen), die im Sediment auf dem Meeresboden des Indischen Ozeans konserviert wurden, haben Klimadaten aus der Zeit des Pliozäns gespeichert, als an der Nordwestküste Australiens noch ein üppiger Regenwald wuchs. © Cyrus Karas

Kein Klimawandel, sondern das Auftauchen der indonesischen Inseln aus dem Meer ließ vor drei Millionen Jahren den einst üppigen Regenwald Australiens verschwinden. Deutsche Meeresforscher haben anhand von Bohrkernen des Internationalen Ocean Drilling Projects herausgefunden, dass die neuen Landmassen warme Meeresströmungen von den Küsten des Kontinents weglenkten. Dadurch sanken die oberflächennahen Wassertemperaturen vor Australien deutlich.

„Dieser Temperatur-Abfall vor etwa 3,3 Millionen Jahren hat vermutlich die Menge an warmer feuchter Luft reduziert, die nach Westaustralien gelangen konnte“, sagt Cyrus Karas von der Goethe-Universität Frankfurt. Es fehlte damit auch der Regen, der zum Überleben des Regenwaldes unverzichtbar war, berichten die Wissenschaftler in der Fachzeitschrift „Paleooceanography“.

Große Teile Australiens gehören heute zu den trockensten und lebensfeindlichsten Gebieten der Erde. Doch das war nicht immer so. Vor gut drei Millionen Jahren, im Erdzeitalter des Pliozän, gab es vor allem an der Nordwestküste des Landes noch dichte Regenwälder mit einer vielfältigen und exotischen Tier- und Pflanzenwelt. Doch warum verschwand die üppige Vegetation danach in relativ kurzer Zeit? Der Antwort auf diese Frage sind die deutschen Wissenschaftler jetzt einen entscheidenden Schritt näher gekommen.

Tiefseebohrkerne untersucht

In ihrer Studie analysierten sie Sedimentproben aus Tiefseebohrungen des Internationalen Ocean Drilling Projects (IODP/ODP). Die vom Meeresgrund vor der australischen Küste und aus dem Indischen Ozean stammenden Bohrkerne ermöglichen einen Blick zurück in die Zeit vor zwei bis sechs Millionen Jahren.

Die Forscher untersuchten in den Proben vor allem die geochemische Zusammensetzung und das Verhältnis der stabilen Sauerstoff-Isotope in den Schalen fossilen Planktons. Anhand der ermittelten Werte rekonstruierten sie die Wassertemperaturen im Ozean vor 3,5 bis drei Millionen Jahren: Im westlichen und zentralen Indischen Ozean waren die Temperaturen der oberflächennahen Meeresschichten damals vergleichsweise stabil. Aber einige hundert Kilometer vor der Nordwestküste Australiens fiel die Temperatur während des gleichen Zeitraums deutlich um zwei bis drei Grad Celsius ab.

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Tektonische Verschiebungen verantwortlich für Temperatur-Abfall

Die sinkenden Wassertemperaturen erklärt der Paläoozeanograph Karas mit tektonischen Verschiebungen im gleichen Zeitraum: Vor etwa drei bis vier Millionen Jahren tauchte die indonesische Inselgruppe aus dem Meer auf. Dazu gehören riesige Inseln wie Timor, deren Fläche etwa so groß ist wie die Tschechische Republik. Diese neuen Landmassen schwächten nach Ansicht des Forschers einen Großteil der nach Süden fließenden warmen Strömungen ab, so dass sich die Meeresoberfläche vor dem Kontinent abkühlen konnte. (Paleooceanography, 2011; DOI: 10.1029/2010PA001949).

(Goethe-Universität Frankfurt, 07.07.2011 – DLO)

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