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Medizin

Man(n) geht nicht zur Krebsvorsorge

Studie untersucht Ursachen der Scheu vor der Krebs-Früherkennung

Krebs-Früherkennung kann Leben retten. Trotzdem nimmt nur jeder fünfte Mann die kostenlosen Früherkennungsuntersuchungen in Anspruch. Aber warum? Die Gründe hierfür sollen jetzt in einem Forschungsprojekt durch umfangreiche Befragungen ermittelt werden.

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„Die Erkenntnisse bilden eine wesentliche Grundlage für effektive Kampagnen zur Motivation und zur Aufklärung über das große Potenzial der Krebs-Früherkennung“, betont die Projektleiterin Monika Sieverding von der Freien Universität. Darüber hinaus könnten die Ergebnisse helfen, die Strukturen in der Gesundheitsvorsorge zu verbessern. Die Deutsche Krebshilfe fördert die über drei Jahre laufende Studie mit rund 440.000 Euro.

Auto wichtiger als Gesundheit?

Beim Darmkrebs beispielsweise könnten 15.000 Todesfälle jährlich verhindert werden, wenn der Tumor früh genug erkannt wird. Auch beim Prostatakrebs gilt: Je früher entdeckt, umso besser sind die Heilungschancen. Trotzdem kümmern sich viele Männer intensiver um ihr Auto als um sich selbst. Ist die Vorsorgeuntersuchung nicht mit dem traditionellen Männerbild vereinbar? Oder schreckt die Art der Untersuchung die Männer ab? Diese und andere Fragen stehen im Mittelpunkt der Studie. Darüber hinaus soll geklärt werden, wie die Männer überhaupt zur Krebs-Früherkennungsuntersuchung kommen: durch Eigeninitiative, durch die Initiative der Partnerin oder durch eine Empfehlung des Arztes?

„Zunächst befragen wir in 30.000 Haushalten Männer und Frauen nach ihrer Inanspruchnahme von Krebs-Früherkennungsuntersuchungen. Dabei berücksichtigen wir auch soziale Einflussfaktoren, die zu einer Teilnahme beziehungsweise Nicht-Teilnahme führen“, erklärt Sieverding. In weiteren Interviews mit Nicht-Teilnehmern und deren Partnerinnen sowie mit medizinischen und psychologischen Experten will sie mit ihrem Team nach sozialen und psychologischen Barrieren forschen. „Aus den Ergebnissen der Befragungen und den Resultaten internationaler Studien sowie eigenen Vorstudien wollen wir einen Fragebogen entwickeln, um psychologische Ursachen der Nicht-Inanspruchnahme zu erfassen“, beschreibt die Projektleiterin das Vorgehen.

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Der erstellte Fragebogen dient dann als Befragungsgrundlage für eine repräsentative Stichprobe von 1.500 Männern im Alter zwischen 45 und 70 Jahren: 500 Männer, die nie zur Früherkennung gehen, 500 Männer, die unregelmäßig teilnehmen sowie weitere 500, die sich regelmäßig untersuchen lassen.

Auch Ärzte mit einbezogen

Sieverding will außerdem herausfinden, welche Einstellungen (Haus-) Ärzte zur Krebs-Früherkennungsuntersuchung haben: „Wir untersuchen, ob es auf Seiten der Ärzte medizinische, ökonomische oder psychologische Vorbehalte gegenüber Früherkennungsuntersuchungen bei Männern gibt“, erläutert sie. Dies sei wichtig, da Ärzten eine große Rolle dabei zukommt, ihre Patienten zur Teilnahme an Krebs-Früherkennungsuntersuchungen zu motivieren. „Einstellungen und Verhaltensempfehlungen von Ärzten zu Vorsorgeuntersuchungen sind in Deutschland bisher noch nicht erforscht worden“, so die Psychologin.

„Das Projekt schließt eine Lücke in der Versorgungsforschung“, betont Gerd Nettekoven, Geschäftsführer der Deutschen Krebshilfe. „Es soll grundlegende Erkenntnisse über das Gesundheitsbewusstsein des Mannes bringen und dazu beitragen, die Inanspruchnahme der Krebs-Früherkennung in Deutschland zu verbessern.“

(Deutsche Krebshilfe, 11.08.2004 – NPO)

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