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Astronomie

Größtes Himmelskartierungs-Teleskop liefert erste Bilder

VLT Survey Telescope (VST) soll hochauflösende Himmelsdurchmusterungen im sichtbaren Licht durchführen

VLT Survey Telescope (VST) © ESO

Auf dem Paranal in Chile hat jetzt das größte speziell für Himmelsdurchmusterungen im sichtbaren Licht konstruierte Teleskop der Welt seine Arbeit aufgenommen. Das VLT Survey Telescope (VST), ein 2,6-Meter-Teleskop ist mit einer 268-Megapixel-Kamera und adaptiver Optik ausgerüstet und soll in den nächsten Jahren mehrere umfangreiche Kartuierungen des Südhimmels in hoher Auflösung durchführen. Die ersten Aufnahmen

Das 2,6 Meter VLT Survey Telescope (VST) ist das neueste Teleskop am Paranal-Observatorium der ESO in der Atacamawüste im Norden Chiles. Es befindet sich in einem Schutzbau unmittelbar neben den vier Hauptteleskopen des VLT auf dem Gipfel des Cerro Paranal, an einem der besten Beobachtungsplätze der Erde. Das Herzstück des Teleskops bildet die hinter einem Linsensystem zur Erzeugung der bestmöglichen Bildqualität gelegene Kamera OmegaCAM. Sie wiegt 770 kg und besteht aus 32 einzelnen CCD-Detektoren, die in Vakuumgehäusen eingebaut sind. Zusammen erzeugen die Detektoren ein Bild mit insgesamt 268 Megapixeln. Mit jedem Bild fängt das Teleskop ein Himmelsareal ein, dessen Durchmesser doppelt so groß ist wie der Durchmesser der Vollmondscheibe.

Aufnahmen vom Omeganebel und Omega Centauri

Erste Bilder zeigen nun beeindruckende Ansichten des südlichen Sternhimmels: Die ersten veröffentlichten Aufnahmen zeigen die Sternentstehungsregion Messier 17 – auch bekannt als Omeganebel oder Schwanennebel – wie sie noch nie zuvor zu sehen war. Dieses Gebiet aus Gas, Staub und heißen, jungen Sternen liegt inmitten der Milchstraße im Sternbild Sagittarius (Schütze). Das Gesichtsfeld des VST ist so groß, dass die Aufnahme den gesamten Nebel inklusive der schwächeren Außenbereiche erfasst. Gleichzeitig erzeugen VST und OmegaCAM eine außergewöhnlich scharfe Abbildung über das gesamte Feld.

VST-Aufnahme des Omega-Nebels (Messier 17). Das Sichtfeld des VST ist so groß, dass der gesamte Nebel samt Außenbereiche auf ein Bild passt. © ESO/ INAF-VST/ OmegaCAM

Die zweite veröffentlichte Abbildung ist das wohl beste jemals aufgenommene Bild von Omega Centauri, des größten Kugelsternhaufens am Nachthimmel. Das extrem große Gesichtsfeld von VST und OmegaCAM erlaubt auch hier die Abbildung nicht nur der helleren Regionen des Haufens, sondern selbst der schwachen Außenbereiche des Objektes. Die detailscharfe Abbildung der etwa 300.000 Sterne unterstreicht die hervorragende Auflösung des VST.

„Ich bin begeistert den beeindruckenden ersten Aufnahmen vom VST und der OmegaCAM. Die einzigartige Kombination von VST und dem Infrarot-Durchmusterungsteleskop VISTA wird es uns ermöglichen, viele interessante Objekte zu identifizieren, die wir dann mit den leistungsfähigen Teleskopen des VLT genauer untersuchen können”, erklärt Tim de Zeeuw, der Generaldirektor der ESO.

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Drei Himmelsdurchmusterungen geplant

In den kommenden fünf Jahren wird das VST drei Himmelsdurchmusterungen durchführen, deren Daten öffentlich zugänglich sind. Die KIDS-Durchmusterung wird mehrere Himmelsgebiete weit abseits der Milchstraße untersuchen, um unsere Kenntnisse über Dunkle Materie, Dunkle Energie und Galaxienentwicklung zu erweitern. Außerdem ist zu erwarten, dass die Studie viele neue Galaxienhaufen und hochrotverschobene Quasare zu Tage fördern wird.

Die VST-ATLAS-Kampagne wird eine sehr große Himmelsfläche abdecken und hat ebenfalls eine Verbesserung des Verständnisses der Dunklen Energie zum Ziel, außerdem die Unterstützung von speziellen am VLT und anderen Großteleskopen durchgeführten Studien. Die dritte Durchmusterung, VPHAS+, wird sich auf den Zentralbereich der Milchstraße konzentrieren, um die Struktur der galaktischen Scheibe und den zeitlichen Ablauf der Sternentstehung darin zu kartieren. Das Endergebnis von VPHAS+ wird ein Katalog von etwa 500 Millionen Objekten sein. Außerdem ist zu erwarten, dass VPHAS+ eine Anzahl ungewöhnlicher Sterne aus allen Entwicklungsstadien entdecken dürfte.

30 Terabyte an Rohdaten pro Jahr

Die OmegaCAM wird riesige Datenmengen generieren. Jedes Jahr werden schätzungsweise 30 Terabyte an Rohdaten erzeugt und zu den Datenzentren in Europa transferiert, wo sie weiterverarbeitet werden. In Gronigen und Neapel wurde dafür extra ein neuartiges, ausgeklügeltes Softwaresystem entwickelt, das den großen Datenfluss bewältigen kann. Die Endprodukte der Datenverarbeitung werden sowohl lange Listen mit den gefundenen Objekten als auch Bilder sein, die den Astronomen auf der ganzen Welt für ihre Forschung zugänglich gemacht werden.

„Mit seinem großen Gesichtsfeld, der exzellenten Datenqualität und seiner effizienten Arbeitsweise wird das VST eine unglaubliche Menge an Informationen generieren, die viele Bereiche der Astrophysik voranbringen wird”, sagt auch Konrad Kuijken, der Leiter des OmegaCAM-Konsortiums.

(ESO, 09.06.2011 – NPO)

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