Etwa 163 Millionen Kilometer trennen die ESA-Raumsonde Rosetta noch vom Kometen 67P/Churyumov-Gerasimenko, den sie 2014 erreichen wird. Trotz dieser Entfernung hat das Kamerasystem an Bord nun erstmals Aufnahmen des fernen Ziels erstellt. Das Kometenbild ist zwar nur wenige Pixel groß, zeigt aber erstmals, wohin die Reise geht. Um den Energieverbrauch zu reduzieren, fliegt die Sonde ab nun im „Winterschlaf“ auf ihr Ziel zu.
Die Raumsonde „Rosetta“ hat bereits einen langen Weg hinter sich – und noch einen langen vor sich. Seit dem 2. März 2004 reist die ESA-Sonde durch den Weltraum, hat dabei im rasanten Vorbeiflug ihr Kameraauge auf die Asteroiden Steins und Lutetia gerichtet und mehrere Mal an Erde und Mars Schwung geholt für ihren Flug zum Kometen 67P/Churyumov-Gerasimenko. Zurzeit ist sie noch etwa 163 Millionen Kilometer von ihrem Ziel entfernt, das sie 2014 erreichen wird. In der letzten Woche nun haben Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung (MPS) letzte Tests des Kamerasystems Osiris durchgeführt und dabei die ersten Bilder des Zielkometen aufgenommen.
Ein paar Pixel Komet
Auf den aktuellen Aufnahmen überdeckt das Signal des Kometen Churjumov-Gerasimenko zwar nur wenige Pixel. „Doch die Bilder zeigen uns schon jetzt deutlich, wohin die Reise geht“, erklärt Holger Sierks vom MPS, Leiter des Kamerateams. „Zudem sind sie ein beeindruckender Beweis für die Leistungsfähigkeit des Kamerasystems. Wir hatten nicht erwartet, bereits aus solch großer Entfernung erste Bilder liefern zu können“.
Denn der Komet ist ausgesprochen lichtschwach: Seine Helligkeit ist etwa eine Million Mal geringer als die des lichtschwächsten Sterns, der von der Erde aus mit bloßem Auge gerade noch erkennbar ist. Astronomen, die den Kometen von der Erde aus beobachten, nutzen dafür das Very Large Teleskope in Chile, eines der weltweit leistungsfähigsten Teleskope mit einem Spiegeldurchmesser von mehr als acht Metern. Der Spiegel der OSIRIS-Kamera hat hingegen einen Durchmesser von nur etwa zehn Zentimetern.
Um den Kometen dennoch sichtbar zu machen, war eine Belichtungszeit von 13 Stunden erforderlich. „Wir haben mit OSIRIS insgesamt 52 Bilder aufgenommen und jedes 15 Minuten lang belichtet“, erklärt Colin Snodgrass vom MPS, der für die Bildverarbeitung zuständig ist. Da sich der 67P/Churyumov-Gerasimenko innerhalb eines Zeitraums von mehreren Stunden relativ zum Fixstern-Hintergrund ein wenig weiterbewegt, erscheint er auf den übereinander gelegten Bildern etwas unscharf. Nach weiteren ausgefeilten Bildverarbeitungsschritten, bei denen unter anderem diese Fixsterne herausgerechnet wurden, konnten die Wissenschaftler einen ersten Blick auf ihr Ziel erhaschen.
Weitere Reise im „Winterschlaf“
Der zweite Blick wird nun allerdings auf sich warten lassen. Denn die Systeme an Bord von Rosetta werden heute für etwa drei Jahre heruntergefahren. Auf diese Weise spart die Raumsonde Treibstoff – bis sie im Frühjahr 2014 „ihren“ Kometen wieder ins Visier nimmt. „Zurzeit ist die Sonde zu weit von der Sonne entfernt, um den kompletten Betrieb mit Sonnenenergie aufrecht zu erhalten“, erklärt Stephan Ulamec vom DLR-Nutzerzentrum für Weltraumexperimente in Köln. Dort befindet sich auch das Lander-Kontrollzentrum, von wo aus der Lander „Philae“ beim Aufsetzen auf P67/Churyumov-Gerasimenko gesteuert wird. „Die Sonde wird sich zwar noch selbstständig immer wieder zur Sonne ausrichten, beheizt werden in den nächsten zweieinhalb Jahren aber nur noch eine Uhr, das Thermalsystem und der Receiver.“
Sobald die Sonde im Mai 2014 die Umlaufbahn des Kometen erreicht hat, rechnen die Planetenforscher mit weiteren, deutlich spektakuläreren Aufnahmen. „Bisher kennen wir Kometen nur von Vorbeiflügen in schnellem Tempo – mit Rosetta haben wir zum ersten Mal die Möglichkeit, aus einer Umlaufbahn heraus über längere Zeit hinweg einen Kometen zu inspizieren“, so Ekkehard Kürth vom DLR-Institut für Planetenforschung in Berlin.
(Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung / Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), 09.06.2011 – NPO)