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Geowissen

Vulkanasche: Flugverbote aufgehoben

Airports in Bremen, Hamburg und Berlin zeitweilg geschlossen

Ausbruch des Grímsvötn © Ólafur Sigurjónsson / Icelandic Meteorological Office (IMO)

Die Aschewolke des isländischen Vulkans Grímsvötn hat
den deutschen Luftraum erreicht und zumindest für einige Stunden den Flugverkehr empfindlich gestört. Um fünf Uhr morgens wurde der Flughafen Bremen geschlossen und auch in Hamburg trat eine Stunde später ein Flugverbot in Kraft. Ab elf Uhr durften dann auch in Berlin zunächst keine Starts und Landungen mehr stattfinden. Mittlerweile sind jedoch alle Beschränkungen aufgehoben, der Luftraum über Norddeutschland ist wieder vollständig geöffnet. Ein möglicher Grund dafür: Erste direkte Messungen von Forschern haben ergeben, dass die Aschekonzentrationen in der Wolke „sehr niedrig“ sind.

Trotz der schnellen Entwarnung sind heute in Deutschland bis zu 700 Flüge ausgefallen. In anderen Ländern Europas gab es schon seit gestern Flugverbote, tausende Starts und Landungen wurden gestrichen, zahlreiche Passagiere saßen auf den Flüghäfen fest. Betroffen waren in erster Linie Flüge von und nach Großbritannien sowie Island. Störungen im geringerem Umfang wurden auch aus Dänemark und Norwegen gemeldet.

Vulkanasche-Verfügung in Kraft gesetzt

Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer hatte am Montag eine Allgemeinverfügung für mit Vulkanasche kontaminierte Lufträume in Kraft gesetzt. Danach gibt es bis zu einem Grenzwert von 0,2 Milligramm Vulkanasche in der Luft keine Einschränkungen im deutschen Luftraum. Bis zu einem Wert von zwei Milligramm Vulkanasche in der Luft darf unter Auflagen geflogen werden. Besondere Vorkommnisse oder Beobachtungen sind aber zum Beispiel sofort an das Luftfahrt-Bundesamt zu melden. Zudem werden zusätzliche Anforderungen an die Wartung von Flugzeugen gestellt.

Das Radarbild vom Morgen des 24. Mai zeigt die Lage der Eruptionswolke des Grímsvötn. © Icelandic Meteorological Office (IMO)

Flugverbot ab zwei Milligramm

Ab einem Wert von zwei Milligramm herrscht im Grundsatz ein Flugverbot, weil nach gegenwärtigen wissenschaftlichen Erkenntnissen nicht ausgeschlossen werden kann, dass ein Schaden an Luftfahrzeugen und Triebwerken entsteht. Ausnahmen bestehen nur für Not- und Suchflüge, Rettungsflüge, Einsatzflüge von Militär und Polizei, Messflüge sowie Flüge von Luftfahrzeugen mit Kolbenmotoren oder ohne Motorantrieb. Turbinengetriebene Luftfahrzeuge dürfen bei einem Wert ab zwei bis vier Milligramm nur dann fliegen, wenn die Unternehmen eine Risikoanalyse durchführen, die vom jeweiligen Triebwerkhersteller mitgetragen wird. Diese muss vom Luftfahrt-Bundesamt anerkannt werden.

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„Eine Studie hat jüngst noch einmal belegt, wie schädlich Vulkan-Aschepartikel für Flugzeuge und deren Triebwerke sein können. Deshalb gilt: Sicherheit ist das oberste Gebot. Mit unseren Maßnahmen sind wir in Deutschland gut gerüstet. Ein international einheitliches und abgestimmtes Vorgehen innerhalb der EU ist aber weiterhin notwendig. Dafür hat sich Deutschland von Beginn an eingesetzt. Wir brauchen nach wie vor einheitliche und verbindliche Grenzwerte. Hier müssen seitens der EU-Kommission weitere Schritte folgen“, so Ramsauer.

Messungen der Aschewolke geplant

Wissenschaftler vom Forschungszentrum Jülich sind unterdessen in Norddeutschland vor Ort und haben damit begonnen mit Messgeräten vom Boden aus die vertikale Ausdehnung und den zeitlichen Verlauf der Aschewolke des Vulkans Grímsvötn zu bestimmen. Ab heute sind zudem Messflüge gemeinsam mit Wissenschaftlern der Universität Mainz geplant. Mit an Bord werden Messgeräte des Deutschen Wetterdienstes sein.

Erste Messung der Aschewolke © Forschungszentrum Jülich

Mit dem sogenannten LIDAR-System können die Forscher Höhe, Menge und Ausbreitung der Russpartikel analysieren und mit den Daten des Vorjahres vom Ausbruch des Eyjafjallajökul vergleichen. Das LIDAR, kurz für „Light detection and ranging-System“, schickt dazu einen Laserstrahl in den Himmel und analysiert den Anteil des aus der Atmosphäre zurück gestreuten Lichts. Die Wissenschaftler können so Partikel bis in eine Höhe von 15 Kilometern aufspüren. Bereits im vergangenen Jahr hatten sie damit die Aschewolke in Nordrhein-Westfalen vermessen.

Mittlerweile liegen schon allererste Ergebnisse zur Höhe der Aschewolke und den Partikel-Konzentrationen vor: So war die Wolke gestern ab 18 Uhr zu beobachten und befand sich zunächst in einer Höhe von fünf bis sieben Kilometern. Später – bis 25.05. gegen acht acht Uhr – war der so genannte „Asche Layer“ dann auf 2,5-3,5 Kilometer Höhe zu finden. Die Konzentration scheint aber insgesamt sehr niedrig zu sein, so das erste Fazit der Wissenschaftler vom Forschungszentrum Jülich.

Weitere Informationen in unserem Special Eruption am isländischen Gletschervulkan Grimsvötn

(Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung / Forschungszentrum Jülich, 25.05.2011 – DLO)

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