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Medizin

Rätsel um Cannabis des Körpers gelöst

Forscher entdeckten Schalter zur Speicherung des Botenstoffs

Seit Jahrhunderten wird Cannabis als Heil- und Rauschmittel verwendet. Die psychoaktive Substanz imitiert die Wirkung von körpereigenen Botenstoffen, den Endocannabinoiden, die das Schmerzempfinden dämpfen, Übelkeit lindern und den Appetit anregen. Österreichischen Forschern ist es nun gelungen, durch das Ausschalten eines bestimmten Enzyms eine Anreicherung des Endocannabinoids 2-AG im Gewebe zu erzielen.

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Die Wissenschaftler vom Zentrum für Molekulare Biowissenschaften (ZMB) der Universität Graz stellen ihre neuen Forschungsergebnisse jetzt in der aktuellen Ausgabe des „Journal of Biological Chemistry“ vor.

Im Mittelpunkt der Studie der Forscher um Professor Robert Zimmermann steht das Enzym Monoglyzerid-Lipase. „Dieses Enzym spaltet Fettbestandteile, die Monoglyzeride, die beim Fettabbau entstehen“, erklärt Ulrike Taschler, Hauptautorin der Publikation. Zusätzlich spielt Monoglyzerid-Lipase eine wichtige Rolle im Endocannabinoid-Stoffwechsel.

Anreicherung in allen Geweben

„Mäuse, bei denen dieses Enzym ausgeschaltet ist, können das am häufigsten im Körper vorkommende Endocannabinoid 2-AG (2-Arachidonoyl-glyzerol) nicht abbauen. Deshalb reichert sich die Substanz in sämtlichen Geweben an und verursacht eine ständige Aktivierung von Rezeptoren, die unter anderem für Schmerzempfinden, Übelkeit und Appetitgefühl verantwortlich sind“, berichtet Taschler.

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Das bedeutet: Die Rezeptoren geben kontinuierlich Signale weiter, die das Schmerzempfinden dämpfen, Übelkeit lindern und den Appetit anregen können.

Monoglyzerid-Lipase interessant für Schmerztherapie

Die Monoglyzerid-Lipase könnte somit ein interessanter Angriffspunkt für zukünftige Anwendungen im Bereich der Schmerztherapie und bei Essstörungen sein. Da das Endocannabinoid 2-AG auch bei neurodegenerativen Erkrankungen wie Morbus Parkinson oder Alzheimer schützend zu wirken scheint, lassen die Forschungsergebnisse den Forschern zufolge hier ebenfalls auf neue Möglichkeiten hoffen.

Und noch eine überaus interessante Entdeckung haben die Grazer Wissenschaftler gemacht: „Mäuse, denen Monoglyzerid-Lipase fehlt, erkranken seltener an Diabetes“, so Taschler. (The Journal of Biological Chemistry, 2011; doi: 10.1074/jbc.M110.215434)

(Universität Graz, 23.05.2011 – DLO)

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