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Energie

IPCC: Erneuerbare Energien können knapp 80 Prozent decken

Weltklimarat veröffentlicht Bericht zum Potenzial der erneuerbaren Energien

Solarenergie © DOE

Rund 80 Prozent des weltweiten Energiebedarfs könnten bis Mitte des Jahrhunderts durch Erneuerbare Energien gedeckt werden. Das ist das Fazit des gestern vom Weltklimarat IPCC veröffentlichten Berichts zum Potenzial der Erneuerbaren Energien. Voraussetzung dafür seien hohe Investitionen und politische Unterstützung der entsprechenden Umbaumaßnahmen. Die steigende Nutzung der Erneuerbaren könnte bis zu 560 Gigatonnen Kohlendioxid bis zum Jahr 2050 einsparen.

Das Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) hat am Montag in Abu Dhabi in den Vereinten Arabischen Emiraten einen 900 Seiten umfassenden Bericht veröffentlicht, in dem mehr als 120 Wissenschaftler verschiedener Fachbereiche im Rahmen der Arbeitsgruppe III des IPCC die aktuellen Erkenntnisse zu erneuerbaren Energien zusammengetragen haben. Ausgehend davon analysierten die Forscher die mögliche Entwicklung der Erneuerbaren bis zum Jahr 2050 in vier verschiedenen Szenarien. Als erneuerbare Energien wurden berücksichtigt: Biomasse, Solarenergie, Geothermie, Wasserkraft, Meeresenergie und Windenergie.

Im optimistischsten Szenario investieren die Länder bis zum Jahr 2020 bis zu 3.560 Milliarden Euro für die Etablierung erneuerbarer Technologien, in den zehn Jahren darauf sogar bis 5.000 Milliarden Euro. Im konservativsten Szenario nur maximal 1.041 Milliarden Euro. In keinem Falle übersteigen die berücksichtigten Investitionen aber ein Prozent des globalen Bruttosozialprodukts. Die Wissenschaftler weisen darauf hin, dass in vielen aktuellen Kalkulationen die Gewinne der Erneuerbaren ebenso wenig mit eingerechnet werden, wie die Folgekosten für die Nutzung fossiler Brennstoffe.

Anteil von 77 Prozent im günstigsten Fall

Für das optimistische Szenario ergab die Modellrechnung, dass im Jahr 2050 immerhin 77 Prozent des weltweiten Energiebedarfs aus erneuerbaren Energien deckt werden könnten. Dieser entspricht dann 314 Exajoule an Energie pro Jahr von einem Gesamtverbrauch von 407 Exajoule. Damit wäre dann zwar der Gesamt-Energiebedarf nicht vollkommen aus erneuerbaren gedeckt, dafür aber könnten immerhin bis zu 560 Gigatonnen Kohlendioxid bis zum Jahr 2050 eingespart werden.

Nach dem konservativsten Szenario – ohne nennenswerte Investitionen und Maßnahmen – würde sich der Energiebedarf auf 749 Exajoule steigern, die Erneuerbaren hätten dann maximal einen Anteil von 15 Prozent. „Der Bericht zeigt, dass nicht die Verfügbarkeit der Ressource, sondern die politischen und wirtschaftlichen Entscheidungen die Entwicklung der erneuerbaren Energien in den kommenden Dekaden prägt“, erklärt Ramon Pichs, stellvertretender Leiter der Arbeitsgruppe III. Selbst ohne jegliche Förderung würde nach Schätzungen der Experten der Anteil der Erneuerbaren steigen, allerdings nicht genug, um klimarelevant zu sein.

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Sinkende Kosten für Technologien

Die Forscher prognostizieren zudem eine weitere deutliche Senkung der Kosten für die erneuerbaren Energien. Zwar seien die Produktionskosten heute bei vielen noch immer höher als die Energie-Marktpreise. Doch schon in den letzten Jahrzehnten seien die Kosten gesunken und mit technischen Fortschritten seien weitere Senkungen zu erwarten. Zudem seien bei der Berechnung der Energiepreise bisher die Umweltfolgen der Emissionen von Treibhausgasen und Schadstoffen bei fossilen Energieträgern nicht mit berücksichtigt worden. Würde dies getan, wären die erneuerbaren noch konkurrenzfähiger.

Politischer Wille und Maßnahmen entscheidend

Der Schlüssel für eine Durchsetzung der erneuerbaren Technologien sei aber eine Politik, die die wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Vorteile der erneuerbaren Energien aktiv wahrnimmt und widerspiegelt. Entsprechende Investitionen und Maßnahmen seien, so das IPCC, die Voraussetzung dafür, die Entwicklungsziele in dieser Hinsicht zu erreichen.

„Einzigartig an diesem Bericht ist, dass das IPCC zu jeder Technologie ein breites Spektrum von Experten zusammenbringt und mit einbezieht, deren Erkenntnisse gemeinsam mit denen von Forschern berücksichtigt werden, die die Energiesysteme als Ganzes studieren“, erklärt Otmar Edenhofer. „Damit repräsentiert der Bericht einen systematischen, breiten, unparteiischen und aktuellen Bericht zum gegenwärtigen und zukünftigen Potenzial eines kohlenstoffarmen, ressourceneffizienten Energiewegs.“

IPCC: Zusammenfassung für Entscheidungsträger (PDF)

(IPCC, 10.05.2011 – NPO)

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