Anzeige
Neurobiologie

Computerspiele: Wer nachts spielt ist häufiger depressiv

Zusammenhang von nächtlichem Computerspielen und depressiven Symptome festgestellt

Computerspiel: Spieldauer unschädlich, nicht aber nachts spielen? © gemeinfrei

Computerspiele per se machen nicht depressiv, wohl aber das exzessive Spielen in der Nacht. Eine Studie an Spielern von „World of Warcraft“ hat jetzt gezeigt, dass wer nachts zwischen 22 und 6 Uhr regelmäßig Online-Computerspiele spielt, ein erhöhtes Risiko für depressive Symptome aufweist – unabhängig davon, wie viele Stunden pro Woche insgesamtge spielt werden.

Welche Folgen hat das exzessive Spielen von Computerspielen? Diese Frage beschäftigt nicht nur Eltern, Lehrer oder die breite Öffentlichkeit, auch Wissenschaftler haben sich längst dieses Themas angenommen. In den letzten Jahren haben Studien bereits Hinweise darauf ergeben, dass beispielsweise Videospiele mit sehr viel Gewaltszenen die Agressionsbereitschaft von Kindern und Jugendlichen erhöhen können. Jetzt haben Forschende der Fakultät für Psychologie an der Universität Basel untersucht, welche Rolle die Dauer und der Zeitpunkt des Spielens für die psychische Gesunehit spielen.

„World of Warcraft“-Spieler als Testobjekt

Für die Studie befragten die Wisseschaftler über 600 Spieler des Online-Rollenspiels „World of Warcraft“, das weltweit von über elf Millionen Menschen gespielt wird und für sein hohes Suchtpotential bekannt ist. Die befragten Spieler waren zwischen 13 und 30 Jahre alt und spielten durchschnittlich 22 Stunden pro Woche am Computer. Erfragt wurde neben der Spieldauer vor allem auch die Uhrzeit, zu der gespielt wurde.

Das Ergebnis gibt zumindest teilweise Entwarnung: Das Spielen an sich beeinflusst die psychische Gesundheit offenbar nicht signifikant: Insgesamt waren depressive Symptome bei der Stichprobe von Online-Computerspielern im Durchschnitt nicht häufiger als bei Vergleichsstichproben aus anderen Studien.

Wer nachts spielt, ist häufiger depressiv

Aber: Das Spielen während der nacht wirkt sich sehr wohl negativ aus: Spieler, die an fünf bis sieben Tagen pro Woche zwischen 22 Uhr abends und 6 Uhr morgens spielen, ein deutlich höheres Risiko für depressive Symptome aufweisen als diejenigen, die weniger häufig in der Nacht spielen. Häufiges Online-Computerspielen tagsüber hing hingegen nicht statistisch bedeutsam mit depressiven Symptomen zusammen. Der Zeitpunkt des Spielens war demnach wichtiger als die gesamte Spieldauer.

Anzeige

Aber warum? Nach Ansicht der Forscherlässt sich der Zusammenhang zwischen regelmäßigem Online-Computerspielen zu nächtlicher Stunde und depressiven Symptomen möglicherweise durch die Verschiebung des individuellen Schlaf-Wach-Rhythmus erklären. Der nachts fehlende Schlaf macht tagsüber nicht nur müde, sondern verstärkt auch depressive Symptome. Möglich wäre allerdings auch, dass Computerspieler, die unter depressiven Symptomen leiden, aufgrund ihrer Probleme erst spätabends oder in der Nacht aktiv werden und vor den Computer sitzen. (Personality and Individual Differences, 2011; DOI: 10.1016/j.paid.2011.03.024)

(Universität Basel, 09.05.2011 – NPO)

Teilen:
Anzeige

In den Schlagzeilen

Diaschauen zum Thema

Dossiers zum Thema

News des Tages

Mittelmeer

Umgekippte Erdplatte im Mittelmeer entdeckt

Wie Urzeit-Mikroben Wasserstoff spalteten

Neue Hoffnung für Voyager 1

Bücher zum Thema

9 Millionen Fahrräder am Rande des Universums - Obskures aus Forschung und Wissenschaft von Michael Gross

Der Luzifer-Effekt - Die Macht der Umstände und die Psychologie des Bösen von Philip G. Zimbardo

Gefühle lesen - Wie Sie Emotionen erkennen und richtig interpretieren von Paul Ekman

Teenager - Naturgeschichte einer seltsamen Spezies von David Bainbridge

Wir sind alle Neandertaler - Warum der Mensch nicht in die moderne Welt passt von Jürgen Brater

Top-Clicks der Woche