Die Weltbevölkerung wird von heute fast sieben Milliarden Menschen bis zum Jahr 2050 auf voraussichtlich 9,3 Milliarden Menschen wachsen. Damit korrigieren die Vereinten Nationen (UN) ihre Hochrechnungen aus dem Jahr 2009 um rund 200 Millionen Menschen nach oben.
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Im Jahr 2100 werden dann bis zu 10,1 Milliarden Menschen auf der Erde leben. Der sieben Milliardste Mensch wird den Berechnungen zufolge am 31. Oktober 2011 geboren. Das sind die wichtigsten Prognosen des neuen Weltbevölkerungsberichts der UN, den die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (DSW) gestern in Deutschland vorgestellt hat.
Das Bevölkerungswachstum der Zukunft findet danach fast ausschließlich in den Entwicklungsländern statt. Allein in Afrika wird sich die Bevölkerung von heute 1,02 Milliarden auf voraussichtlich knapp 3,6 Milliarden Menschen im Jahr 2100 mehr als verdreifachen. In Europa hingegen nimmt die Bevölkerung ab: Leben hier heute noch 738 Millionen Menschen, werden es in 90 Jahren voraussichtlich nur noch 674 Millionen Menschen sein.
Rasantes Bevölkerungswachstum erschwert Armutsbekämpfung
„Die Bevölkerung wächst in den am wenigsten entwickelten Ländern der Welt am schnellsten, etwa in Liberia, Niger und Uganda“, erklärt Thomas Büttner, stellvertretender Direktor der UN-Bevölkerungsabteilung und Leiter des Bereichs Bevölkerungsstudien.
„Wir gehen davon aus, dass bei zurückgehenden Fertilitätsraten in den 20 gegenwärtig am schnellsten wachsenden Ländern bis zum Jahr 2100 etwa fünfmal mehr Menschen leben werden als heute. Wenn die Bevölkerung jedoch weiterhin genauso schnell wachsen würde wie heute, wären es sogar etwa 24-mal so viele Menschen. Der Kampf gegen die Armut wird dadurch erheblich erschwert.“
Weniger Kinder pro Frau
Die UN-Projektionen basieren auf der Annahme, dass die durchschnittliche Fruchtbarkeit in den Entwicklungsländern bis 2100 von heute 2,7 auf 2,0 Kinder pro Frau sinken wird – in den am wenigsten entwickelten Ländern von 4,4 Kindern pro Frau auf 2,1 Kinder pro Frau. „Dieser Rückgang ist aber keineswegs garantiert“, meint DSW-Geschäftsführerin Renate Bähr. „Tatsache ist, dass Familienplanung in Entwicklungsländern Mangelware ist und dass international weniger Geld dafür bereitgestellt wird. Das wirkt sich auch auf den Zugang von Frauen zu Verhütungsmitteln und damit auf deren Kinderzahl aus.“
Allein in Entwicklungsländern würden laut der DSW 215 Millionen Frauen gern verhüten, haben aber keine Möglichkeit dazu. Angesichts des hohen Anteils von Kindern und Jugendlichen in diesen Ländern – der Elterngeneration von morgen – wird der Bedarf an Verhütungsmitteln in den kommenden Jahren sogar noch weiter steigen.
Bevölkerungswachstum sorgt für Umweltprobleme
Das rasante Weltbevölkerungswachstum verschärft nicht nur die Armut, sondern ist dem DSW zufolge zudem ein wichtiger Grund für die weltweiten Umweltprobleme. Auch steigende Weltmarktpreise für Nahrungsmittel sind unter anderem auf die zunehmende Weltbevölkerung zurückzuführen.
„Familienplanung spielt eine Schlüsselrolle, um das rasante Bevölkerungswachstum in den Entwicklungsländern zu verlangsamen und dadurch den globalen Herausforderungen wie Ressourcensicherung und Klimawandel zu begegnen“, betont Bähr. „Bevölkerungsfragen dürfen bei der Suche nach Lösungen daher nicht länger ignoriert werden.“
Die Welt altert
Ein weiterer Trend, der aus den neuen Zahlen der Vereinten Nationen hervorgeht, ist die deutliche Alterung der Weltbevölkerung in den kommenden neun Jahrzehnten. Weltweit wird das Medianalter, das die Bevölkerung in eine jüngere und eine ältere Hälfte teilt, laut dem Weltbevölkerungsbericht 2011 von heute 29 Jahren bis 2100 auf 42 Jahre steigen.
(Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (DSW), 04.05.2011 – DLO)