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Geowissen

Erde von Asteroidenschauer getroffen

Einschlag löste Massensterben im Eozän aus

Gesteinsformationen im Krater Popigai © Museum für Naturkunde Berlin

Der 100 Kilometer große Popigai-Krater in Sibirien und der 80 Kilometer große Chesapeake-Bay Krater an der Ostküste der USA galten bislang als Produkt eines Einschlages großer Kometen vor circa 35 Millionen Jahren. Doch jetzt haben neuere Forschungen diese These widerlegt. Ursache war vielmehr ein Asteroidenschauer.

Forschungen des Chemikers Roald Tagle vom Museum für Naturkunde der Humboldt-Universität zu Berlin und des Geologie-Professors Philippe Claeys aus Brüssel haben gezeigt, dass die Erde im späten Eozän offenbar von einem ganzen Asteroidenschauer heimgesucht wurde. Die gewaltigen Krater entstanden durch Einschläge von Meteoriten-Bruchstücken, die von einem Zusammenstoß im Asteroidengürtel herrühren. Die gewaltigen, hierbei freigesetzten Energiemengen könnten zu den gravierenden Umweltveränderungen beigetragen haben, die das globale Aussterbeereignis am Ende des Eozäns auslösten.

Im Rahmen einer Dissertationsarbeit am Institut für Mineralogie des Museums für Naturkunde der Berliner Humboldt-Universität kam der junge Geochemiker Dr. Roald Tagle gemeinsam mit Prof. Dr. Philippe Claeys von der Vrije Universiteit Brussel, Belgien zu erstaunlichen Ergebnissen.

Bei Untersuchungen an Gesteinen des Popigai-Kraters in Sibirien, die am GeoForschungsZentrum Potsdam durchgeführt wurden, konnten die Konzentrationen und Verhältnisse einiger Platingruppenelemente extraterrestrischer Herkunft bestimmt werden. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die Zusammensetzung des Einschlagkörpers der eines L-Chondriten entspricht – des am häufigsten auftretenden Meteoritentyps.

Ging man bisher davon aus, dass sowohl der sibirische Popigai-, wie auch der Chesapeake-Bay Krater in den USA von einem Kometen verursacht wurden, gilt diese These jetzt für den Popigai als widerlegt. Kometen bestehen zum größten Teil aus Eis und weisen nach bisheriger Erkenntnis eine ganz andere Zusammensetzung auf. L-Chondriten sind hingegen Bruchstücke von Asteroiden, die wiederholt als Meteoriten auf die Erde fallen. So kann darauf geschlossen werden, dass auch der Popigai-Einschlagkörper von einem Asteroiden stammte.

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Kollision im Asteroidengürtel

Diese Erkenntnisse über den Popigai-Einschlagkörper in Kombination mit neuesten Studien über die Bewegung von Asteroiden, lassen den Schluss zu, dass unsere Erde vor 35 Millionen Jahren durch einen großen Asteroidenschauer getroffen wurde. Die Bruchstücke, die dabei die Erde trafen, stammten vermutlich von einem gewaltigen Zusammenstoß im Asteroidengürtel. Bei diesem Zusammenstoß wurden sowohl unzählige feine Staubpartikeln freigesetzt, die zu den erhöhten Konzentrationen eines bestimmten Helium-Isotops (3He)in irdischen Sedimentgesteinen führten, als auch größere Bruchstücke von bis zu fünf Kilometern Durchmesser, die auf der Erde einschlugen. Diese erzeugten Einschlagkrater von 80 und 100 Kilometern Durchmesser, wie sie der Popigai und Chesapeake-Bay-Krater darstellen.

Auslöser globaler Katastrophe

Vergleichbar dem Impaktereignis des Chixculub-Kraters in Mexiko, könnten die gewaltigen Energiemengen, die durch mindestens zwei große Einschläge freigesetzt wurden, zu den Umweltveränderungen beigetragen haben, die zu dem letzten großen Aussterbeereignis der Erdgeschichte am Ende des Eozän geführt haben. Diese Ergebnisse zeigen nicht zuletzt, dass aufgrund von großen Kollisionen im Asteroidengürtel unsere Erde auch in Zukunft über einen Zeitraum von mehreren Millionen Jahren verstärkt Ziel von Einschlägen werden kann. Derartige Ereignisse würden zu großen Katastrophen auf lokaler und globaler Ebene führen. Die Ergebnisse wurden erstmals vor Kurzem in einem Artikel des Science-Magazine der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

(Museum für Naturkunde Berlin, 06.08.2004 – NPO)

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