Anzeige
Geowissen

Universaldetekor aus DNA-Bausteinen

Mit Aptameren lassen sich vielfältige Stoffe quantitativ nachweisen und genau untersuchen

Vielseitig und doch selektiv: Unter einer großen Vielfalt von Aptameren finden sich die richtigen Detektoren für zahllose Stoffe. Die Analyt-Moleküle, hier AMP, binden an dafür geeignete Stellen. Dadurch verändert sich die Kraft, mit der sich Bindungen zwischen den beiden Hälften des Aptamers lösen lassen. © R. Berger/ MPI für Polymerforschung

Einen Universaldetektor, der so unterschiedliche Stoffe wie Antibiotika, Betäubungsmittel oder Sprengstoff, nachweisen kann, haben jetzt Forscher mit Hilfe eines Rasterkraftmikrokops und spezieller Moleküle, der so genannte Aptamere, entwickelt. Mit ihrer Hilfe können einzelne Moleküle einem Zugtest unterzogen werden. Auf diese Weise lässt sich ein Stoff nicht nur in kleinen Konzentrationen zielgenau nachweisen, sondern auch genauer studieren. So lässt sich etwa untersuchen, wie die gesuchten Stoffe an bestimmte „Ködermoleküle“ binden oder wie groß deren Bindungsstärke ist.

Die so genannten Aptamere sind ein geradezu ideales Mittel, um Chemikalien höchst unterschiedlicher Art nachzuweisen. Sie bestehen typischer Weise aus den Bausteinen aus der die Erbsubstanz DNA und RNA und vereinen Universalität mit Spezifität. Sie bilden gewissermaßen einen Koffer voller Köder, mit denen sich jeweils eine andere Fischart fangen lässt. Ihre Vielseitigkeit resultiert aus den unzähligen Möglichkeiten, die Abfolge der vier Basen zu variieren, aus denen sich DNA zusammensetzt. Ihre Spezifität wiederum ergibt sich aus der räumlichen Struktur, die ein DNA-Strang mit einer bestimmten Basen-Abfolge annimmt. Dadurch ergeben sich im Aptamer individuell geformte Taschen, in die nur bestimmte Moleküle hineinpassen, wie eine Tonfigur in ihre Form.

Passgenaue Taschen für Testmoleküle

„Für die meisten Moleküle, seien es Antibiotika, Kokain, TNT oder Proteine, lassen sich Aptamere mit passenden Taschen finden“, erklärt Rüdiger Berger vom Max-Planck-Institut für Polymerforschung. Aus den passenden Aptameren suchen die Mainzer Forscher eines heraus, welches sich so in zwei Teile schneiden lässt, dass das in der Tasche gebundene Zielmolekül eine Brücke zwischen den beiden Hälften bildet. Für ihre ersten Versuche mit dem Universaldetektor haben die Forscher als Zielmolekül Adenosinmonophosphat (AMP) und ein Aptamer gewählt, das Taschen für zwei AMP-Moleküle besitzt.

Dann verankern sie die eine Hälfte des geteilten Aptamers an der Spitze eines Rasterkraftmikroskopes und die andere auf einer Unterlage. Wenn sie nun die Spitze senken und die Hälften in Kontakt kommen, bilden sich so genannte Wasserstoffbrücken-Bindungen zwischen einzelnen Basen der beiden Aptamer-Hälften. Wird die Spitze zurückgezogen, spannt sich das verbundene Aptamer wie eine Feder. Die dabei entstehende Kraft lässt sich messen. Sie steigt mit der Dehnung, bis die Hälften bei einer bestimmten Kraft auseinanderreißen.

Bindungskraft von Adenosinmonophosphat bestimmt

In einem zweiten Versuch haben die Forscher dem System vor dem Auseinanderziehen eine Lösung des Biomoleküls Adenosinmonophosphat (AMP) hinzugefügt. Dadurch setzen sich zwei AMP-Moleküle in die freien Taschen. Alle zwei bilden dabei Wassserstoffbrückenbindungen mit beiden Aptamer-Hälften aus. Durch diese Brückenfunktion verstärken die AMP-Moleküle den Zusammenhalt der beiden Teile. Sie reißen daher erst bei einer deutlich größeren Kraft ab. Durch diesen Unterschied lässt sich das AMP detektieren.

Anzeige

Für die Ermittlung der Reißkräfte haben die Forscher die Messungen 1.000 Mal wiederholt und einen statistischen Mittelwert bestimmt. Er lag für das AMP-beladene Aptamer bei rund 39 Pikonewton, rund zwölf Pikonewton höher als ohne das AMP. Als Kontrolle haben sie ein mutiertes Aptamer mit anders geformter Bindungstasche verwendet, bei dem die Reißkraft sich nicht veränderte. Auch lässt sich durch die Zweiteilung des Aptamers elegant die Bindungsstärke zwischen dem AMP und den Aptamer bestimmen. Dazu wurde schrittweise die Konzentration der AMP Moleküle in der Lösung erhöht, bis etwa die Hälfte aller Zugversuche eine Erhöhung der Zerreiskraft zeigte. Je größer die dafür nötige Konzentration ist, desto kleiner ist die Bindungsstärke.

Anwendungen in Umweltanalytik und medizinischer Diagnostik

Die neue Methode eigne sich nicht nur zur Detektion von bestimmten Molekülen in einer Lösung, sondern auch zur Erforschung einzelner Moleküle, sagt Berger. „Man kann zum Beispiel mit einer definierten Kraft an dem Aptamer ziehen, ohne es zu zerreißen und untersuchen, wie sich die Eigenschaften der Molekül-Aptamer-Verbindung verändert“, sagt Berger. Man könnte auch das Zielmolekül verändern, sodass es z.B. statt drei nur zwei Wasserstoffbrückenbindungen mit der Tasche ausbildet. „Dadurch ist es möglich zu verstehen, welche Bindungen von Zielmolekül und Aptamer von Bedeutung sind“, erklärt Berger.

Das Wissen um Aptamere und ihre Bindungseigenschaften hat großes Anwendungspotenzial. Die DNA-Stücke werden schon heute für Umweltanalytik und in der medizinischen Diagnostik eingesetzt. Ihre Einsatzgebiete als molekulare Werkzeuge und Bausteine könne sich dank neuer Erkenntnisse mit der neuen Methode noch erweitern, sagt Berger. (Journal of the American Chemical Society, 2011; DOI: 10.1021/ja1092002)

(Max-Planck-Gesellschaft, 21.03.2011 – NPO)

Teilen:
Anzeige

In den Schlagzeilen

News des Tages

Pluto und sein Herz

Wie Pluto sein Herz bekam

So klingen die Träume von Vögeln

Wann sind Kohlenhydrate besonders ungesund?

Diaschauen zum Thema

Dossiers zum Thema

Nanoröhrchen - Kohlenstoffwinzlinge als Bausteine für Computer der Zukunft

Bücher zum Thema

Nanotechnologie für Dummies - Spannende Entdeckungen aus dem Reich der Zwerge von Richard D. Booker und Earl Boysen

Faszination Nanotechnologie - von Uwe Hartmann

Die Welt hinter den Dingen - von Ludwig Schultz und Hermann- Friedrich Wagner

Top-Clicks der Woche