Die Situation in Japan spitzt sich drei Tage nach dem verheerenden Erdbeben mit einer Stärke von 9,0 und dem nachfolgenden Tsunami immer weiter zu – vor allem, was die Gefahr einer Atomkatastrophe betrifft. So hat es im 240 Kilometer nördlich der Hauptstadt Tokio gelegenen Kernkraftwerk (KKW) Fukushima 1 eine zweite gewaltige Wasserstoffexplosion gegeben, bei der mindestens elf Menschen verletzt wurden.
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Betroffen war heute der Reaktorblock 3. Zu einem ähnlichen Unfall war es bereits am Samstag im Reaktor 1 gekommen. Auch dieses Mal ist nach Angaben der japanischen Regierung und des Betreibers TEPCO die innere Stahlhülle, die den Reaktor umgibt unversehrt geblieben. Es sollen auch keine größeren Mengen an Radioaktivität ausgetreten sein. Erschwerend kommt in Fukushima hinzu, dass mittlerweile auch im Reaktor 2 das Kühlsystem ausgefallen ist und eine Kernschmelze droht. Ob diese in den beiden anderen Reaktoren bereits begonnen hat, ist nach wie vor unklar. Viele internationale Experten gehen aber vom Schlimmsten aus.
Entwarnung von zwei anderen Kernkraftwerken
Vorläufige Entwarnung gibt es dagegen von zwei anderen Kernkraftwerken, die zwischenzeitlich ebenfalls Anlass zur Sorge gaben. So beruhten die stark erhöhten Radioaktivitätswerte im Umkreis um das KKW Onagawa nicht auf einem Störfall dort, sondern sind offiziellen Statements zufolge offenbar auf den Unfall in Fukushima 1 zurückzuführen. Mittlerweile haben sich die Werte zudem wieder normalisiert. Und im KKW Tokai rund 120 Kilometer nordöstlich von Tokio, in dem ebenfalls ein Kühlsystem ausgefallen war, ist mittlerweile eine Ersatzpumpe angesprungen, die – angeblich – für ausreichend Kühlung sorgt.
Heftiges Nachbeben
Unterdessen hat sich im Nordosten Japans ein heftiges Nachbeben ereignet. Wie das U.S. Geological Survey (USGS) in Denver mitteilte, besaß der Erdstoß eine Stärke von 6,1 auf der Momenten-Magnituden-Skala. Das Zentrum lag nach Angaben der Seismologen nur 153 Kilometer südöstlich der ohnehin schwer verwüsteten Millionenmetropole Sendai und 338 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt Tokio. Dort gerieten erneut die Hochhäuser ins Schwanken. Berichte über zusätzliche Opfer und Schäden durch diese neue Naturkatastrophe lagen zunächst nicht vor.
Die Behörden und Helfer vor Ort gehen mittlerweile davon aus, dass deutlich über zehntausend Menschen bei dem Erdbeben und Tsunami vom Freitag ums Leben gekommen sind. Allein heute Morgen wurden an der Nordostküste des Landes 2.000 Leichen angespült. Wie viele Japaner noch unter den Trümmern ihrer Häuser begraben sind, ist unklar. Die Aufräum- und Rettungsarbeiten sind zwar angelaufen, sie werden aber durch Nachbeben wie heute und die fast völlig zerstörte Infrastruktur behindert. Noch immer müssen Millionen Haushalte ohne Strom und eine ausreichende Wasserversorgung auskommen. Die Notunterkünfte sind überfüllt und in den Geschäften ist es längst zu Hamsterkäufen gekommen. Lebensmittel und andere Gebrauchsgüter drohen knapp zu werden.
Auch deutsche Helfer im Einsatz
Längst sind auch deutsche Helfer vor Ort im Einsatz. So hat das so genannte SEEBA-Team des Technischen Hilfswerkes (THW) am Samstagmittag Tokio in Richtung Norden verlassen. Gemeinsam mit ABC-Experten und einem Ortungsteam aus der Schweiz sind die Erdbebenspezialisten des THW auf dem Weg zu ihrem Einsatzgebiet bei Tome. Ausgestattet mit moderner Technik und Suchhunden werden die THW-Kräfte die Suche nach Überlebenden aufnehmen.
Die Schweizer Experten stellen durch regelmäßige Messungen sicher, dass sowohl der Weg als auch der Einsatzort selbst radiologisch unbelastet sind. Ein weiteres vierköpfiges Team des THW unterstützt die Deutsche Botschaft in Tokyo bei der Koordinierung der Hilfsmaßnahmen. Ergänzt wird das Team durch einen THW-Experten für ABC-Lagen. Dieser ist als Fachberater an der Deutschen Botschaft eingesetzt.
Mehr zum Thema in unseren Specials „Erdbeben und Tsunami in Japan“ und „Atomunfall in Japan“
(Mit Material vom THW, 14.03.2011 – DLO)