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Zoologie

Forscher klären Regenwurm-Verwandtschaft auf

Neue Analysemethode bestätigt 150 Jahre alte Theorie zur Evolution der Ringelwürmer

Regenwürmer © Beentree / GFDL

Forscher haben die strittigen Verwandtschaftsverhältnisse innerhalb der Tiergruppe der Ringelwürmer aufgeklärt. Dabei konnten sie unter anderem nachweisen, dass die an Land lebenden Arten – wie beispielsweise unser Regenwurm – nicht von frei beweglichen sondern von sesshaften Formen im Meer abstammen.

Die Ergebnisse bestätigen eine vor 150 Jahren aufgestellte Theorie, die zwischenzeitlich als widerlegt galt, schreiben die Wissenschaftler in „Nature“. Den Durchbruch erzielten sie durch eine Kombination von umfangreichen genetischen Untersuchungen mit bio-mathematischen Analysen.

Bodenbelüfter und medizinisches Hilfspersonal

Ringelwürmer – Annelida – gehören zu den artenreichsten und am weitesten verbreiteten Gruppen im Tierreich. Sie spielen eine wichtige Rolle in den verschiedenen Ökosystemen, etwa als Bodenbelüfter wie der Wattwurm und der Regenwurm. Darüber hinaus dienen sie als Anzeiger für die Qualität von Gewässern, wie der Wurm Tubifex, und werden sogar in der Medizin angewendet, beispielsweise Blutegel.

Die Verwandtschaftsverhältnisse dieses Tier-Stammes versuchen Biologen seit 150 Jahren aufzuklären. Lange ging man davon aus, dass sich die landbewohnenden Gürtelwürmer wie Regenwurm und Blutegel sehr früh in der Evolution von den im Meer lebenden Borstenwürmern abgespalten haben.

Zwei Gruppen von Borstenwürmern

Die Borstenwürmer gliederte man damals in zwei Hauptgruppen: Zu den Errantia zählten die frei beweglichen marinen Borstenwürmer. Die zweite Gruppe, die Sedentaria, umfasste die marinen sesshaften Borstenwürmer. Aufgrund von Untersuchungen körperlicher Merkmale wurde diese Theorie in den 1980er Jahren wieder verworfen. Jedoch waren die verwandtschaftlichen Beziehungen der Ringelwürmer weiterhin strittig.

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Ein Projekt der Deutschen Forschungsgemeinschaft, an dem neben der Universität Potsdam auch die Universitäten Osnabrück, Mainz und Leipzig sowie das Max-Planck-Institut für Molekulare Genetik in Berlin beteiligt sind, konnte die mehr als 100 Jahre alte Frage nun weitgehend klären.

mRNA von verschiedenen Ringelwurm-Arten extrahiert

Die Forscher extrahierten für ihre Untersuchungen die so genannte mRNA von verschiedenen Ringelwurm-Arten. Die mRNA ist ein Zwischenprodukt auf dem Weg von der genetischen Information zu Aminosäuren bzw. den daraus zusammengesetzten Eiweißen. Insgesamt verglichen sie bei 34 Arten die entsprechenden Sequenzen von rund 50.000 Aminosäuren. Die Auswertung der enormen Datenmenge war nur mithilfe von speziell entwickelten Computerprogrammen möglich.

Die Ergebnisse der Forscher rehabilitieren im Wesentlichen die alte Theorie mit ihrer Einteilung in die Hauptgruppen Errantia und Sedentaria. Zudem belegen sie, dass die landlebenden Ringelwürmer von sesshaften Meeres-Ringelwürmern abstammen. Darüber hinaus konnte einige Arten, deren Einordnung fraglich war, nun eindeutig ihre Position innerhalb der Ringelwurm-Verwandtschaft zugewiesen werden. (Nature, 2011, doi:10.1038/nature09854)

(Universität Potsdam, 03.03.2011 – DLO)

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