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Medizin

Ein Krebsgen bremst sich selbst

Sich selbst regulierender Rückkopplungsmechanismus identifiziert

Krebs entsteht oft, wenn Gene außer Kontrolle geraten. Wie genau dies geschieht, hat jetzt ein internationales Forscherteam aufgedeckt. Sie entdeckten einen Rückkopplungsmechanismus, der normalerweise ein Zellwachstumsgen reguliert. Gerät dieses Gen jedoch außer Kontrolle, ist Krebs die Folge. In der Fachzeitschrift „Molecular Cell“ identifizieren die Forscher ein Enzym, das die Rückkopplung wieder aktivert und damit auch einen Ansatz für eine Therapie bieten könnte.

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Krebs entsteht, wenn das Gleichgewicht zwischen der Teilung, dem Wachstum und dem Tod von Zellen gestört ist. Das macht die Behandlung dieser Krankheit so schwierig: Die Therapie darf nicht radikal sein, sondern muss maßvoll ausfallen. Es ist, als wolle man einen Hausbrand nicht löschen, sondern lediglich eindämmen – so dass es nur im Kamin brennt und sonst nirgends. Damit dieser Balanceakt im Körper gelingen kann, muss zunächst klar sein, wie das Zellwachstum grundsätzlich reguliert wird. Auf diesem Gebiet ist nun Theresia Kress aus der Arbeitsgruppe von Professor Martin Eilers vom Biozentrum der Universität Würzburg eine wichtige Entdeckung gelungen:

Einem Krebsgen auf der Spur

In Zusammenarbeit mit einem internationalen Team entdeckte die Forscherin einen Rückkopplungsmechanismus, der die Aktivität des wachstumsfördernden „Krebsgens“ Myc auf das richtige Maß einpegelt. Der Mechanismus spielt möglicherweise bei der Entstehung von Darmkrebs eine wichtige Rolle. Das Myc-Gen erzeugt den so genannten Transkriptionsfaktor Myc. Der reguliert eine Vielzahl anderer Gene und treibt auf diese Weise das Wachstum und die Vermehrung von Zellen voran. Gerät das Myc-Gen außer Kontrolle, lässt es Zellen ungebremst wachsen – darum wird es auch als „Krebsgen“ bezeichnet.

Bremsendes Molekül nachgewiesen

Wie aber merkt eine Zelle, dass genügend Myc vorhanden ist? Als möglichen Signalgeber hierfür hatten Eilers und sein Team eine bestimmte Enzymsorte im Auge, die so genannten Proteinkinasen. Also schaltete Theresia Kress all diese Kinasen einzeln aus und untersuchte, was dann passierte. Die Strategie hatte Erfolg: Die Forscher fanden heraus, dass die Proteinkinase MK5 die Aktivität von Myc hemmt, also das Zellwachstum bremst. Zudem klärten sie, wie die Myc-Hemmung im Detail funktioniert und welche anderen Gene und Moleküle daran beteiligt sind.

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Vor allem aber konnten Kress und Eilers zeigen, dass die Proteinkinase wiederum von Myc aktiviert wird. So schließt sich der Rückkopplungs-Kreis: Je mehr wachstumsförderndes Myc in der Zelle vorhanden ist, umso mehr Hemmstoff wird produziert – auf diese Weise bremst Myc sich selbst, das Zellwachstum bleibt in Balance. Bei einer weiteren Untersuchung stellte sich heraus: In Darmkrebszellen ist genau dieser Rückkopplungsmechanismus außer Kraft gesetzt. Das könnte eine der Ursachen für die Krebsentstehung sein und damit möglicherweise ein Ansatzpunkt für die Entwicklung einer Therapie. (Molecular Cell, 2011; DOI 10.1016/j.molcel.2011.01.023)

(Universität Würzburg, 21.02.2011 – NPO)

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