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Geowissen

Welche Zukunft haben die Halligen?

Forschungsverbund soll Strategien für Erhaltung des Weltnaturerbes im Wattenmeer entwickeln

Blick auf die Kirchwarft auf der Hallig Hooge © Badener /CC-by-sa 3.0

Der steigende Meeresspiegel gefährdet nicht nur viele Küsten, besonders bedroht sind auch die Halligen der Nordsee. Wie diese einzigartigen Naturlandschaften in Zukunft geschützt werden können, erforscht jetzt ein neuer Forschungsverbund verschiedener deutscher Universitäten. Die Ergebnisse sollen auch zum dauerhaften Schutz der Weltnaturerbes Wattenmeer beitragen.

Der Schriftsteller Theodor Storm nannte sie „Schwimmende Träume“ und in der Tat sind die zehn nordfriesischen Halligen an der Westküste Schleswig- Holsteins weltweit einzigartig. Die von der Nordsee umspülten und zeitweise überspülten Inseln zählen seit 2009 zum UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer. Mit einer Größe von rund 9.000 Quadratkilometer ist das Wattenmeer der Nordsee eines der größten Feuchtgebiete der Welt und hat neben der ökologischen und kulturhistorischen Bedeutung auch großen Einfluss auf den Küstenschutz an der Festlandküste. Die Halligen stellen hier in ihrer exponierten Lage eine einzigartige Naturerscheinung dar, die geschützt werden soll.

In Zukunft noch häufiger „Land Unter“

Während bei den Nachbarinseln Amrum oder Föhr Deiche vor Sturmfluten schützen, ist dies bei den Halligen nicht der Fall. Stattdessen stehen die Gebäude hier auf künstlich aufgeworfenen Erdhügeln. Tritt eine Sturmflut ein, welche die Inseln überfluten, ragen nur noch diese so genannten Warften aus dem Meer. So heißt es bis zu 50 Mal im Jahr „Land unter“ auf den Halligen. Für die rund 400 Inselbewohner ist dies zum Alltag geworden. Sie leben und arbeiten im Einklang mit der Natur. Die immer wiederkehrenden Überflutungen beeinflussen jedoch den Zustand der Inseln.

Während viele Folgen und Konsequenzen des Klimawandels noch nicht wissenschaftlich abgesichert sind, ist der Meeresspiegelanstieg Fakt. Dieser hat direkte Auswirkungen auf die Überflutungshäufigkeit und die Intensität der Sturmfluten und stellt damit eine existenzielle Gefährdung für die Halligen dar. um die Zukunft dieses weltweit einzigartigen Landschaftsraumes in Zeiten des Klimawandels zu untersuchen, haben sich nun Wissenschaftler in einer Universitäts- und fachübergreifenden Kooperation zusammengeschlossen.

Beteiligt sind das Forschungsinstitut Wasser und Umwelt (fwu) der Universität Siegen, das Institut für Wasserbau und Wasserwirtschaft sowie das Institut für Soziologie der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen, das geowissenschaftliche Zentrum der Universität Göttingen und die Landesbetriebe für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz Schleswig-Holstein (LKN-SH).

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Nachhaltige Strategien gesucht

„Ziel dabei ist es, innerhalb von drei Jahren nachhaltige, Küstenschutz- und Bewirtschaftungsstrategien unter Berücksichtigung des Klimawandels zu entwickeln, welche die Bedeutung der Halligen im nordfriesischen Wattenmeer fokussieren und zum Erhalt des Weltnaturerbes beitragen“, erklärt . Jürgen Jensen, Professor der Universität Siegen und Koordinator der Studie. Teilergebnisse des Forschungsvorhabens – z. B. Analysen zu Meeresspiegeländerungen, Sturmfluten, Seegang – lassen sich dabei auch auf andere Küstenbereiche übertragen und leisten dadurch einen Beitrag zu anderen Forschungsprojekten.

Langeneß, Nordstrandischmoor und Hooge als Untersuchungsobjekte

Die Forscher werden dabei als erstes unter anderem den derzeitig vorhandenen Schutzstandard erfassen und auf dieser Basis risikoorientierte Gefährdungsanalysen durchführen. Sie bilden dann die Grundlage zur Entwicklung neuer Küstenschutzstrategien. Abschließend erfolgt eine Untersuchung der Akzeptanz dieser Maßnahmen unter den Bewohnern der Halligen. Die Untersuchungen werden exemplarisch an den drei Halligen Langeneß, Nordstrandischmoor und Hooge durchgeführt. Als Referenzobjekte betrachten die Wissenschaftler zudem kleinräumig bedeichte Bereiche auf Norderney und Spiekeroog. Im Rahmen des Projektes werden dabei sowohl heutige, als auch zukünftige klimatische Randbedingungen berücksichtigt.

(Universität Siegen, 07.01.2011 – NPO)

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