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Geowissen

Forscher bohren Heiliges Land an

Klima- und Umweltveränderungen in Betlehem auf der Spur

Barke mit Bohranlage auf dem Toten Meer: im Hintergrund liegt das israelische Ufer des Toten Meeres, an dem deutlich der Westrand des Grabenbruchs zu erkennen ist. Hier geht es von minus 400 Meter auf fast plus 1.000 Meter topographische Höhe hinauf. © OSG-GFZ, ICDP

Rund 50 Kilometer entfernt von Betlehem geht ein Bohrprojekt dem Klima und der Erdbebenaktivität im Heiligen Land auf den Grund. Wissenschaftler aus acht Nationen untersuchen mit einer Bohrung im Toten Meer den Untergrund unter diesem tiefsten Becken der Welt.

„Wenn alles perfekt läuft, können wir bald zu früheren Klima- und Umweltveränderungen in der Umgebung Betlehems Auskunft geben“, meint Ulrich Harms von der Operational Support Group des Internationalen Kontinentalen Forschungsbohrprogramms ICDP am Deutschen GeoForschungsZentrum GFZ. Das ICDP bringt im Heiligen Land Teams aus Israel, Japan, Norwegen, der Schweiz, den USA und Deutschland zusammen. Besonders bemerkenswert: Mit dabei sind auch Forscher aus Jordanien und Palästina.

500.000 Jahre an Sedimentablagerungen durchbohrt

Wissenschaftler und Techniker des GFZ haben jetzt ein geophysikalisches Messprogramm in der Bohrung abgeschlossen und bei der Erstuntersuchung der Kerne in einem Feldlabor mitgewirkt. Die Bohrkerne werden an der Universität Bremen gelagert und dort für weitergehende Untersuchungen in den nächsten Jahren beprobt.

„Wir haben etwa eine halbe Million Jahre an Sedimentablagerungen durchbohrt“, schätzt Harms. „Daraus werden wir nicht nur die Klimageschichte, sondern auch die Erdbebenaktivität in dieser seismisch sehr aktiven Region ableiten können.“

Einzigartige Messungen

Die Forscher bestimmten Richtung und Neigung des Bohrlochs hochgenau und maßen die physikalischen Eigenschaften der Gesteine bis zur Bohrlochsohle in 460 Metern unter dem hier 300 Meter tiefen See. Diese einzigartigen Untersuchungen dienen nach Angaben der Geowissenschaftler dazu, eine durchgehende Vermessung der Ablagerungen im Toten Meer zu erreichen und mit den gewonnenen Bohrkernen zu vergleichen.

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Zwar wird bei wissenschaftlichen Bohrungen versucht, Bohrkerne über die gesamte Länge des Bohrlochs zu ziehen, aber nicht immer ist das möglich. Um die Lücken abdecken zu können, führen Forscher deshalb solche speziellen Bohrlochmessungen durch. Zusätzlich gewinnen sie aus einem zweiten Bohrloch eine weitere Serie von Kernen um die Ergebnisse doppelt abzusichern.

Heiliges Land als Landbrücke

Professor Achim Brauer, Paläo-Klimatologe am GFZ, ist einer der Initiatoren des ICDP-Projekts. Er und sein Team werden die Bohrkerne analysieren.

Die Forscher interessiert dabei nicht nur das Klima zur Zeit der Geburt Jesu sondern während der gesamten Menschheitsgeschichte. Die Region des Heiligen Landes war die Landbrücke, über die der frühe Mensch vermutlich mehrfach aus Afrika nach Norden wanderte. Die Klimageschichte des Landes der Bibel ist damit eng verknüpft mit der Menschheitsgeschichte.

(Deutsches GeoForschungsZentrum GFZ, 23.12.2010 – DLO)

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