Es gibt wahrscheinlich fast drei Mal so viele Sterne im Universum wie bisher angenommen. Das haben Astronomen festgestellt, nachdem sie zum ersten Mal lichtschwache Rote Zwerge auch in anderen Galaxien als der unsrigen beobachteten. Wie sie in „Nature“ berichten, liegt die Häufigkeit dieses Sternentyps dort rund 20 Mal höher als in unserer Milchstraße. Damit steigt auch die Wahrscheinlichkeit für die Existenz potenziell lebensfreundlicher Planeten um solche Sterne.
„Weißt du wie viel Sternlein stehen…“ – diese Frage ist auch heute noch aktueller als man glauben mag. Denn zumindest für einige Sternentypen, darunter die Roten Zwerge, ist nach wie vor unklar, wie viele es von ihnen im Universum wirklich gibt. Mit einer Masse von meist nur zehn bis zwanzig Prozent der Sonnenmasse und einer Temperatur von nur rund 3.000 Kelvin sind Rote Zwerge eher klein und lichtschwach. Deshalb konnten Astronomen sie bisher zwar innerhalb der Milchstraße beobachten, nicht aber in anderen Galaxien. In der Milchstraße machen sie rund 70 Prozent der Sternenpopulation aus, wie viele dieser Roten Zwerge es in anderen Galaxien und damit im gesamten Universum gibt, war aber unbekannt.
Jetzt hat ein Team amerikanischer Astronomen unter Leitung von Pieter van Dokkum von der Yale Universität die hochauflösenden Teleskope des Keck Observatoriums auf Hawaii genutzt, um erstmals die schwache Signatur von Roten Zwergen in acht massereichen Galaxien zu untersuchen, die zwischen 50 und 300 Millionen Lichtjahren entfernt liegen. „Keiner wusste, wie viele dieser Sterne es gibt”, erklärt van Dokkum. „Verschiedene theoretische Modelle prognostizierten eine Vielzahl an unterschiedlichen Ergebnissen, daher beantwortet diese Studie eine seit langem offene Frage, wie häufig diese Sterne nun wirklich sind.“
20 Mal mehr Rote Zwerge als in der Milchstraße
Die Forscher entdeckten, dass die Roten Zwerge weitaus öfter vorkommen als bisher angenommen: In den untersuchten elliptischen Galaxien gab es rund 20 Mal mehr von ihnen als in der Milchstraße. „Wir gehen normalerweise davon aus, dass andere Galaxien unserer eigenen gleichen“, erklärt Charlie Conroy vom Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics.
„Aber dieser Fund deutet darauf hin, dass in anderen Galaxien durchaus andere Bedingungen herrschen können. Daher könnte diese Entdeckungen große Auswirkungen auf unser Verständnis von Galaxienbildung und -entwicklung haben.“ So könnten andere Galaxien beispielsweise weniger Dunkle Materie enthalten als bisherige Messungen vermuten ließen. Stattdessen könnten die Roten Zwerge mehr Masse beitragen als bisher gedacht.
Wahrscheinlichkeit lebensfreundlicher Exoplaneten gestiegen
Doch die neue Entdeckung vervielfacht nicht nur die Anzahl der Sterne im Universum, mit ihr steigt auch die wahrscheinliche Häufigkeit von Planetensystemen um diese Sterne. Es könnte im Kosmos daher weitaus mehr potenziell lebensfreundliche Planeten geben, als bisher angenommen. So umkreist der erst vor kurzem entdeckte Exoplanet Gliese 581g seinen Zentralstern, einen Roten Zwerg, genau in der Mitte der so genannten habitablen Zone, dem Entfernungsbereich, in dem die Temperaturen die Präsenz flüssigen Wassers auf dem Planeten ermöglichen.
„Es gibt wahrscheinlich Billionen von fremden Erden, die diese Sterne umkreisen”, so van Dokkum. Weil die Roten Zwerge, die bisher entdeckt worden sind, typischerweise mehr als zehn Milliarden Jahre alt waren, wäre dies genügend Zeit, damit sich komplexes Leben hätte entwickeln könne, so der Forscher. „Das ist einer der Gründe, warum die Leute an dieser Art von Stern so interessiert sind.“
(Yale University / Nature, 03.12.2010 – NPO)