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Medizin

Weniger AIDS-Tote in Deutschland

Mediziner rufen anlässlich des Welt-AIDS-Tags dennoch zu verstärkter Aufklärung und Vorsorge auf

Wie das Statistische Bundesamt anlässlich des heutigen Welt-AIDS-Tags mitteilt, starben in Deutschland im Jahr 2009 insgesamt 431 Personen an der durch HI-Viren verursachten Erkrankung AIDS. Im Vergleich zum Vorjahr war die Zahl der AIDS-Toten damit leicht rückläufig.

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Aufgrund neuester Wirkstoffe und Kombinationstherapien konnte die Lebenserwartung der HIV-Infizierten weiter erhöht werden. Das Sterbealter lag im Jahr 2009 bei 49,4 Jahren, wobei Frauen im Schnitt 44,5 Jahre und Männer 50,7 Jahre alt wurden. Im Jahr 1999 lag das Sterbealter noch bei 43,5 Jahren.

33,3 Millionen Infizierte weltweit

Weltweit schätzt UNAIDS, das Gemeinsame Programm der Vereinten Nationen zu HIV/AIDS, die Zahl der 2009 an den Folgen von AIDS Verstorbenen auf etwa 1,8 Millionen Erwachsene und Kinder. Mit dem Virus infiziert waren schätzungsweise 33,3 Millionen Menschen bei 2,6 Millionen Neuinfektionen im Jahr 2009.

Am schwersten von der Epidemie betroffen ist nach wie vor Afrika. 1,3 Millionen oder 72 Prozent der weltweit geschätzten Todesfälle gab es im Jahr 2009 allein in afrikanischen Ländern südlich der Sahara. 22,5 Millionen aller weltweit HIV-infizierten lebten dort. Die Neuinfektionen machten 1,8 Millionen der weltweit geschätzten Fälle aus. UNAIDS zufolge trugen in dieser Region rund fünf Prozent der Bevölkerung zwischen 15 und 49 Jahren das Virus in sich.

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Situation in Europa weniger schwerwiegend

In West- und Mitteleuropa – Europa ohne Russland, Ukraine und Weißrussland – stellte sich die Lage im internationalen Vergleich weniger schwerwiegend dar. Im Jahr 2009 starben hier laut UNAIDS 8.500 Menschen an der Immunschwächekrankheit. Die Zahl der Neuinfektionen wurde auf 31.000 Fälle geschätzt. Die Gesamtzahl der HIV-infizierten Erwachsenen und Kinder lag im Jahr 2009 bei rund 820.000.

Lebenserwartung steigt

Mittlerweile gibt es verschiedene wirkungsvolle Therapiemöglichkeiten für AIDS – und es werden vermutlich bald noch mehr sein: „Zehn neue Wirkstoffe gegen das Immunschwäche-Virus werden derzeit in Studien mit Patienten erprobt, viele weitere im Labor erforscht“, erklärte Cornelia Yzer, Hauptgeschäftsführerin des Verbands der forschenden Pharma-Unternehmen vfa im Vorfeld des Welt-Aids-Tages.

Drei der neuen Medikamente werden derzeit in Studien mit großen Patientengruppen erprobt, nach deren erfolgreichem Abschluss die Zulassung beantragt werden kann. Weitere, darunter erstmals auch zwei Antikörper-Präparate, befinden sich im vorhergehenden Entwicklungsabschnitt.

Vorsorge nicht vernachlässigen

„Dieser medizinische Fortschritt darf aber nicht dazu führen, dass die Vorsorge vernachlässigt wird“, warnte Professor Dr. Emil C. Reisinger vom Universitätsklinikum Rostock. „Noch immer werden in Deutschland jährlich 3.000 Neuinfektionen diagnostiziert. Besonders besorgniserregend ist, dass sich ein Drittel dieser Patienten bereits in einem fortgeschrittenen Krankheitsstadium befindet.“ Die Diagnose werde in diesen Fällen zu spät gestellt und der Zeitpunkt des optimalen Therapiebeginns dadurch verpasst.

Am Universitätsklinikum Rostock wird seit 1996 mit großem Erfolg die so genannte „Hochaktive Antiretrovirale Therapie (HAART)“ angewandt, bei der, ähnlich wie bei der Tuberkulosebehandlung, mindestens drei Medikamente kombiniert werden.

Kombinationspräparate mit neuartigen Wirkstoffen

„Kombinationspräparate mit neuartigen Wirkstoffen verhindern längerfristig, dass sich die Widerstandsfähigkeit der Viren entwickeln kann und senken in der Folge die Viruslast im Körper. Sie steigern die Lebensqualität und die Bereitschaft der Patienten, Medikamente einzunehmen“, erklärt Dr. Carlos Fritzsche, Leiter der HIV-Sprechstunde am Universitätsklinikum. Dadurch sei die Lebenserwartung der Infizierten auf mehr als 20 Jahre gestiegen, bereits 60 bis 70 Prozent aller Patienten in Deutschland seien über 40 Jahre alt.

Die Ärzte mahnen, im Vertrauen auf die medizinischen Möglichkeiten nicht leichtsinnig zu werden und fordern zu verstärkter Aufklärung und Vorsorge auf. „Sinnvolle Vorsorgemaßnahmen wie frühzeitige und vernünftige Aufklärung über verantwortungsvolles Sexualverhalten und den Gebrauch von Kondomen bereits in den Schulen, die Empfehlung regelmäßiger HIV-Tests und auch die frühzeitige Therapie der Infizierten können helfen, die Ausbreitung der HIV-Infektion in Deutschland zu stoppen“, so Reisinger.

(idw – Universität Rostock, Statistisches Bundesamt, vfa, 01.12.2010 – DLO)

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