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Evolution

Regenwald-Kollaps ebnete Dino-Vorfahren den Weg

Klimawandel vor 300 Millionen Jahren gab Anstoß für Explosion der Reptilien-Vielfalt

Ein Kollaps der urzeitlichen Regenwälder vor gut 300 Millionen Jahren gab den entscheidenden Anstoß für den Aufstieg der Reptilien. Britische Forscher berichten im Fachjournal „Geology“, dass erst der Zerfall der Wälder den Vorfahren der Saurier neue Nischen eröffnete und ihre Vielfalt und Evolution damit vorantrieb. In dieser Zeit entwickelten sich unter ihnen auch die ersten Fleisch- und Pflanzenfresser.

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Zur Zeit des ausgehenden Karbons vor rund 315 Millionen Jahren lagen Europa und Nordamerika am Äquator, ein ausgedehnter, feucht-tropischer Regenwald bedeckte die Landmassen. Doch vor rund 305 Millionen Jahren änderte sich das Klima, es wurde wärmer und deutlich trockener. Als Folge löste sich der flächendeckende Regenwald auf. Nur noch in einzelnen, feuchteren Gebieten blieben kleine Wald-Inseln erhalten. Welche Folgen diese einschneidenden Änderungen der Lebensbedingungen auf die damalige Wirbeltierfauna hatten, haben jetzt britische Forscher näher untersucht.

Für ihre Studie sammelten sie Informationen über Fossilienfunde aus 67 Wirbeltierfamilien von 163 Fundorten weltweit in einer Datenbank. Die aus der Zeitperiode zwischen 346 bis 270 Millionen Jahren vor heute stammenden Daten wurden dabei zusätzlich nach Größe und Ernährungsweise in zwölf ökologische Gruppen eingeteilt. Anschließend verglichen die Forscher die Anzahlen und Anteile der verschiedenen Wirbeltiergruppen vor und nach dem Zerfall der tropischen Regenwälder.

Zerfall des Regenwalds fördert Diversität

Das Ergebnis: Das Verschwinden der Regenwald-Lebensräume vor rund 305 Millionen Jahren führte zunächst zu einem vermehrten Aussterben von Arten, danach jedoch wuchs die Artenvielfalt erneut stark an. „Der Klimawandel zerlegte den Regenwald in kleine ‚Wald-Inseln‘“, erklärt Howard Falcon-Lang vom Royal Holloway. „Dies isolierte einzelne Populationen von Reptilien und dadurch entwickelte sich jede Gemeinschaft in eine andere Richtung, was zu einer Zunahme der Diversität führte.“

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„Das ist eine klassische ökologische Reaktion auf die Fragmentierung des Lebensraums“, ergänzt sein Kollege Mike Benton von der Universität von Bristol. „Man kann den gleichen Prozess auch heute beobachten, wenn eine Gruppe von Tieren von ihrer Eltern-Population getrennt wird. Das wurde beispielsweise an Verkehrsinseln großer Straßen untersucht, aber auch an Inseln im Meer, wie Charles Darwin schon an den Galapagos Inseln beobachtete.“

Wandel machte Reptilien zu Fleisch- und Pflanzenfressern

Interessant daran: Von dieser Fragmentierung profitierten nicht alle Tiergruppen in gleichem Maße: Obwohl vor dem Kollaps der Wälder die Vielfalt der Amphibien um ein Mehrfaches größer war als die der Reptilien, dominierten hinterher die Echsen. Sie eroberten zahlreiche neue Nischen und erweiterten ihre ökologische Vielfalt beträchtlich.

Nach Ansicht der Forscher spielt hierfür die Anpassung an neue Formen des Nahrungserwerbs eine entscheidende Rolle: Während die Amphibien sich weiterhin vor allem von Fisch und Insekten ernährten, begannen die Reptilien, für damalige Zeit völlig neue Nahrungsstrategien zu nutzen: Einige von ihnen wurden zu Fleischfressern, andere zu Pflanzenfressern. Mit diesem wichtigen Schritt begann eine Entwicklung, die letztendlich zum Aufstieg und zur gut 200 Millionen Jahre dauernden Dominanz der Saurier über Land, Wasser und Luft führen sollte.

(Royal Holloway, University of London, 30.11.2010 – NPO)

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