Männchen sind manchmal entgegenkommender als gedacht – zumindest bei Fadenwürmern: Ein gelatineartiger Propfen, den die Männchen nach der Paarung hinterlassen, galt bisher immer als eine Art „Keuschheitsgürtel“, der nachfolgende Paarungen mit Konkurrenten verhindern sollte. Stattdessen hat sich der Kopulationspropf jetzt als nährendes und keineswegs behinderndes Geschenk entpuppt, wie Forscher jetzt in der Fachzeitschrift „Frontiers in Zoology“ berichten.
Männliche Fadenwürmer versehen Weibchen nach der Paarung mit einer Art Pfropfen, den die Zoologen „Plug“ nennen. Dabei handelt es sich um eine gelatine-artige Masse, die vom Männchen auf die Vulva des Weibchens aufgebracht wird und anschließend wie ein Klebstoff aushärtet. Solche Kopulationsplugs wurden schon für viele Tiergruppen nachgewiesen, darunter Insekten, Spinnentiere, Reptilien und Nagetiere. Wissenschaftler der Universität Tübingen um Nadine Timmermeyer konnten nun nachweisen, dass es sich bei dem Kopulationsplug der Fadenwürmer um eine Art Geschenk handelt und nicht, wie bisher angenommen, um eine Maßnahme, weitere Verpaarungen zu verhindern.
Keine Behinderung späterer Paarungen
Timmermeyer untersuchte mit ihrem Team die Effekte von Kopulationsplugs bei dem Fadenwurm Caenorhabditis remanei. Sie fasst die Forschungen zusammen: „Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass Pluggen weder die Wahrscheinlichkeit beeinflusst, dass ein Weibchen von einem Männchen gefunden wird noch ob eine Paarung folgt oder nicht.“ Die Wissenschaftler fanden heraus, dass Weibchen mit Kopulationsplug genauso oft kopulieren und genauso attraktiv sind wie Weibchen ohne Plug, aber dass Pluggen letztendlich die Fitness erhöht.
Förderung der Eiproduktion
„Stattdessen haben wir festgestellt, dass das Pluggen einen positiven Einfluss auf die Eiproduktion hat. Das legt den Schluss nahe, dass Pluggen einen nützlichen Beitrag des Männchens für sein Weibchen darstellt und nicht ein Konkurrenzverhalten von Männchen untereinander“, so die Forscherin weiter. „Der Plug kann wie ein Siegel wirken, das Sperma im Weibchen einschließt und das Eindringen schädlicher Pathogene verhindert. Es könnte auch Substanzen enthalten, die das Weibchen stimulieren, Nährstoffe übertragen oder antimikrobielle Eigenschaften haben.“
(Universität Tübingen, 09.11.2010 – NPO)