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Geowissen

Erdstürze drohen auch in der Vulkaneifel

Mendig: Geschätzte drei bis vier Quadratkilometer Fläche unterhöhlt

Gewaltige Erdeinbrüche wie im thüringischen Schmalkalden scheinen in Deutschland viel häufiger zu drohen als gedacht. Nachdem unter anderem bereits Geologen in Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt vor dem möglichen Auftreten solcher Phänomene gewarnt hatten, scheinen auch in Rheinland-Pfalz und speziell in der Vulkaneifel Gefahren im Untergrund zu lauern. Darauf hat jetzt das Landesamt für Geologie und Bergbau Rheinland-Pfalz im SWR-Politikmagazin „Ländersache“ hingewiesen.

Laut dem Amtsleiter Professor Harald Ehses sind allein unterhalb der Gemeinde Mendig geschätzte drei bis vier Quadratkilometer Fläche unterhöhlt. „Wir können für die Sicherheit hier nicht mehr garantieren“, so Ehses weiter.

Gefährlicher Basaltabbau

Seit Jahrhunderten wird in der Region Basalt abgebaut. Dabei sind riesige Höhlen entstanden, teilweise bis zu zehn Meter hoch. Allerdings wisse niemand genau, wo es überall Stollen gibt, erklärte der Geologe gegenüber dem SWR Fernsehen. Es gebe auch keine genauen Karten darüber, unter welchem Haus in Mendig ein Hohlraum besteht und unter welchem fester Untergrund.

Weite Teile der Oberfläche würden nur durch Säulen gehalten, deren Stabilität unklar sei: „Wir wissen nicht genau, welche Höhlungen in welchem Zustand sind und welches Gefährdungspotential sie haben“, warnt Ehses. „Wir wissen nicht, ob nicht in naher Zukunft ein Erdfall entsteht!“

Bürger besorgt

Auch der Gemeinde ist das Gefahrenpotenzial klar. Bürgermeister Jörg Lempertz (CDU) hofft auf Unterstützung von der Landesregierung. „Wir müssen feststellen, dass gehandelt werden muss. Und wir hoffen, dass die Kommunen und auch die Hauseigentümer nicht allein gelassen werden, sondern dass wir Hilfe vom Land Rheinland-Pfalz erhalten.“

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Die Anwohner von Mendig sind jedenfalls in Sorge, insbesondere weil im benachbarten Tagebau nach wie vor mit Sprengungen Basalt gewonnen wird. Gegenüber „Ländersache“ erklärten einige von ihnen: „Wir haben Angst, dass es hier zu ähnlichen Dingen kommt wie in Thüringen, auch, dass es zu Einbrüchen kommt durch die Erschütterungen.“

Schmalkalden: Umweltminister plädiert für Soforthilfe

Unterdessen gehen im thüringischen Schmalkalden die Arbeiten zum Verfüllen des Erdfalls zügig und problemlos weiter. Entgegen erster Prognosen werden sie in zehn Tagen etwa abgeschlossen sein. Das bestätigten Umweltminister Jürgen Reinholz und der Landrat von Schmalkalden, Ralf Luther.

Reinholz war gestern noch einmal persönlich vor Ort, um sich ein Bild über den Fortgang der Arbeiten zu machen. Außerdem stellte er die mögliche Zahlung einer Soforthilfe des Landes in Aussicht. „Ich setze mich dafür ein, dass die am stärksten von den Folgen des Erdfalls betroffenen Menschen eine Soforthilfe des Landes erhalten. So, wie es auch in Tiefenort geschehen ist“, sagte Reinholz. Der Minister kündigte zudem an, dass im Umfeld des Erdfalls in Schmalkalden ein Frühwarnsystem installiert werden soll.

(Redaktion „Ländersache“ / Umweltministerium Thüringen, 05.11.2010 – DLO)

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