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Ökologie

Weltnaturschutzgipfel: Durchbruch beim Artenschutz

Konferenz endet mit Rettungspaket für die biologische Vielfalt

Nach einem zähen und zeitweise dramatischen Verhandlungsmarathon ist die Weltnaturschutzkonferenz im japanischen Nagoya mit wegweisenden Beschlüssen und einem Durchbruch für den Schutz der biologischen Vielfalt zu Ende gegangen. Das von den 193 Vertragsstaaten verabschiedete Nagoya-Paket besteht aus einer insgesamt ambitionierten Naturschutzstrategie für 2020, einer Einigung auf einen verbindlichen Vertrag gegen Biopiraterie – ABS-Protokoll – und einem Plan zur Bereitstellung von Finanzen für Entwicklungsländer.

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„In Japan hat die internationale Staatengemeinschaft die überfällige Trendwende eingeleitet, um den anhaltenden Raubbau an der Natur zu stoppen“, kommentierte Bundesumweltminister Norbert Röttgen die Beschlüsse der 10. UN-Konferenz zum Schutz der biologischen Vielfalt (CBD).

NABU: Meilenstein im internationalen Naturschutz

Auch der NABU begrüßte den Erfolg als einen Meilenstein im internationalen Naturschutz. „Das Paket von Nagoya ist geschnürt – dies ist ein ambitionierter Rettungsplan für die biologische Vielfalt, der jetzt sofort umgesetzt werden muss, auch bei uns in Deutschland“, sagte Olaf Tschimpke, Präsident des NABU. So sollen bis 2020 alle beteiligten Staaten wirksame Maßnahmen gegen den Artenschwund ergriffen haben.

Die Natur- und Umweltschutzorganisation würdigte den Einsatz der Bundesregierung, insbesondere des Bundesumweltministeriums und des EU-Umweltkommissars, die sich bis zur letzten Minute für eine handfeste Strategie und ein Zustandekommen des Nagoya-Pakets einsetzten. „Aber auch die Entwicklungsländer haben sich sehr bewegt – es ist also insgesamt ein sehr guter Moment für den internationalen Naturschutz“, so Tschimpke.

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Wichtige Blockaden aus dem Weg geräumt

Der WWF Deutschland betonte ebenfalls, dass in Japan wichtige Blockaden für den Schutz der Natur aus dem Weg geräumt worden sind. „Auch wenn bei internationalen Verhandlungen meist der Langsamste das Tempo vorgibt, sind wir einen wichtigen Schritt vorangekommen“, fasst Eberhard Brandes, Vorstand des WWF Deutschland, die Ergebnisse der Konferenz zusammen. Es seien ehrgeizige Ziele formuliert worden.

Als wichtigsten Fortschritt bewertet der WWF die Einigung über das so genannte ABS-Protokoll – Access and Benefit Sharing -, also den gerechten Vorteilsausgleich bei der Nutzung von natürlichen Ressourcen. „Es ist entscheidend, dass Länder mit einem großen Naturreichtum auch an den Schätzen ihrer Tiere und Pflanzen beteiligt werden“, so der WWF. Pharma-, Chemie- oder Medizinfirmen müssen künftig die Herkunftsländer an den Gewinnen beteiligen, wenn sie deren natürliche Ressourcen nutzen. Positiv sei auch, dass das Protokoll Krankheiterreger einschließe.

In Notfällen, etwa dem Auftauchen neuer Epidemien wie der Vogelgrippe, können neue Medikamente entwickelt werden, um schnell reagieren zu können. Im Nachhinein müsse aber ein Vorteilsausgleich erfolgen, so der WWF. „Das ABS-Protokoll wird zwar nicht rückwirkend gelten, aber immerhin müssen Firmen bei der Neuentwicklung von Medikamente mit bereits genutzten Rohstoffen Verträge mit den Herkunftsländern oder lokalen Gemeinschaften abschließen“, erläutert Brandes.

Strategischer Plan bis 2020

Die Konferenz konnte sich zudem auch beim Strategischen Plan auf Ziele einigen. So sollen vermehrt Schutzgebiete an Land und vor allem auf hoher See ausgewiesen werden. Für den WWF ist es darüber hinaus entscheidend, dass die Staatengemeinschaft sich darauf geeinigt hat, schädliche Subventionen bis 2020 abzubauen, zu reformieren oder zu beenden. Der WWF verwies noch einmal darauf, dass weltweit Jahr für Jahr 670 Milliarden Euro an Staatshilfen in Branchen fließen, die wesentlichen Anteil an der Zerstörung der Natur haben.

Es sei höchste Zeit, dass diese fatale Fehlentwicklung gestoppt werde. Die Vergabe der Mittel müsse an ökologische Kriterien geknüpft werden. Nur so lassen sich laut WWF eine nachhaltige Wirtschaftsweise fördern und die Leistungen der Natur für die Menschheit sichern.

Wie viel Geld ist nötig?

Offen blieb in Nagoya dem WWF zufolge die Frage, wie viel Geld benötigt wird, um den Zielkatalog bis 2020 umzusetzen. Forderungen in Höhe von mindestens 30 Milliarden bis zu 300 Milliarden Euro pro Jahr wurden laut. Bis zur nächsten Konferenz 2012 in Indien wird nach Angaben des WWF zu ermitteln sein, wie viel Geld bereits ausgegeben, viel benötigt wird und wo das zusätzliche Geld herkommen soll. Japan hat als Startgeld zwei Milliarden US-Dollar für die biologische Vielfalt in den nächsten drei Jahren bereitgestellt.

(NABU / WWF Deutschland / BMU / Bundesregierung online, 02.11.2010 – DLO)

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