Ein internationales Wissenschaftler-Team hat in 1.700 Lichtjahren Entfernung von der Sonne ein seltenes Planetensystem entdeckt. Im Sternbild Schlange wird der enge Doppelstern NN Serpentis von zwei Planeten umkreist, die schwerer als Jupiter sind. Bei dem Planetensystem handelt es sich erst um das zweite bekannte System dieser Art.
Die beiden unterschiedlich großen Sterne des Doppelsterns umkreisen sich so, dass der größere den kleineren alle drei Stunden vollständig bedeckt. Die Forscher konnten den Zeitpunkt der Bedeckung auf weniger als eine Sekunde genau messen. Der Doppelstern bildet demnach eine Art „kosmische Uhr“, die alle drei Stunden tickt, schreiben die Forscher unter Beteiligung der Universitäten Tübingen und Göttingen in der Online-Ausgabe der Fachzeitschrift „Astronomy & Astrophysics“.
Auch kosmische Uhren gehen falsch
Der größere der beiden Sterne ist den Astronomen zufolge ein so genannter Weißer Zwerg, der ausgebrannte Kern einer Sonne, die vor einer Million Jahren ihre gesamte äußere Hülle verlor. Der kleinere Stern ist eine Minisonne, deren Masse etwa ein Zehntel der Masse unserer Sonne beträgt. Die Wissenschaftler stellten zudem fest, dass die „kosmische Uhr“ über einen Zeitraum von 22 Jahren hinweg systematisch mal vor- und mal nachging.
Die Zeitverschiebungen führten zur Entdeckung der beiden den Doppelstern umkreisenden Planeten und ermöglichten den Wissenschaftlern, deren Umlaufzeiten und Massen zu messen.
Wie entstehen Planeten um enge Doppelsterne?
Die Entstehung von Planeten um enge Doppelsterne ist bislang ein ungelöstes Rätsel. Die Forscher vermuten, dass die Planeten aus dem Material entstanden sein könnten, das der Vorgänger des Weißen Zwergs vor einer Million Jahren abgestoßen hat – dieser hatte dabei rund drei Viertel seiner Masse verloren.
Das Alter des langsam abkühlenden Weißen Zwergs lässt sich aufgrund seiner Temperatur von etwa 50.000 Kelvin bestimmen. Die Existenz eines – aus kosmischer Sicht – so jungen Planeten war bislang nicht bekannt.
Göttinger Teleskop im Einsatz
Für ihre Studie griffen die Wissenschaftler auf Daten zurück, die Astronomen der Universität Göttingen, der Universität von Texas in Austin und der Universitäten von Warwick und Sheffield in Großbritannien gewonnen hatten. Die Göttinger Forscher benutzten dabei ihr eigenes 1,2-Meter-Teleskop in Texas, das über ein Internetportal von Göttingen aus betrieben wird.
Theoretiker der Universitäten Tübingen und Valparaiso, Chile, berechneten anschließend, wie sich das Vierfachsystem über lange Zeit hinweg zum jetzigen Zustand entwickelt hat.
Professor Wilhelm Kley vom Institut für Astronomie und Astrophysik der Universität Tübingen ermittelte darüber hinaus, dass die Bahnen genau dann stabil sind, wenn die Umlaufzeiten der Planeten genau im Verhältnis 2:1, eventuell auch 5:2 stehen.
(idw – Universität Tübingen/Universität Göttingen, 28.10.2010 – DLO)