Leichte Gehirnerschütterungen haben gravierende Langzeitwirkungen. Das ist das Ergebnis einer Studie, die Mediziner und Psychologen aus Marburg und Münster jetzt vorgelegt haben. Der Untersuchung zufolge leiden die Betroffenen noch nach sechs Jahren unter erheblichen Beeinträchtigungen ihrer kognitiven Fähigkeiten.
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„Ein leichtes Schädel-Hirn-Trauma kann nach relativ geringen Erschütterungen beim Sport, im Haushalt, nach Auffahrunfällen oder Stürzen auftreten“, erklärt Dr. Carsten Konrad von der Universität Marburg.
Gehirnerschütterung ohne Langzeitfolgen?
Für Patienten, die eine solche Gehirnerschütterung erlitten haben und danach emotionale oder kognitive Beeinträchtigungen bemerken, ist es häufig schwierig, ihre Ansprüche gegenüber Versicherungen oder Unfallgegnern durchzusetzen, da nach der bisherigen gängigen Lehrmeinung eine Gehirnerschütterung ohne Langzeitfolgen bleibt.
Das interdisziplinäre Wissenschaftlerteam um Konrad liefert nun aber wichtige Indizien dafür, dass diese Auffassung falsch sein könnte. Die Wissenschaftler nahmen in ihrer neuen Studie Menschen unter die Lupe, die ein leichtes Schädel-Hirn-Trauma erlitten hatten, und untersuchten sie psychiatrisch, neuropsychologisch sowie mittels Magnetresonanztomographie.
Lernen und Gedächtnis noch nach sechs Jahren beeinträchtigt
Wie die Forscher in der Fachzeitschrift „Psychological Medicine“ berichten, zeigten die Patienten im Durchschnitt nach sechs Jahren noch immer mittelstarke bis starke Beeinträchtigungen in verschiedenen neuropsychologischen Bereichen wie Lernen und Gedächtnis, Arbeitsgedächtnis, Aufmerksamkeit und Exekutivfunktionen.
Auch depressive Symptome waren den Wissenschaftlern zufolge nach Gehirnerschütterung häufiger. Bei Probanden, die kein Schädel-Hirn-Trauma erlitten hatten, zeigte sich kein derartiger Befund.
Ursachen der Langzeitwirkung unbekannt
„Wir können ausschließen, dass die beobachteten Beeinträchtigungen sich durch depressive Symptome oder suboptimales Leistungsverhalten erklären lassen“, führt Konrad aus. Die Ursachen der Langzeitwirkung sind dagegen noch unbekannt.
(idw – Universität Marburg, 26.10.2010 – DLO)