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Biologie

Milzbrand tötet Schimpansen

Regenwald mit großem Potenzial an Krankheitserregern

Wissenschaftler des Robert Koch-Instituts in Berlin und des Max-Planck-Instituts für Evolutionäre Anthropologie in Leipzig haben erstmals Milzbrand als Todesursache bei wildlebenden Schimpansen im tropischen Regenwald nachgewiesen.

„Dies zeigt erneut, dass im Regenwald ein bisher unbekanntes Potenzial an Krankheitserregern vorhanden ist, das auch für den Menschen bedrohlich werden kann, und daher wissenschaftlich untersucht werden muss“, sagt Reinhard Kurth, Präsident des Robert Koch-Instituts.

Risiko für Menschen steigt

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Infolge der zunehmenden Zerstörung der Regenwälder, etwa durch Abholzung oder durch Wilderei nach „Bushmeat“, so die Forscher, steigt das Risiko, dass der Mensch in Kontakt mit bekannten, aber auch mit neuen Erregern kommt. Die Untersuchung von Erkrankungen bei Menschenaffen geben Hinweise auf Krankheitserreger, die das Potenzial haben, auf den Menschen überzuspringen -so ist etwa das weltweit am häufigsten vorkommende HIV-1 nach dem heutigen Kenntnisstand von Schimpansen auf den Menschen übertragen worden und hat sich dann in der Bevölkerung ausgebreitet.

Die Wissenschaftler aus Berlin und Leipzig hatten seit 2002 eine Häufung von Todesfällen in drei Schimpansengruppen im Taï-Nationalpark (Elfenbeinküste) untersucht. Der Krankheitsverlauf bei einem Teil der Schimpansen ließ eine akute Infektionskrankheit vermuten. Die beobachteten Schäden an Organen und Geweben sowie mikroskopische Färbetechniken hatten eine Bakterieninfektion als Todesursache wahrscheinlich werden lassen. Die Proben wurden in das Robert Koch-Institut gebracht.

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Bei sechs Milzbranderreger nachgewiesen

Mit molekularbiologischen Methoden (PCR) konnten die Forscher dann bei sechs der toten Menschenaffen, die innerhalb von neun Monaten verstarben, den Milzbranderreger Bacillus anthracis nachweisen und verlässlich von dem nahe verwandten, aber harmlosen, Bacillus cereus unterscheiden. Bei mindestens zwei weiteren Schimpansen wird als Todesursache ebenfalls Milzbrand angenommen. Obwohl durch die intensive Beobachtungen der Schimpansen viele Daten zum Verhalten und insbesondere zur Nahrungsaufnahme vorlagen, konnte bisher die Infektionsquelle für die Milzbrandfälle nicht identifiziert werden.

Eine kürzlich gegründete Initiative von Verhaltensforschern und Laborwissenschaftlern unter Führung des Max-Planck-Instituts für Evolutionäre Anthropologie und des Robert Koch-Instituts (Great Apes Health Monitoring Unit, GAHMU) soll dabei helfen, Infektionskrankheiten bei Menschenaffen zu erkennen und das Risiko einer Übertragung der Erreger auf den Menschen zu beurteilen.

„Die Zusammenarbeit von Wissenschaftlern auf dem Gebiet der Verhaltensforschung und von Infektionskrankheiten ist dabei ein wichtiges Instrument, solche Erkenntnisse zu gewinnen“, betonen Christophe Boesch vom Max-Planck-Institut und Georg Pauli, vom Zentrum Biologische Sicherheit im RKI (ZBS).

Die Forscher berichten über ihre Ergebnisse in der aktuellen Ausgabe des Wissenschaftsmagazins Nature.

(idw – Robert Koch-Institut, 22.07.2004 – DLO)

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