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Neurobiologie

Raucher haben weniger graue Zellen

Wissenschaftler bestätigen: Je mehr blauer Dunst, desto dünnere Großhirnrinde

Brennende Zigarette © Tomasz Sienicki / GFDL

Wie hängt die Struktur des Gehirns mit der Nikotinsucht zusammen? Diese Frage haben jetzt deutsche Forscher näher untersucht – mit überraschenden Ergebnissen. Denn eine bestimmte Region des cerebralen Kortex, also der Großhirnrinde, ist bei Rauchern dünner als bei Menschen, die niemals in ihrem Leben Zigaretten oder Zigarren konsumiert haben. Diese Region ist für die Belohnung, die Impulskontrolle und das Treffen von Entscheidungen relevant.

Ob nun Rauchen dazu führt, dass diese Hirnregion dünner wird, oder ob Personen, die von Natur aus eine dünnere Kortexregion haben, häufiger zum Rauchen neigen, kann erst durch weitere Untersuchungen geklärt werden, so die Wissenschaftler der Charité – Universitätsmedizin Berlin und der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) weiter.

Zusammenhang zwischen kortikaler Dicke und Nikotinsucht untersucht

Um den Zusammenhang zwischen kortikaler Dicke und Nikotinsucht zu analysieren, untersuchten die Forscher in ihrer neuen Studie die Gehirne von 22 Rauchern und 21 Menschen, die noch nie in ihrem Leben geraucht haben, mit Hilfe eines Magnetresonanztomographen.

Die Messungen wurden im Berliner Institut der PTB durchgeführt und lieferten hoch aufgelöste, dreidimensionale Bilder der Struktur des Gehirns. Die individuelle Dicke des Kortex konnte anhand dieser Daten durch ein spezielles Auswertungsverfahren in der Charité bestimmt werden.

Beim Vergleich beider Versuchsgruppen wurde den Wissenschaftlern zufolge deutlich, dass die Dicke des so genannten medialen orbitofrontalen Kortex bei Rauchern im Durchschnitt geringer war als bei den Niemals-Rauchern. Die Dicke dieser Region war umso geringer, je höher der tägliche Zigarettenkonsum war und je länger die Versuchsteilnehmer in ihrem Leben bereits geraucht hatten.

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Normalisiert Rauchstopp das Gehirn?

Ursache und Wirkung sind nach Angaben der Wissenschaftler jedoch noch unklar. Zwar ist aus Tierversuchen bekannt, dass Nikotin die Entwicklung des Gehirns verändert und zu einer Schädigung von Nervenzellen führt. Allerdings kann nicht ausgeschlossen werden, dass die verminderte Dicke der frontalen Kortexregion, die bei den Versuchsteilnehmern gefunden wurde, schon vorhanden war, bevor sie mit dem Rauchen begonnen haben. Möglicherweise handelt es sich um eine Prädisposition, also eine genetisch bedingte Anlage, für die Nikotinsucht, so die Forscher.

In einem nächsten Schritt wollen die Wissenschaftler nun herausfinden, ob sich die Hirnstruktur von Rauchern wieder normalisieren kann, wenn sie das Rauchen aufgeben.

(idw – Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB), 05.10.2010 – DLO)

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