Bei aktuellen Untersuchungen zu den Grabdenkmälern und Friedhöfen der antiken Metropole Pergamon an der Westküste der Türkei haben Archäologen Anfang September die Grabkammer eines hellenistischen Grabhügels entdeckt. Sie stammt aus der Zeit der Königsherrschaft der so genannten Attaliden im 3. bis 2. Jahrhundert vor Christus.
Die Grabkammer ist den Wissenschaftlern des Deutschen Archäologischen Instituts zufolge vermutlich schon seit vielen Jahren von Raubgräbern aufgesucht worden. Durch deren illegale Grabungen wurde die höchst qualitätvolle Quaderarchitektur der Kammer schwer in Mitleidenschaft gezogen.
Sarkophag unter Grabungsschutt entdeckt
So zerschlugen Unbekannte beispielsweise mutwillig einen Flügel der steinernen Grabtüre, die für Nachbestattungen mit einem Schloss versehen war und die metallene Beschläge und Nägel in Stein imitiert. Zur großen Überraschung der Archäologen konnten sie dagegen den Sarkophag unter Grabungsschutt noch in seiner originalen Position ausfindig machen.
Der Deckel war nach Angaben der Wissenschaftler vielleicht schon in antiker Zeit aufgebrochen worden, aber es fanden sich noch die Reste des Skeletts eines über vierzigjährigen Mannes. Von den Grabbeigaben konnte glücklicherweise noch ein Tongefäß geborgen werden, das sich in die zweite Hälfte des 3. Jahrhunderts v. Chr. einordnen lässt.
Prominenter Grabinhaber
Dank dieser Datierung und der gut erhalten Gewölbearchitektur wird die Grabkammer zu einem wichtigen Referenzpunkt der Architekturgeschichte des Hellenismus werden, so die Forscher.
Die Qualität der Anlage und ihre prominente Platzierung auf einem Hügel nordöstlich des Stadtberges von Pergamon lassen auf eine bedeutende Persönlichkeit als Grabinhaber schließen, den der Leiter der Pergamongrabung, Professor Felix Pirson, im engsten Umfeld der pergamenischen Königsfamilie vermutet.
Abtransport ins Museum von Bergama
Um die noch erhaltenen Reste der Grabtüre vor Diebstahl oder weiteren Zerstörungen zu bewahren, ist sie mit einem Helikopter des Umwelt- und Forstministeriums in das Museum von Bergama gebracht worden. Dort wird sie in Zukunft die wichtige Sammlung pergamenischer Altertümer weiter bereichern.
(idw – Deutsches Archäologisches Institut, 04.10.2010 – DLO)