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Ökologie

Wissenschaftler warnen vor Serengeti-Straße

Dramatische ökologische und ökonomische Konsequenzen für Weltnaturerbe

Geplante Straße durch den Serengeti Nationalpark (rot) und alternative Südroute (Geld). Wanderungrouten der Wildtiere sind in grün markiert. © ZGF

Mitten durch die Serengeti, Weltnaturerbe und Heimat von Millionen Wildtieren, soll nach Willen des tansanischen Präsidenten Jakaya Kikwete ab 2012 eine zweispurige Fernstraße gebaut werden. Die Trasse schneidet den nördlichen Teil des Gebiets völlig ab und verhindert damit auch die berühmte Wanderung der Gnus. In „Nature“ haben jetzt auch 27 renommierte Wissenschaftler gegen die ökologisch und ökonomisch vereehrenden Pläne protestiert.

Im Juli 2010 sorgte Jakaya Kikwete, Präsident von Tanasania für einen internationalen Eklat. Er kndigte an, noch im Jahr 2012 Bulldozer in die Serengeti zu schicken, um dort eine Fernstraße quer durch das Naturschutzgebiet und UNESCO Weltnaturerbe zu bauen. Die Straße führt in Ost-West-Richtung durch das Schutzgebiet und schneidet damit Masai Mara von den südlich liegenden Nationalparkls Serengeti und Ngorongo ab.

Die Finanzierung ähnlicher Pläne war bereits in den 1980er Jahren von der Weltbank abgelehnt worden, in den 1990er bescheinigten externe Berater einem solchen Vorhaben große Schäden und einen zu hohen Preis gegenüber den resultierenden Transportvorteilen. Diesmal jedoch scheint Kikwete fest entschlossen, den Plan umzusetzen, Markierungen entlang der vorgesehenen Trasse stehen bereits.

Naturschutzorganisationen protestieren seit bereits Bekanntwerden der Pläne vehement gegen die ökologisch fatale Trassenführung. Jetzt haben auch 27 Wissenschaftler und Naturschutzexperten in einem Artikel im Wissenschaftsmagazin Nature offen gegen das Straßenprojekt ausgesprochen. Andrew Dobson, Professor für Ökologie und evolutionäre Biologie an der Princeton Universität und seine Mitautoren warnen klar vor den ökologischen und ökonomischen Konsequenzen, die eine solche Straße quer durch dieses einzigartige Wildnisgebiet und Weltnaturerbe Serengeti haben würde.

Wanderung der Gnus in der Serengeti © Felix Borner, ZGF

Routen für Tierwanderung angeschnitten

Die Autoren sehen eine ökologische Katastrophe kommen, wenn den 1,3 Millionen wandernden Gnus ihre Route im Norden abgeschnitten und somit der Zugang zum Wasser in der Trockenzeit verwehrt wird. Der daraus resultierende Rückgang der Gnubestände auf geschätzte wenige Hunderttausend könnte den Zusammenbruch des Ökosystems bedeuten, mit signifikantem Artenrückgang, großen Buschbränden und in der Folge einem deutlichem Rückgang des Tourismus. Hinzu kommt, so die Befürchtung der Experten, dass „das System kippen könnte, von einer Kohlenstoffsenke hin zu einem CO2 emittierenden System.“

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Wirtschaftliche Folgen durch ausbleibenden Tourismus

Darüber hinaus weisen Dobson und Kollegen auch auf das ökonomische Desaster hin, das Tansania sowie dem Nachbarland Kenia mit dem Straßenbau drohen könnte. Beide Länder hängen stark vom Tourismus im Serengeti Nationalpark und des Masai Mara Schutzgebietes ab. In Tansania kommen rund 23 Prozent der Deviseneinnahmen aus dem Tourismus. Dieser würde sicherlich deutlich zurückgehen, wenn die legendäre Migration in der Serengeti zusammenbricht.

Alternative Trasse im Süden vorgeschlagen

Mit Hinweis auf Daten und Erfahrungen aus anderen Schutzgebieten, die sich nach ähnlichen Bauprojekten dramatisch verändert haben, unterstützen die Autoren den Vorschlag einer alternativen Trassenführung, die die Serengeti im Süden umfahren würde. Auch wenn die Südroute natürlich nicht frei von ökologischen Konsequenzen ist, würde sie nach Meinung der Autoren „den ökonomischen wie ökologischen Schaden minimieren und den Nutzen für die wirtschaftliche Entwicklung und die Infrastruktur maximieren.“ Markus Borner, Afrikadirektor der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt und einer der Mitautoren erklärt: „Von der Südroute hätten rund 2,3 Millionen Menschen etwas, durchfährt man die Serengeti im Norden, wären es nur etwa 431.000.“

(Zoologische Gesellschaft Frankfurt / Nature, 16.09.2010 – NPO)

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