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Klima

Klima: 2000-2010 wärmstes Jahrzehnt der Geschichte

Neuer Bericht belegt erneut Erwärmung der letzten 50 Jahre

Temperaturanomalien 2009 gegenüber langjährigem Mittel (oben) und 2009 gegenüber 2008 © NOAA

Erneut hat eine internationale Gruppe von mehr als 300 Klimaforschern bestätigt, dass alle Indikatoren des irdischen Klimasystems in Richtung „warm” deuten. Im jährlich erscheinenden Bericht „State of the Climate“, einer Art „Mini-IPCC-Bericht“ belegen sie, dass das letzte Jahrzehnt erneut das wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen war und dass der Trend zur Erwärmung ungebrochen weiter anhält.

Die amerikanischen National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) veröffentlicht jährlich einen Bericht zum Zustand des Weltklimas, quasi eine Art Mini-Ausgabe der IPCC-Berichte. Zu dem jetzt für 2009 neu erschienen Bericht haben mehr als 300 Wissenschaftler aus 160 Arbeitsgruppen in 48 Ländern beigetragen. Er basiert auf Wetter- und Klimadaten aus zahlreichen, unabhängigen Quellen, die zu zehn globalen Indikatoren zusammengefasst wurden.

Einzigartige Kombination von unabhängigen Daten

„Zum ersten Mal und in einer bezwingenden Kombination bringt die Analyse Beobachtungsdaten zusammen, die von der obersten Atmosphäre bis in die Tiefe des Ozeans reichen“, erklärt Jane Lubchenco von der amerikanischen National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA). „Die Daten stammen von zahlreichen Institutionen weltweit, die Werte verschiedener Quellen nutzen, darunter Satelliten, Wetterballons, Wetterstationen, Schiffe, Bojen und Feldstudien. Diese unabhängig voneinander erzeugten Belege führen alle zu der gleichen Schlussfolgerung: Unser Planet erwärmt sich.“

Die zehn Indikatoren und ihre Trends © NOAA

Alle Indikatoren deuten auf „warm“

Tatsächlich zeigen sieben der Indikatoren einen deutlichen Anstieg: die Lufttemperatur über Land, die Meeresoberflächentemperatur, die Lufttemperatur über den Meeren, die Meeresspiegel, die Luftfeuchtigkeit sowie die Temperatur in der Troposphäre, der aktiven Wetterschicht der Erdatmosphäre. Die drei restlichen Indikatoren sind in den letzten 50 Jahren gesunken, was aber ebenfalls auf eine Erwärmung hindeutet: die Fläche des arktischen Meereises, die Ausdehnung der Gletscher sowie die Schneebedeckung im Frühjahr auf der Nordhalbkugel.

Langfristiger Trend erfasst

„Trotz der Variabilität durch Kurzzeitschwankungen, illustriert die Analyse, die für diesen Report durchgeführt wurde, warum wir so überzeugt davon sind, dass sich die Welt erwärmt“, erklärt Peter Stott, Leiter der Abteilung für Klimaüberwachung des britischen Hadley Centre. „Wenn wir uns die Lufttemperaturen und andere Indikatoren des Klimas anschauen, sehen wir Höhen und Tiefen in den jährlichen Daten aufgrund der natürlichen Variabilität. Ein Verständnis des Klimas aber erfordert die Betrachtung des langfristigen Verlaufs. Wenn wir die Trends von Dekade zu Dekade mit Hilfe multipler Datensätze und unabhängiger Analysen aus der ganzen Welt verfolgen, sehen wir klare und unmissverständliche Anzeichen für eine sich erwärmende Erde.“

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Wärmer von Jahrzehnt zu Jahrzehnt

Die Auswertungen zeigen, dass jedes der letzten drei Jahrzehnte deutlich wärmer war als das vorangegangene. Zu seiner Zeit galten die 1980er Jahre als die wärmste Dekade seit Beginn der Klimaaufzeichnungen. In den 1990er Jahren aber war dann jedes Jahr wärmer als der Durchschnitt des vorhergehenden Jahrzehnts. Die 2000er Jahre waren dann noch einmal ein wenig wärmer als die 1990er.

„Der Temperaturanstieg von einem Grad Fahrenheit über die letzten 50 Jahre hinweg mag gering erscheinen, aber er hat bereits unseren Planeten verändert“, so Deke Arndt, Leiter der Klimaüberwachung am National Climatic Data Center der NOAA. „Gletscher und Meereis schmelzen, Starkregen werden immer intensiver und Hitzewellen immer häufiger. Und, wie uns der neue Bericht zeigt, gibt es jetzt Belege dafür, dass mehr als 90 Prozent der Erwärmung der letzten 50 Jahre vom Ozean aufgenommen wurden.“

In ihrem Bericht heben die Wissenschaftler hervor, dass sich die menschliche Gesellschaft tausende von Jahren unter relativ stabilen klimatischen Verhältnissen entwickelt habe, aber jetzt ein neuer Satz klimatischer Bedingungen Formen annehme. Diese Bedingungen werden generell wärmer sein und in einigen Regionen auch stärker durch Extremwetter wie Dürren, sintflutartigen Regenfällen und starke Stürme geprägt.

(NOAA, 02.08.2010 – NPO)

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