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Energie

Energieprognose bis 2030: Klimaziele sind haltbar

Energieverbrauch sinkt, Anteil der Erneuerbaren steigt

Bis 2030 wird der Energieverbrauch in Deutschland deutlich abnehmen, der Anteil der erneuerbaren Energie steigt – zu diesem Schluss kommt eine im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWI) erstellte Studie zur zukünftigen Entwicklung der Energiemärkte. Dieser Prognose nach werden die im Kyoto-Protokoll festgestellten Klimaschutzziele ohne Probleme erreicht, nicht jedoch die Ziele einer höheren Energieproduktivität.

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Wie werden sich Angebot und Nachfrage nach Energie in Deutschland bis zum Jahr 2030 entwickeln? Und welche Energieträger werden hier eine wichtige Rolle spielen? Diese Fragen hat die Studie „Die Entwicklung der Energiemärkte bis 2030 – Energieprognose 2009“ jetzt untersucht. Sie wurde erstellt vom Institut für Energiewirtschaft und Rationelle Energieanwendung (IER) der Universität Stuttgart im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWI).

Abnehmender Energieverbrauch

In ihrer Studie kommen die Wissenschaftler zu dem Ergebnis, dass der Energieverbrauch in Deutschland bis zum Jahr 2030 in allen Sektoren abnehmen wird – auch nach Überwindung der Wirtschaftskrise. Bis zum Jahr 2020 um sinkt der Primärenergieverbrauch um 14 Prozent gegenüber

2007, bis zum Jahr 2030 sogar um 21 Prozent. Ein wesentlicher Grund dafür ist eine rückläufige Wärmenachfrage, die insbesondere aus der steigenden Energieeffizienz im Gebäudebestand resultiert.

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Damit einher geht eine jährliche Steigerung der gesamtwirtschaftlichen Energieproduktivität um zwei Prozent. Diese stellt das Verhältnis von Bruttoinlandsprodukt zu Primärenergieverbrauch dar. Bis 2020 steigt die Energieproduktivität um circa 83 Prozent gegenüber 1990.

Erneuerbare Energien in Aufwind

Gleichzeitig steigt der Anteil erneuerbarer Energien am Primärenergieverbrauch und in der Stromerzeugung deutlich. Ausgehend von einem Anteil am Primärenergieverbrauch von sieben Prozent im Jahr 2007 wächst deren Beitrag bis 2020 auf rund 13,5 Prozent und weiter auf 17 Prozent im Jahr 2030. Der Anteil der Erneuerbaren an der Stromerzeugung wird von rund 14 Prozent im Jahr 2007 bis 2020 auf 27 Prozent steigen und 2030 mehr als 36 Prozent betragen. Dies setzt allerdings, so die Wissenschaftler, eine Erschließung des Offshore-Wind-Potenzials voraus. 2030 könnten 54 Prozent des Windstroms bereits in solchen Anlagen erzeugt werden.

Der Strompreis für Haushaltskunden nimmt bis 2012 auf rund 23 Cent pro Kilowattstunde zu. Dieses Niveau wird, abgesehen von leichten Schwankungen, bis zum Jahr 2030 gehalten. Die Höhe der Strompreise für Endkunden wird wesentlich durch die Erzeugungskosten, aber auch durch die gesetzlichen Abgaben und Steuern bestimmt. Der Anteil der EEG-Umlage am Haushaltsstrompreis

steigt von 9,3 Prozent im Jahr 2012 auf 11,7 Prozent im Jahr 2030.

Deutschland erreicht Reduktionsziele

Demgegenüber geht die Nutzung fossiler Energieträger künftig zurück. So sinkt der Verbrauch an Stein- und Braunkohle bis 2030 um knapp 35 Prozent, von 3.602 Petajoule im Jahr 2007 auf rund 2.347 Petajoule bis 2030. Damit hat Deutschland keine Probleme, seine im Rahmen des Kyoto-Abkommens eingegangene Reduktionsverpflichtung beim Treibhausgasausstoß von 21 Prozent zu erfüllen beziehungsweise deutlich zu übertreffen: Im weiteren Verlauf bis 2030 sinken die Emissionen kontinuierlich, so dass die Minderung gegenüber 1990 im Jahr 2020 circa 34 Prozent und bis zum Jahr 2030 rund 44 Prozent beträgt.

Atomkraft: Auswirkungen von Laufzeitzeit-Verlängerungen

Als Variante betrachteten die Forscher in ihrer Studie auch der Einfluss einer Laufzeitverlängerung für bestehende Kernkraftwerke. Dabei zeigte sich, dass die verlängerte Laufzeit durchaus positive energie- und volkswirtschaftliche Effekte mit sich bringen kann. Dies gilt sowohl für die Steigerung von Wertschöpfung, Produktionsmengen und Beschäftigung, als auch für die Reduktion der CO2-Zertifikats- und der Strompreise.

Die Laufzeitverlängerung trägt nach Ansicht der Forscher zu einer insgesamt höheren Energieversorgungssicherheit bei und führt zu niedrigeren Treibhausgasemissionen in Deutschland. Der Ausbau erneuerbarer Energien würde ihren Angaben nach durch die verlängerte Kernenergienutzung hingegen nicht beeinträchtigt. nicht berücksichtig wurdenbei diesen Betrachtungen allerdings die möglichen Risiken und Sicherheitsgefahren durch den Weiterbetrieb alter Reaktoren.

Ziel höherer Energieproduktivität verfehlt

Nicht erreicht wird laut Studie das nationale Ziel, bis 2020 den Anteil des Stroms aus Kraft-Wärme-Kopplung an der Stromerzeugung gegenüber 1990 auf 25 Prozent zu verdoppeln, ebenso wenig die „Verdopplung der Energieproduktivität“ zwischen 1990 und 2020. Allerdings setzt dieses sehr ambitionierte Ziel für die Zeit von 2005 bis 2020 eine jährliche Steigerung der Energieproduktivität von rund drei Prozent voraus, während zwischen 1990 und 2008 im Schnitt lediglich 1,84 Prozent erreicht wurden.

Trends setzen sich auch bis 2050 fort

Die in der Studie bis 2030 beschriebenen Entwicklungstrends bei der Energieversorgung setzen sich nach Angaben der Wissenschaftler nach auch nach 2030 fort. So kommt es zu einer weiteren deutlichen Steigerung der Energieproduktivität. Bis 2050 sinkt der Primärenergieverbrauch in Deutschland auf unter 10.000 Petajoule – bei gleichzeitiger Steigerung der wirtschaftlichen Leistung. Auch die Verschiebung in der Struktur des Primärenergieverbrauchs hin zu Erneuerbaren Energien auf Kosten von fossilen Energieträgern hält nach 2030 an.

Der CO2-Ausstoß in Deutschland verringert sich unter den Rahmenannahmen der Referenzprognose bis 2050 sogar um 65 Prozent gegenüber 1990. Dabei spielt die Anwendung von Technologien zur

CO2-Abscheidung und Speicherung im Kraftwerkspark sowie in der Industrie eine wichtige Rolle.

Weitere an der Studie beteiligte Projektpartner waren das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI), Essen, und das Zentrum für Europäische Wirtschaftforschung (ZEW), Mannheim. Die vollständige Studie mit Begleitmaterial sowie eine Kurzfassung der wichtigsten Ergebnisse können hier abgerufen werden.

(Universität Stuttgart, 22.07.2010 – NPO)

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