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Astronomie

Asteroid verfinstert Stern

Okkultation von Delta Ophiuchi heute Nacht mit bloßem Auge sichtbar

Asteroid verfinstert Stern © Stellarium

Heute Nacht ist am Himmel ein extrem seltenes Schauspiel zu beobachten: Ein Asteroid fliegt direkt vor dem Stern Delta Ophiuchi vorbei und verfinstert ihn dabei für kurze Zeit. Diese so genannte Okkultation ist die einzige mit bloßem Auge beobachtbare in diesem Jahrhundert. Sie ist auch von Teilen Deutschlands aus zu sehen.

Im Prinzip ist eine Okkultation nichts anderes als eine Art Sonnenfinsternis: die Verdeckung eines Sterns durch einen davor vorbeiziehenden Himmelskörper. Nur dass es im Falle dieser Okkultation nicht der Mond ist, der vor der Sonne vorbei zieht, sondern ein Asteroid, der den Stern Delta Ophiuchi, den vierthellsten Stern im Sternbild Schlangenträger, passiert. Der Stern, der auch den Eigennamen Yed Prior (arabisch „vordere Hand“) trägt, ist mit 2,7 Magnituden einer der relativ hellen Sterne am Sommerhimmel. Er liegt rund 170 Lichtjahre von uns entfernt.

In „nur“ 300 Millionen Kilometern Entfernung von der Erde wird dagegen der Asteroid (472) Roma am Himmel vorüber ziehen. Der rund 50 Kilometer große Asteroid wurde bereits im Jahr 1901 vom italienischen Astronomen Luigi Carnera entdeckt. Mit einer Geschwindigkeit von rund neun Kilometern pro Sekunde wird er in der Nacht vom 8. zum 9. Juli 2010 vor Delta Ophiuchi vorbei wandern und den Stern dabei maximal 5,6 Sekunden verdunkeln.

Sichtbarkeitspfad für Deutschland © IOTA-ES

Sichtbar vom Ruhrgebiet bis an die Ostsee

Zu sehen ist das Ereignis in einem rund 50 bis 70 Kilometer schmalen Sichtbarkeitspfad, der von Bolivien über den Atlantik und Spanien bis nach Finnland führt. In Deutschland erstreckt sich der Pfad von südlich des Ruhrgebiets über Bremen und Hamburg bis hinauf an die Ostsee. Die Okkultation ist an der Ostseeküste gegen 23:57:30 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit, an der deutsch-belgischen Grenze gegen 23:57:59 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit zu beobachten. Der Stern Delta Ophiuchi steht dabei zum Zeitpunkt der Verfinsterung in einer Höhe von rund 30 Grad über dem süd-südwestlichen Horizont.

Der Himmel über Zentraleuropa am 8. Juli 2010 © ESA, created with Guide 8 by Project Pluto

Jahrhundertereignis bietet einmalige Beobachtungsmöglichkeiten

Okkultationen sind per se nichts seltenes, aber die allermeisten von ihnen sind nur mit hochauflösenden Teleskopen zu beobachten. Eine mit bloßem Auge sichtbare Verdeckung eines hellen Sterns wie Delta Ophiuchi ist dagegen ein Jahrhundertereignis. Für Astronomen sind Okkultationen eine gute Möglichkeit, mehr über die verdeckenden Objekte herauszufinden. Da insbesondere Asteroiden klein und dunkel sind und sich daher kaum vom Weltraumhintergrund abheben, ist dies oft die einzige Chance, Eigenschaften wie beispielsweise ihre Größe genauer zu ermitteln. Da die Geschwindigkeit der meisten Objekte genau bekannt ist, verrät die Dauer der Okkultation ihren Durchmesser.

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Die IOTA-ES, die europäische Abteilung der internationalen Organisation zur Beobachtung von Okkultationen, hat Amateurastronomen dazu aufgerufen, ihre Beobachtungsdaten einzureichen, um so möglichst viele Messungen zu erhalten. Sollten mehr als 400 Astronomen diesem Aufruf folgen, könnte Roma-Ophiuchi zur best-beobachtetsten Okkultation in der Astronomiegeschichte werden.

(ESA/IOTA-ES, 08.07.2010 – NPO)

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