Anzeige
GeoUnion

Ein Jahr nach der Flut

Schlammschichten als "Geschichtsbuch"

Flutaue © Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei

Schlamm und Dreck überall und doch Glück im Unglück. Die Schlammschicht, die teilweise Zentimeterdick auf den Feldern und Auen liegenblieb ist nicht so stark mit Schadstoffen belastet wie zunächst angenommen. Grund zur Entwarnung ist das aber noch nicht. Denn nicht nur Jahrhunderthochwasser bringen mit Schadstoffen angereicherten Schlamm in die Elbeniederungen. Seit dem Ende der Eiszeit vor 10.000 Jahren haben tausende von Überschwemmungen dicke Schichten von Schlamm und Schlick angelagert. Die Häufigkeit von extremen Hochwässern nimmt durch den Einfluss des Menschen allerdings zu. Die von den Fluten zurückgelassenen Schichten und ihre Abfolge verraten viel über die Vergangenheit der Elbeauen. Dr. René Schwartz vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei vergleicht die Schichten mit einem Geschichtsbuch: "Das Extremhochwasser vom August 2002 ist in diesem Buch lediglich eine neue Seite, ein Kapitel, wenn auch aus Sicht der Menschen ein bedeutsames."

Ver-Füttern verboten

In der Elbe spielen besonders Dioxine, chlorierte Kohlenwasserstoffe, Quecksilber, Cadmium und Arsen eine Rolle. Die Schadstoffe sinken mit den Schwebteilchen aus dem Wasser zu Boden und verweilen dort. Daher stellen Auenböden eine Senke dar, in denen Stoffe aus dem Umlauf entfernt werden. Damit sind die Stoffe aber nicht unschädlich gemacht. Vor allem wenn Pflanzen sie aufnehmen und sie so in die Nahrungskette gelangen wird es gefährlich Sauerstoffgehalt und Säuregrad beeinflussen, wie viele Schadstoffe Pflanzen aus belasteten Böden aufnehmen. Stellenweise war die Belastung so hoch, dass die Grenzwerte der Futtermittelverordnung überschritten wurden. Dort gemähtes Gras darf zum Teil immer noch nicht als Grünfutter verwendet werden.

Forscher auf dem Äthiopischen Plateau © Solomon Gera, Ethiopian Geological Survey

Von Mensch zu Mensch: Schadstoffe kehren zurück

Je nachdem wie hoch die Flächen über der durchschnittlichen Flusshöhe liegen, werden sie mehr oder weniger oft überspült. Je häufiger sie unter Wasser stehen, umso mehr Schadstoffe sammeln sich an. Außerdem spielt die Strömung eine große Rolle. Seit etwa 150 Jahren reichern sich von Menschen eingeleitete Schadstoffe in den Böden an, da sie nur sehr langsam abgebaut werden. Die Böden zu entsorgen wäre sehr kostspielig und ökologisch nicht unbedingt sinnvoll. Dennoch muss sicher sein, dass Schwermetalle und andere Schadstoffe nicht in die Nahrungskette gelangen. Hoch belastete Flächen sollten daher anders genutzt werden. Weidenbäume nehmen viele Schwermetalle auf und wären daher eine Alternative. Dasselbe gilt für Pappeln, deren Holz zu Papier verarbeitet werden kann. Ferner muss untersucht werden, wie Weidetiere Schadstoffe direkt aufnehmen und wie sie über Milch und Fleischprodukten an den Menschen weitergegeben werden.

Wenn der Segen zum Fluch wird

Dabei bilden die Schwebstoffe, die die Hochwässer Jahr für Jahr in den Auen tragen die Grundlage für die ertragreichen Böden. Erst seit der Mensch die Elbe und andere Flüsse verschmutzt ist der nährstoffreiche Segen mit dem Fluch der Schadstoffe kombiniert. Erfreulich ist immerhin, dass das Wasser der Elbe im Vergleich zu DDR-Zeiten wesentlich sauberer ist, daher sind weniger Schadstoffe in den Auen abgelagert worden, als befürchtet. Doch ausruhen ist noch lange nicht angesagt. Es gilt die Belastung der Elbe und anderer Flüsse weiter zu senken. Quellen sind nicht nur industrielle Punkteinleitungen, sondern auch Bergbauhalden und Schadstoffe, die aus belasteten Böden wieder mobilisiert werden.

(Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei, 15.08.2003 – Kirsten Achenbach / DFG-Forschungszentrum Ozeanränder Bremen (RCOM))

Anzeige
Teilen:
Anzeige

In den Schlagzeilen

Diaschauen zum Thema

keine Diaschauen verknüpft

Dossiers zum Thema

keine Dossiers verknüpft

News des Tages

Bücher zum Thema

keine Buchtipps verknüpft

Top-Clicks der Woche