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Medizin

Zwölf genetische Risikofaktoren für Typ 2 Diabetes identifiziert

Einige Genorte auch für andere Erkrankungen relevant

Ein internationales Konsortium hat zwölf neue Genvarianten entdeckt, die einen Einfluss auf das individuelle Risiko für eine Typ 2 Diabetes-Erkrankung haben. Eine davon sitzt auf dem X-Geschlechtschromosom. Die jetzt in „Nature Genetics“ veröffentlichte Studie trägt dazu bei, die komplexe Entstehung dieser Volkskrankheit aufzuklären und könnte den Weg zu neuen Therapieansätzen ebnen.

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Typ 2 Diabetes ist eine Erkrankung des Glukosestoffwechsels. Charakteristisch ist, dass Wirkung und ausreichende Produktion des Hormons Insulin verloren gehen. Die Entstehungsmechanismen der Erkrankung sind nicht vollständig geklärt. Es ist jedoch bekannt, dass die Kombination von genetischen und Lebensstilfaktoren zu Diabetes führt. Allein in Deutschland ist diese Erkrankung derzeit bei mindestens sieben Prozent der Bevölkerung bekannt, das entspricht fast sechs Millionen Menschen. Zudem legen Studien zur Dunkelziffer des Diabetes nahe, dass mehrere Millionen Männer und Frauen in Deutschland an Diabetes leiden, dieser aber noch nicht diagnostiziert und somit unbehandelt ist.

Eine Genvariante auch auf dem X-Chromosom

Zur Aufklärung der genetischen Ursachen des Typ 2 Diabetes haben Wissenschaftler aus Deutschland, den USA, Großbritannien, Island und acht weiteren Ländern gemeinsam Daten von über 140.000 Studienteilnehmern untersucht. Dabei konnten zwölf genetische Risikofaktoren neu identifiziert

werden, von denen elf die Insulinproduktion beziehungsweise die Insulinwirkung beeinflussen.

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Erstmals wurde außerdem eine genetische Assoziation von Typ 2 Diabetes mit dem X-Chromosom nachgewiesen. Dies könnte ein erster Hinweis auf geschlechtsspezifische Unterschiede beim Diabetes-Risiko sein: Frauen besitzen zwei X-Chromosomen, Männer je ein X- und ein Y-Chromosom. Insgesamt sind nun 38 genetische Risikofaktoren für Typ 2 Diabetes mellitus bekannt.

Genorte auch relevant für andere Erkrankungen

„Ein wichtiger Befund der neuen Studie ist die Tatsache, dass ein Teil der Genorte, die mit einem erhöhtem Typ 2 Diabetes-Risiko verbunden sind, auch Risikovarianten für andere Erkrankungen wie zum Beispiel koronare Herzkrankheit, Autoimmun- oder Krebserkrankungen enthalten“, erklären Christian Herder und Wolfgang Rathmann, beide Arbeitsgruppenleiter am Deutschen Diabetes-Zentrum in Düsseldorf. „Dies deutet darauf hin, dass bestimmte Proteine für mehrere Erkrankungen gleichzeitig relevant sein könnten“.

„Wenn wir die genauen Ursachen der Volkskrankheit Typ 2 Diabetes kennen, können wir wirksamere Präventions- und Therapieansätze entwickeln“, so Thomas Illig, Arbeitsgruppenleiter am Institut für Epidemiologie des Helmholtz Zentrums München und einer der Korrespondenzautoren der Studie. Cornelia Huth, die die Auswahl der Studienteilnehmer und Analysen am Helmholtz Zentrum München maßgeblich betreut hat, ergänzt: „Nur eine so große Zahl an Probanden, wie in dieser gemeinsamen Studie erreicht, ermöglicht es uns, auch solche Faktoren mit großer statistischer Sicherheit zu identifizieren, die einzeln nur kleine Risiken zum Gesamtrisiko beitragen. Zur Aufklärung der Entstehungsmechanismen der Erkrankung sind aber auch diese kleinen Beiträge wichtig.“

(Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt, 28.06.2010 – NPO)

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