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Ökologie

Umfrage: Natur- und Artenschutz finden zu wenig Beachtung

Internationaler Tag der biologischen Vielfalt am 22. Mai 2010

53 Prozent der Deutschen sind der Ansicht, dass bei Entscheidungen über große Bauprojekte zu wenig Rücksicht auf den Natur- und Artenschutz genommen wird. In der Gruppe der unter 30-jährigen sowie der befragten Frauen sind sogar fast zwei Drittel dieser Meinung. Das sind die Ergebnisse einer vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) anlässlich des Internationalen Tags der biologischen Vielfalt am 22. Mai 2010 in Auftrag gegebenen Umfrage. Der Biodiversitäts-Tag steht dieses Mal unter dem Motto „Biologische Vielfalt für Entwicklung“.

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34 Prozent der Bevölkerung finden laut der Forsa-Befragung, bei solchen Entscheidungen werde der Natur- und Artenschutz angemessen berücksichtigt. Lediglich ein Zehntel der Deutschen meint, dass sogar zu viel Rücksicht auf den Naturschutz genommen wird.

Generell unterschätzen die Deutschen die Dramatik des Artensterbens, so ein weiteres Resultat der Umfrage unter 1.004 Bundesbürgern. Nur 15 Prozent der Interviewten nannten korrekt, dass sich die Anzahl der Tier- und Pflanzenarten weltweit pro Jahr zwischen 55.000 und 75.000 Arten verringert. 58 Prozent sind der Meinung, jährlich verschwinden zwischen 10.000 und 15.000 Arten, 23 Prozent der Befragten schätzen die Zahl der pro Jahr weltweit aussterbenden Arten auf bis zu 250.

Bund fordert Bildungsoffensive im Natur- und Artenschutz

Hubert Weiger, BUND-Vorsitzender: „Die Forsa-Umfrage zeigt, dass die Bevölkerung dem Naturschutz einen hohen Stellenwert zumisst. Hoffen lässt auch, dass vor allem junge Menschen Politik und Wirtschaft deutlich signalisieren, dass der Natur- und Artenschutz bei ihren Entscheidungen sehr viel stärker berücksichtigt werden muss.“ Das Unterschätzen der Dramatik des Artensterbens durch große Teile der Bevölkerung müsse der Bundesregierung Anstoß sein, eine Bildungsoffensive im Natur- und Artenschutz zu starten, sagte Weiger.

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Mit einer eigenen Kampagne werde der BUND zur besseren Vernetzung voneinander isolierter Lebensräume für Tiere und Pflanzen sorgen und das Bewusstsein dafür schärfen, dass der weltweite Artenverlust ebenso dramatische Folgen habe wie der Klimawandel. Die Kampagne soll die Hauptursache des Artenschwundes, die Zerstörung natürlicher Lebensräume durch Straßen, Bauprojekte und die industrielle Landwirtschaft stärker ins öffentliche Bewusstsein rücken.

Motivationsschub für alle Naturschützer

Insgesamt waren 92 Prozent der von Forsa Befragten der Ansicht, dass ihnen Erhalt und Schutz der Artenvielfalt wichtig sind. 52 Prozent sagen sogar, das sei ihnen sehr wichtig. Nur sieben Prozent meinen, es sei ihnen weniger wichtig. Lediglich ein Prozent der Deutschen sagen, der Natur- und Artenschutz sei für sie überhaupt nicht wichtig.

Weiger: „Für 92 von hundert Befragten ist die Bewahrung der Artenvielfalt eine wichtige Angelegenheit. Das ist ein zusätzlicher Motivationsschub für alle Naturschützer. Auch auf politischer Ebene werden wir alles dafür tun, den Erhalt der biologischen Vielfalt ganz oben auf die Agenda zu setzen. Fortschritte muss vor allem die Welt-Naturschutzkonferenz im Oktober im japanischen Nagoya bringen.“

Biodiversitäts-Ziel nicht erreicht

2010 wurde von den Vereinten Nationen zum Jahr der Biodiversität erklärt. Ziel ist es, auf die weltweite Gefährdung vieler Tier- und Pflanzenarten sowie ihrer Lebensräume aufmerksam zu machen. Europa hatte sich verpflichtet, bis 2010 den Verlust seiner biologischen Vielfalt zu stoppen. Dieses Vorhaben wurde jedoch nicht erreicht.

Aktionstage in 35 Ländern werben für den Wert der Natur

Bundesumwelt- und Bundesentwicklungsministerium haben auch deshalb gemeinsam weltweit zu Aktionstagen aufgerufen. Möglichst vielen Menschen soll die Vielfalt der Natur, ihre Bedeutung als Grundlage unserer Existenz und ihr oft unterschätzter wirtschaftlicher Wert noch näher gebracht werden.

Bundesumweltminister Norbert Röttgen: „Naturschutz ist kein Luxus, sondern überlebensnotwendig für eine schnell wachsende Menschheit. Natur liefert uns Nahrung, sauberes Wasser, Medikamente, Energie. Alle natürlichen Serviceleistungen zusammen sind eine große Lebensversicherung – und verbessern unsere Lebensqualität. Mit den Aktionstagen wollen wir die Menschen vor Ort erreichen, sie Natur erleben lassen und so ihr Verständnis für den Schutz der biologischen Vielfalt erhöhen.“

Biodiversität kein Nischenthema

Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel zum Auftakt der Aktionstage: „Biodiversität ist kein Nischenthema für Naturliebhaber. Unser Leben und unsere Erwerbsquellen hängen von ihr ab. Der Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlage ist im ureigensten Interesse jedes Menschen. Wir brauchen die Vielfalt in der Landwirtschaft und artenreiche Meere für die Sicherung unserer Ernährung. Wir brauchen intakte Wälder für die Trinkwasserversorgung, saubere Luft und die Regulierung des Klimas. Die biologische Vielfalt ist die Schatzkammer der Medizin. Das Einkommen vieler Menschen entsteht aus der Nutzung biologischer Ressourcen. Vor allem für arme Menschen in Entwicklungsländern ist biologische Vielfalt überlebenswichtig.“

Initiativen aus 35 Ländern beteiligen an der globalen Aktion, um das öffentliche Verständnis von „Biologischer Vielfalt für Entwicklung“ zu fördern: Anfang Mai fanden die ersten Aktionstage in Peru und auf den Philippinen statt. Mitte Juni endet die Aktion mit Aktivitäten in Deutschland und der Schweiz. Dazwischen liegen Exkursionen in die Welt der Vielfalt auf vier Kontinenten: Vom Andenhochland durch das Amazonastiefland, durch Mittel- und Hochgebirge, Trocken- und Sumpfgebiete bis in Küstenzonen, auf Vulkane, in Wälder, Höhlen und Schluchten machen Experten und Laien sich auf die Suche nach dem Wert der Natur.

(BUND/BMU, 21.05.2010 – DLO)

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